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Zwerghornschnecken (Carychiidae)

 
Höhlenschnecke (Zospeum spelaeum) aus der Pivnica-Höhle.
Höhe ca. 2 mm. Quelle: Croatian Biospeleological Society.

Die Zwerghornschnecken gehören zur Überfamilie der Küstenschnecken (Ellobioidea), urtümlichen Lungenschnecken mit einem kurz kegelförmigen Gehäuse, die meist noch Strandbewohner der Meeresküsten sind, wie beispielsweise das Mäuseöhrchen (Myosotella myosotis). Die Küstenschnecken zeigen eine der Entwicklungen, wie sie wahrscheinlich im Verlauf der Evolution der Landschnecken stattgefunden haben: Den direkten Übergang vom Meer zum trockenen Land, ohne einen Umweg über das Süßwasser.

Arbeitskreis Mollusken NRW: Weichtier des Jahres 2008 Das Mäuseöhrchen Myosotella myosotis (Draparnaud 1801).

Obwohl bei den Küstenschnecken die Augen an der Basis der Fühler sitzen, sind sie dennoch keine Wasserlungenschnecken (Basommatophora), sondern näher mit den Landlungenschnecken (Stylommatophora) verwandt. Daher werden sie in einer eigenen Ordnung (Actophila) beiden gegenüber gestellt.

Nordsieck, H. (1993a): Phylogeny and system of the Pulmonata (Gastropoda). - Arch. Molluskenkunde, 121 (1/6): 31-52.

Systematik

Klasse: Gastropoda
Unterklasse: Pulmonata
Überordnung: Eupulmonata
Ordnung: Actophila
Überfamilie: Ellobioidea
Familie: Carychiidae Jeffreys 1830

Quelle: Mollbase auf http://www.mollbase.de/list/.

Die einzige Familie der Küstenschnecken, die wirklich bis aufs trockene Land vorgedrungen ist, sind die Zwerghornschnecken (Carychiidae). Zu ihnen gehört neben der Gattung Carychium noch die Gattung Zospeum mit etwa 20 Arten von augenlosen Höhlenschnecken.

Bauchige Zwerghornschnecke - Carychium minimum O. F. Müller 1774


Bauchige Zwerghornschnecke (Carychium minimum) aus dem
Kanton St. Gallen. Bild: © Stefan Haller, (schneckenfoto.ch).
 

Beschreibung: Die sehr kleine Bauchige Zwerghornschnecke hat ein wasserhelles glänzendes Gehäuse, das bei toten Tieren sehr schnell trüb wird und dann matt und weiß ist. Die Windungen sind stark gewölbt, der letzte Umgang ist bauchig. Allgemein ist der Schalendurchmesser meist größer als die halbe Höhe der Schale, im Gegensatz zur Schlanken Zwerghornschnecke (Carychium tridentatum), bei der er kleiner ist. Die Mündung weist drei Zähne auf, von denen sich je einer palatal (rechts), einer columellar (links) und einer parietal (oben) befindet.

Zwerghornschnecken sind zwar Zwitter, führen aber eine einseitige Begattung durch. Beim als Weibchen fungierenden Tier bildet sich der Penis zurück. Die Eier sind für die geringe Größe der Schnecke sehr groß (Durchmesser ca. 0,4 mm).

 
Schlanke Zwerghornschnecke (Carychium tridentatum) aus
dem Kanton St. Gallen. Bild: © Stefan Haller.

Bild der schlanken Zwerghornschnecke (Carychium tridentatum) von Stefan Haller.

Maße: H: 1,7 - 2 mm; B: 0,8 - 1 mm; U: 5. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitungsgebiet: Die Bauchige Zwerghornschnecke bewohnt dauernd nasse Biotope, meist in Gewässernähe, wo sie unter Moos, Holz und Steinen lebt. Oft sind die Schalen in Genisten entlang der Flüsse zu finden, in denen Schneckengehäuse angeschwemmt werden. Carychium minimum lebt praktisch amphibisch, kann auch längere Überschwemmung tolerieren. Deutlich weniger tolerant ist die Art allerdings gegen dauerndes Trockenfallen, was die Bedrohung durch Trockenlegung und Grundwasserabsenkung erklärt.

Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich über ganz Europa, mit Ausnahme der Mittelmeerhalbinseln. In Nordeuropa kommt sie bis jenseits des 60. Breitengrades vor (Schweden: 63° n. Br., Finnland: 65° n. Br.), allerdings weniger häufig und vor allem an der Küste. In der Schweiz kommt die Art bis auf einer Höhe von 1800 m NN vor.

Francisco Welter-Schultes: Carychium minimum species homepage.
NABU Sachsen: Zwerge im Seggenwald.


Abbildung von Carychium minimum, mit Darstellung der Lamellen an der Schalenspindel (Columella).
Bild: Tom Meijer (Quelle).


Mit Bildern von Stefan Haller:
http://www.schneckenfoto.ch.