Ariophantidae

Ariophantidae Godwin-Austen 1888


Macrochlamys indica, ein Vertreter der Ariophantidae aus In-
dien. 1: Mantelfortsatz. 2: Schwanzgrube.
Bild: Michael Kesl. Quelle: biolib.cz. Zahlen, siehe Text.
 

Die Ariophantidae sind eine tropische Landschneckenfamilie, deren Verbreitungsgebiet sich über Indien und Südostasien erstreckt. Die Ariophantidae haben ein sehr variables Erscheinungsbild - ihr Gehäuse kann rechts oder links gewunden sein, gedrückt kugelig bis kegelförmig, klein bis groß. Manche Arten besitzen auch gar keine äußere Schale mehr. Der Liebespfeil der Ariophantidae besteht nicht aus Kalk, wie bei den Schnirkelschnecken (Helicidae), sondern aus Chitin.

Der Mantel ist auch bei den vollständig schalentragenden Ariophantidae recht groß ausgebildet und tritt deutlich unter der Schalenmündung hervor. Dies könnte ein frühes Stadium der Rückbildung der Schale sein, die bei anderen Arten zu ihrem vollständigen Verlust führt.

 
Mantelfortsatz einer Grünen Koboldschnecke.
Bild: Martina Eleveld.

Ein fingerförmiger Fortsatz des Mantels (Bild links, 1) greift außerdem auf die äußeren Schalenwindungen über. Der Mantelfortsatz kann eine Länge von über einem Zentimeter haben, fast schlangenähnlich über die äußeren Schalenwindungen ausgestreckt und bewegt werden. Möglicherweise reinigt die Schnecke so ihre Schale - dies könnte ein Schutz gegen Parasiten sein oder das Ergreifen durch Fressfeinde erschweren.

Film von Roberta Ricciardi: Schnecke mit Tentakel auf YouTube.

Besonders interessant ist auch ein spezialisiertes Organ am Schwanzende der Schnecke, das in der Literatur als "caudal mucus pit" (Schleimgrube am Schwanzende) ( Bild links, 2) bezeichnet wird und augenscheinlich bei zahlreichen Schneckengruppen zu finden ist.

Bei der Grünen Koboldschnecke (Hemiplecta wichmanni) aus Indonesien wurde allerdings ein ungewöhnliches Verhalten in Zusammenhang mit dieser Grube festgestellt:


Ausscheidungsvorgang bei Hemiplecta wich-
manni
. Bild: Martina Eleveld.
 

Offensichtlich tragen die Schnecken Kot in der Grube ihrer Schleimdrüse mit sich herum. Dieses Verhalten hat bereits Anlass zu der Vermutung gegeben, der Verdauungstrakt ende bei den Ariophantidae am Schwanzende. Jedoch gibt es keine anatomischen Hinweise darauf, dass die Afteröffnung nicht ebenso im Mantel im Bereich der Mündung liegen würde, wie das auch bei anderen Landschnecken der Fall ist. Zusätzlich ergreift die Schnecke den Kotklumpen mit dem Vorderfuß und resorbiert dort scheinbar Wasser und Nährstoffe, da anschließend der Kot hart und trocken ist, trotz der im Lebensraum der Schnecke herrschenden hohen Luftfeuchtigkeit.

Ähnliches wird von den so genannten Feuerschnecken (Platymma tweedei) aus Malaysia beschrieben. Zu dieser Art besteht im Internet offensichtlich Unschlüssigkeit: Die Gattung heißt tatsächlich Platymma, nicht Platymna (vgl. Parkinson et al., 1987, p. 41, 46, 72).

Ungewöhnlicher Ausscheidungsvorgang bei Hemiplecta wichmanni, Bilderserie.

Parkinson, B.; Hemmen, J.; Groh, K. (1987): Tropical Landsnails of the World. Verlag Christa Hemmen.

 
Naninia obiniana aus Indonesien gehört ebenfalls zu den Ario-
phantidae. Bild: John Slapcinski (Quelle).

Laut Bouchet, Rocroi et al. (2005) setzen die Ariophantidae sich aus 3 Unterfamilien zusammen. Die Anzahl der Arten ist nicht ganz klar, es werden bis zu 230 Arten in 22 Gattungen erwähnt.

Systematisch gehören die Ariophantidae zur Überfamilie Helicarionoidea. In dieser und den verwandten Überfamilien der Limacoidea (die Verwandten der Schnegel und Glasschnecken, Vitrinidae) und der Zonitoidea (die Verwandten der Glanzschnecken) gehören mehrere Gruppen, in denen es zur Zurückbildung der Schale und zur Entstehung von Nacktschnecken gekommen ist.

Taxonomie der Gastropoda: Überfamilie Helicarionoidea

Eine weitere Gruppe aus der systematischen Umgebung der Ariophantidae sind die Dyakioidea. Zu dieser Überfamilie gehört mit Quantula striata aus Südostasien die einzige Landschnecke mit Biolumineszenz.

Mitra, S.C.; Dey, A.; Ramakrishna (2005): Pictorial Handbook Indian Land Snails; Kalkutta; p. 223 ff.
Dharma, B. (2005): Recent & Fossil Indonesian Shells; ConchBooks; p. 216 ff.
Godwin-Austen, H.-H. (1883): Genus Ariophanta. In: Land and Freshwater Molluscs of India, Part IV., p. 132 ff.

Grüne Koboldschnecke (Hemiplecta wichmanni).