Teichmuscheln (Anodontinae)

  Schild Wirbel (Umbonen) Vorne Hinten Oben Unten
Schale einer Gemeinen Teichmuschel (Anodonta anatina).
Für die wichtigsten Fachbegriffe einer Muschelschale mit der
Maus über einzelne Teile der linken Schalenhälfte fahren!
 
Die Innenseite der Schale ist bei der Gemeinen Teichmuschel
nur mit wenig Perlmutt verkleidet.
Bilder: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).

Zu den Teichmuscheln gehören die größten einheimischen Süßwasser-Muscheln. Die Große Teichmuschel oder Schwanenmuschel, Anodonta cygnea, wird bis zu 200 mm lang!

Wie ihr Name schon sagt, sind die Teichmuscheln Bewohner ruhiger, oft pflanzenreicher Gewässer, meist sind sie auf dem Grund von Seen, Teichen oder Weihern zu finden, wenn nicht dort, dann in den Ruhezonen von Flüssen, wie z.B. Strombuchten oder Buhnen.

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Gemeine Teichmuschel oder Entenmuschel - Anodonta anatina (Linnaeus 1758).

Beschreibung: Die Schale der Gemeinen Teichmuschel ist rhombisch oval. Der Schild ist meist deutlich ausgeprägt, stark dreieckig gewinkelt. Der hintere Rand der Schale fällt konkav ab, der untere Rand ist konvex. Die Entemuschel weist an ihren Wirbeln eine Spiralskulptur aus die Zuwachsstreifen kreuzenden Fältchen auf. Die Schale ist meist dick. Die Innenseite der Schale ist stumpf weißlich grau.

Der Einströmsipho ist breit, mit kurzen Papillen.

Maße: L: 76 - 95 mm; H: 49 - 60 mm; D: 28 - 29 mm. Information: Abkürzungen


Aus- und Einströmsipho einer Gemeinen Teichmuschel (Ano-
donta anatina
). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.
 

Lebensweise und Verbreitung: Die Gemeine Teichmuschel bewohnt von allen einheimischen Großmuscheln das breiteste Spektrum an Gewässertypen: Langsam fließende bis stehende Gewässer mit schlammigem bis grob sandigem Untergrund in einer bevorzugten Gewässertiefe zwischen zwei und acht Metern. Das Alter, das eine Gemeine Teichmuschel erreichen kann, ist unterschiedlich und hängt erheblich von Umweltfaktoren ab: In nährstoffreichen Gewässern wächst die Muschel schnell heran, erreicht aber nur ein vergleichsweise geringes Alter von bis zu fünf Jahren. In kalten, nährstoffarmen Gewässern hingegen wird sie in diesem Alter erst geschlechtsreif und kann bis zu 15 Jahre alt werden.

Die Gemeine Teichmuschel vermehrt sich, wie alle Unioniden, über Glochidien, von denen sie im Frühjahr zwischen Jänner und April 300.000 bis 400.000 ins Wasser abgibt. Allerdings ist diese Teichmuschelart, im Gegensatz zu den meisten anderen Großmuscheln getrennt geschlechtlich. Die Befruchtung findet schon im Sommer statt. Die Glochidien entwickeln sich in Kiementaschen in der Mantelhöhle des Muttertiers und werden erst im Folgejahr ausgesetzt. Die Glochidien der Teichmuscheln verfügen über einen kräftigen Haken, mit dem sie sich am Wirtsfisch festklammern können.

Anders als viele Flussmuscheln (z. B. die Bachmuschel, Unio crassus) ist die Gemeine Teichmuschel nicht besonders wirtsspezifisch - als Wirtsfische sind Aal, Aitel, Bachforelle, Dreistachliger Stichling, Flussbarsch, Gründling, Güster, Hasel, Hecht, Koppe, Meerforelle, Moderlieschen, Nerfling, Regenbogenforelle, Rotauge, Rotfeder, Schleie, Sonnenbarsch, Stint und Zander bekannt.

In der Roten Liste Österreich wird die Gemeine Teichmuschel mit der Gefährdungsstufe 3 - 4 (Gefährdet, möglicherweise potentiell gefährdet), angegeben.

In der älteren Literatur wird diese mit der folgenden Art oft als Anodonta piscinalis Nilsson angegeben.

Große Teichmuschel oder Schwanenmuschel - Anodonta cygnea (Linnaeus 1758).

 
Große Teichmuschel (Anodonta cygnea).
Bild:
© Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).

Beschreibung: Die Große Teichmuschel ist die größte einheimische Muschel. Große Teichmuscheln erreichen ein Alter von mehr als 10 Jahren.

Ihre Schale ist breit oval bis lang gestreckt oval, sehr gewölbt. Der Schild ist wenig ausgeprägt. Die Wirbel (Umbonen) weisen elliptische Fältchen parallel zu den Anwachsstreifen auf. Die Schale ist meist dünn, auf der Innenseite ist sie stark perlmutterglänzend.


Aus- und Einströmsipho einer Großen Teichmuschel (Anodonta
cygnea
). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.
 

Der Einströmsipho ist schmal, mit langen Papillen.

Maße: L: 175 - 200 mm; H: 84 - 120 mm; D: 52 - 60 mm. Information: Abkürzungen

Lebensweise und Verbreitung: Die Große Teichmuschel bewohnt stille Gewässer. Sie scheint keine besonderen Ansprüche an die Wasserqualität zu stellen, meidet jedoch starke Strömungen.

Im Frühjahr gibt die Große Teichmuschel, zwischen Februar und April, 200.000 bis 600.000 Glochidien ins Wasser ab. Im Gegensatz zur Gemeinen Teichmuschel sind Große Teichmuscheln stets Zwitter.

Auch die Große Teichmuschel verfügt über ein großes Spektrum an potentiellen Wirtsfischen: Aitel, Bachforelle, Brachse, Dreistachliger Stichling, Elritze, Flussbarsch, Gründling, Güster, Hasel, Hecht, Koppe, Laube, Nerfling, Regenbogenforelle, Rotfeder und Zander bekannt.

Das Verbreitungsgebiet der Großen Teichmuschel erstreckt sich über Nord- und Mitteleuropa, im Süden bis nach Mittelfrankreich, über das gesamte Gebiet der Donau, bis Mittelgriechenland und den Kaukasus. Da die Art oft mit der Gemeinen Teichmuschel verwechselt wird, ist die Verbreitung allerdings noch unklar.

Bedrohungssituation: In Österreich wird die Große Teichmuschel auf der Roten Liste bedrohter Tierarten mit Gefährdungsstufe 2 (Stark gefährdet) aufgelistet.

Abgeplattete Teichmuschel - Pseudanodonta complanata (Rossmässler 1835).

 
Abgeplattete Teichmuschel (Pseudanodonta complanata). Quelle: M. Kohl: European Unionaceans.

Beschreibung: Wie ihr Name schon sagt, ist die Schale der Abgeplatteten Teichmuschel seitlich sehr zusammen gedrückt. Sie ist ungefähr halb so dick, wie hoch. Der Vordere Teil der Schale ist viel niedriger als der hintere, zugespitzt bis gerundet. Der Schild ist wenig zusammengedrückt. Die Wirbelskulptur ist undeutlich, weist rundliche oder längliche kleine Höcker auf. Die Schalenhaut (Periostracum) ist braungrün.

Maße: L: 70 - 80 mm; H: 40 - 45 mm; D: ca. 20 mm. Information: Abkürzungen

Lebensweise und Verbreitung: Die Abgeplattete Teichmuschel bewohnt Sand und Schlamm ruhiger Strombuchten und Buhnen, auch Seen, in Europa mit Ausnahme des Mittelmeergebietes. In Schleswig-Holstein lebt die Abgeplattete Teichmuschel in größeren Tiefen (bis zu 11 m), als die übrigen Teichmuschelarten und ist daher schwer zu erreichen. Zudem gräbt die Muschel sich meist tief ein.

Die Abgeplattete Teichmuschel produziert verglichen mit den zuvor genannten Arten nur sehr wenige Glochidien (etwa 20.000), die von Jänner bis April ausgesetzt werden. Als Wirtsfische der Glochidien dieser Art dienen hauptsächlich Bachforelle, Flussbarsch und Dreistacheliger Stichling. Die Jungmuscheln sind besonders empfindlich gegen Eutrophierung, was mit ein Grund für die Seltenheit und akute Gefährdung der Art sein kann. In Baden-Württemberg gibt es derzeit einzelne Nachweise aus dem Main, aus Jagst und Kocher, aus dem nordbadischen Altrheingebiet und aus der Donau.

Eutrophierung.

Bedrohungssituation: Laut der Roten Liste Österreichs ist die Abgeplattete Teichmuschel vom Aussterben bedroht! In Schleswig-Holstein ist die Art allgemein sehr selten und bestandsgefährdet. Auch auf der Roten Liste Baden-Württemberg ist die Art als vom Aussterben bedroht gelistet.

Links:

Weiter führende Links und Literatur: