This page in English!Walisische Geisterschnecke (Selenochlamys ysbryda)

Selenochlamys ysbryda Rowson & Symondson, 2008


Walisische Geisterschnecke (Selenochlamys ysbryda).
Bild: National Museum Wales (Quelle). ( Vergrößern).
 
   
Selenochlamys ysbryda: Radula und Radulazahn
Radula und einzelner Radulazahn von Selenochlamys ysbryda.
EM-Bild: National Museum Wales (Quelle). ( Vergrößern).
 
  Systematik

Klasse: Gastropoda
Unterklasse: Pulmonata
Überordnung: Eupulmonata
Ordnung: Stylommatophora
Unterordnung: Sigmurethra
Infraordnung: Arionoinei
Überfamilie: Parmacelloidea
Familie: Trigonochlamydidae O. Boettger 1883

Quelle: Mollbase auf http://www.mollbase.de/list/.

Ihre unterirdische Lebensweise macht für räuberische Schnecken, die im Erdboden nach Regenwürmern jagen, manche Anpassung notwendig. So haben die Daudebardien (Daudebardiinae) zugunsten größerer Beweglichkeit ihr Gehäuse stark reduziert, allerdings auf Kosten dessen, dass sie sich nicht mehr in seinen Schutz zurück ziehen können. Weiter noch ist diese Reduktion bei den Rucksackschnecken (Testacellidae) fortgeschritten. Ihr Gehäuse ist nur mehr ein kleiner muschelförmiger Rest auf der Schwanzspitze der Schnecke und erinnert in seiner Form an das Gehäuse einer Meerohrschnecke (Haliotidae). Wenn sie im Boden nach Regenwürmern jagen, ziehen Rucksackschnecken ihre hinderlichen und verletzlichen Fühler ein. Sehen könnten sie ohnehin nichts.

Erst 2006 hat man jedoch in Wales eine Schneckenart entdeckt, die wegen ihrer unterirdischen Lebensweise bis dahin der Wissenschaft verborgen geblieben war und die den wissenschaftlichen Namen Selenochlamys ysbryda Rowson & Symondson 2008 erhielt. Der Artname ysbryda rührt vom walisischen Wort ysbryd für einen Geist her und tatsächlich hat die weiße, durchsichtig anmutende Nacktschnecke mit ihrer nächtlichen unterirdischen Lebensweise etwas Geisterhaftes an sich.

Die Reduktion der Schale ist bei der Geisterschnecke noch weiter fortgeschritten, als bei den Rucksackschnecken: Selenochlamys ist eine vollständige Nacktschnecke ohne eine äußerliche Spur eines Gehäuses. Anders, als bei den einheimischen Nacktschnecken befindet sich aber ihr Atemloch am Ende des Fußes, ähnlich, wie bei den Rucksackschnecken.

Zusätzlich sind bei der Geisterschnecke auch die bei unterirdischer Lebensweise wenig nutzbringenden Augen reduziert. Wie andere unterirdisch lebende Schnecken, z.B. die Blindschnecke (Ceciliodes acicula), besitzt Selenochlamys zwar vier Fühler, aber keine Augen.

Ähnlich wie bei anderen räuberischen Schneckengruppen (z.B. Testacellen, Daudebardien und der Dalmatinischen Raubschnecke (Poiretia cornea), vgl. Ernährung der Schnecken II), sind auch die Radulazähne der Geisterschnecke  an deren Ernährungsweise angepasst: Dolchartige Radulazähnchen erleichtern es der Schnecke, Regenwürmer zu packen, am Entweichen zu hindern und in den Mund zu ziehen. Man darf auch bei der Geisterschnecke davon ausgehen, dass der Regenwurm im Ganzen gefressen wird.

 Das erste Exemplar der Geisterschnecke wurde passenderweise im Hof einer Kirche in Brecon in Wales gefunden. Weitere Exemplare tauchten später an anderen Stellen in Wales auf. Von dort breitet sich die Geisterschnecke in Wales aus, wo sie möglicherweise durch die Jagd auf Regenwürmer zu einem Agrarschädling wird (Sally Williams: Worm-eating 'ghost' slug is advancing across Wales. Wales Online (2012), abgerufen 13.09.2022).

Man geht davon aus, dass Selenochlamys ysbryda eine eingeschleppte Art (Neozoon) ist, die vielleicht mit Topfpflanzen nach Großbritannien gelangt ist. ( Fundort in Wales - neues Fenster). Die nächsten Verwandten dieser Nacktschneckenart aus der Familie der Trigonochlamydidae leben in der Türkei und in Georgien (Selenochlamys pallida). Exemplare von Selenochlamys, die 2012 und 2015 auf der Krim in der Ukraine gefunden werden, wurden u.a. anatomisch von Selenochlamys pallida unterschieden und als Selenochlamys ysbryda bestimmt und es wird vermutet, dass die Art ursprünglich von der Krim stammt.

Literatur:

  Balashov, I. (2012): "Selenochlamys ysbryda in the Crimean Mountains, Ukraine: first record from its native range?". Journal of Conchology. 41 (2): 141–144.
  Rowson, B., Symondson, B. (2008): Selenochlamys ysbryda sp. nov. from Wales, UK: a Testacella-like slug new to western Europe (Stylommatophora: Trigonochlamydidae). Journal of Conchology, 39(5): 537–552.
  Turbanov, I.; Balashov, I. (2015). "A second record of Selenochlamys (Stylommatophora: Trigonochlamidae) from Crimea" (PDF). Malacologia Bohemoslovaca. 14: 1–4.