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Riemenschnecken (Helicodontidae)

Systematik

Klasse: Gastropoda
Unterklasse: Pulmonata
Überordnung: Eupulmonata
Ordnung: Stylommatophora
Unterordnung: Sigmurethra
Infraordnung: Arionoinei
Überfamilie: Helicoidea
Familie: Helicodontidae Kobelt 1904

Erklärung der Schalenmerkmale zur Bestimmung.

Riemenschnecke - Helicodonta obvoluta (O. F. Müller 1774)

 
Riemenschnecke (Helicodonta obvoluta) mit behaartem Ge-
häuse. Bild: Robert Nordsieck..

Beschreibung: Die Riemenschnecke (Helicodonta obvoluta) ist nicht nur im Wiener Wald eine häufig anzutreffende Landschneckenart. Ihr charakteristisch geformtes Gehäuse, dessen eingeebnetes, in der Mitte sogar etwas eingesenktes, Gewinde ihr auf Englisch den Namen "Cheese Snail" (Käseschnecke, wegen der Ähnlichkeit mit einem Laib Käse) eingetragen hat, ist in der Natur auch mit bloßem Auge leicht zu erkennen.

Schale einer Riemenschnecke (Helicodonta obvoluta). Bild: Helmut Nisters.

Neben der Form ihres Gehäuses fällt Helicodonta obvoluta vor allem durch die Form ihrer Mündung auf, die dreieckig und wulstig verdickt ist, dadurch dreibuchtig wird. Die Windungen sind eng aufgewunden, ähnlich einem aufgerollten Riemen, wodurch die Schnecke ihren deutschen Namen erhält.

 
Riemenschnecke (Helicodonta obvoluta) mit behaartem Ge-
häuse. Die Haare dienen unter anderem als Tarnmittel.
Bild: Robert Nordsieck.

Besonders bei jungen Tieren ist das Gehäuse, dessen Oberfläche unregelmäßig grob gestreift ist, mit bis zu 1 mm langen Haaren besetzt; bei älteren Exemplaren bleiben davon oftmals nur die Narben zurück. Die Haare dienen vorwiegend dazu, den Halt der Schnecke auf den feuchten Blättern ihrer Futterpflanzen zu verbessern. Neben der Feuchtigkeits- und Haftungskontrolle des Gehäuses haben sie außerdem eine Tarnungsfunktion, da sie Schmutz am Gehäuse halten.


Riemenschnecke (rechts) mit jungem Schnegel (Limax cinereo-
niger
). Bild: Robert Nordsieck.
 

Pfenninger, M. et al.: "Why do snails have hairs? A Bayesian inference of character evolution".

In Ruhephasen und im Winter verschließt die Riemenschnecke ihre Mündung mit einem kalkweißen Deckel oder Epiphragma (vgl. auch Überwinterung der Weinbergschnecke).

Maße: B: 11 - 15 mm; H: 5 - 7 mm; U: 5 - 6. Information: Abkürzungen

Habitat und Verbreitung: Helicodonta obvoluta lebt in Wäldern unter totem Laub, Fallholz und zwischen Steinen. Während sie im Bergland meistens auf Kalkgrund vorkommt, ist sie nicht zwingend kalkgebunden.

Die Riemenschnecke kommt in weiten Teilen Europas vor: Von den Pyrenäen erstreckt sich das Verbreitungsgebiet durch das südliche und mittlere Frankreich bis nach Belgien und die Provinz Limburg im südlichen Holland. Durch die deutschen Mittelgebirge ist Helicodonta obvoluta ostwärts bis in die inneren Westkarpaten verbreitet; im westlich und südwestlich von Wien gelegenen Wiener Wald gehört sie, wie erwähnt, zu den häufigsten Arten.

Im Süden erstreckt sich das Verbreitungsgebiet durch die Alpen bis in die Toskana und den Nordwesten der Balkanhalbinsel. Als ein Relikt der nacheiszeitlichen Wärmezeit ist Helicodonta obvoluta außerdem isoliert in Südostengland (in den South Downs) und in Schleswig Holstein anzutreffen.

Sichelmundschnecke - Drepanostoma nautiliforme Porro 1836


Sichelmundschnecke (Drepanostoma nautiliforme) aus Gorde-
vio (Tessin, Schweiz). Der Blick zeigt die Gehäusespitze (Apex).
Bild: © Stefan Haller (schneckenfoto.ch).
 

 

Beschreibung: Drepanostoma nautiliforme ist, was ihre Schalenform angeht, eine der interessantesten Landschnecken. Äußerlich erinnert die Schnecke mehr an einen meereslebenden Nautilus, als an eine Schnecke. Da ihr Schalengewinde auf beiden Seiten eingesenkt ist und die äußeren Windungen die inneren beidseitig überwachsen, scheint die Schnecke tatsächlich ein bilateral symmetrisches Gehäuse zu haben, wie der Nautilus, der zu den Kopffüßern gehört. Das Tier selbst (und, beim näherer Betrachtung, auch sein Gehäuse) sind aber asymmetrisch: Das Gehäuse ist eigentlich rechts gewunden.

 

 


Jungtier der Sichelmundschnecke.
Bild: © Stefan Haller (schneckenfoto.ch).

Die Färbung des Gehäuses ist hell bräunlich hornfarben, auf seiner Oberfläche weist das Gehäuse zudem eine feine Behaarung auf. Der Saum der engen sichelförmigen Mündung (Name!) ist vorspringend und kräftig umgefaltet. Jungtiere unter 3 mm Größe sind weiß.

Maße: H: 2,5 - 3 mm; B: 5 - 6 mm; U: 5.  Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Die Sichelmundschnecke bewohnt schattige und feuchte Standorte in Wäldern höherer Lagen. Oftmals findet man sie in kleinen Gruppen in der Laubstreu, and altem Holz und Baumrinde und auf feuchtem Geröll. Die Sichelmundschnecke ist auf kalkreichem Boden häufiger als auf Silikatgestein.

Drepanostoma nautiliforme ist südwest-alpin verbreitet, sie kommt nordwestlich von Turin bis zum Comer See und dem Monte Rosa Massiv vor, wo sie bis auf 1400 m NN zu finden ist. Fossil ist sie auch nördlich der Westalpen (in Ablagerungen aus der Zwischeneiszeit in Hohenzollern und der Fränkischen Schweiz) gefunden worden.

Bedrohungssituation: Von Waldbränden bedroht ist die Sichelmundschnecke in der Schweiz als gefährdet eingestuft (vgl. Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).

Francisco Welter-Schultes: Drepanostoma nautiliforme species homepage.
Forum Natura Mediterraneo: Drepanostoma nautiliforme.

Systematik

Die Einordnung der Riemenschnecken als Familie (Helicodontidae) oder Unterfamilie (Helicodontinae), die dann zu den Laubschnecken (Hygromiidae, Überfamilie Helicoidea) gehört, ist nach, wie vor, strittig. Während CLECOM, ebenso, wie die Fauna Europaea, die Helicodontidae als Familie aufführt, nennt Mollbase die Helicodontinae als Unterfamilie.

Literatur

Links


Mit Bildern von Stefan Haller:
http://www.schneckenfoto.ch.