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Flankenkiemerschnecken ('Notaspidea')

 
Die ehemalige Unterordnung Notaspidea und
ihre Verteilung auf neue Kladen.
Schema: Autor. Nach Bouchet et al. (2005).

In der Systematik von Bouchet et al. (2005) bilden die Nacktkiemer mit einer Familie der Flankenkiemenschnecken ('Notaspidea') die Klade Nudipleura. Die Gruppe der Notaspidea wurde bei dieser Gelegenheit aus phylogenetischen Beweggründen aufgelöst.


Pleurobranchaea meckelii aus dem Mittelmeer und dem Atlantik
gehört zu den Flankenkiemern ('Notaspidea'). Gut sichtbar:
Die seitliche Kieme rechts. Bild: Stéphane Jamme.
 

Die zu den Nudipleura gehörenden Pleurobranchomorpha können teilweise Säure als Verteidigung gegen Fressfeinde bilden.

So besitzt die Nacktschnecke Berthellina citrina zahlreiche kleine Manteldrüsen, die ein schwefelsäurehaltiges Sekret ausscheiden. War man anfänglich noch davon ausgegangen, dass die Schnecke die Bausteine der Säure mit der Nahrung aufnimmt, so weiß man heute, dass das Tier die Säure selbst unabhängig von der Nahrung herstellen kann. Die Säuredrüsen helfen Berthellina aber offensichtlich nicht gegen Artgenossen - die Art ernährt sich (auch) kannibalisch.

Die bis über 10 cm lange Pleurobranchaea maculata ist aus Neuseeland und Australien bekannt geworden, weil sie das hochgiftige Tetrodoxin (TTX) enthalten kann. Dieses Nervengift findet man auch in Kugelfischen (Tetraodontidae) und Blauring-Kraken. Tetrodoxin ist aber kein Gift, das diese Tiere selber herstellen können, sondern vielmehr wird es von symbiotischen Bakterien produziert, die mit der Nahrung aufgenommen werden müssen.

Pleurobranchaea maculata frisst vor allem See-Anemonen (Actiniaria). Diese nehmen TTX-haltige Bakterien mit der Nahrung auf. Im Organismus der Schnecken, die Anemonen fressen, sammelt sich das TTX schließlich an. Es ist nicht bekannt, ob Pleurobranchaea maculata immer TTX enthält, oder ob es sich um ein regionales Phänomen handelt.

 

 
Regenschirmschnecke (Umbraculum umbraculum) aus Austra-
lien. Bild: David Harasti (Quelle).

Pleurobranchaea besitzt ebenso wie Berthellina Säuredrüsen im Mantel. Bei Untersuchungen wurde am Mantel ein pH-Wert von 2 gemessen, etwas geringer als Zitronensaft.

  McNabb, P.; Mackenzie, L.; Selwood, A.; Rhodes, L.; Taylor, D.; Cornelison, C. (2009): Review of tetrodotoxins in the sea slug Pleurobranchaea maculata and coincidence of dog deaths along Auckland beaches. Prepared by Cawthron Institute for the Auckland Regional Council. Auckland Regional Council Technical Report 2009/ 108.
  Bill Rudman: Pleurobranchaea maculata auf seaslugforum.net.

Zwei weitere Familien wurden zu einer eigenen Klade Umbraculida zusammengefasst, da sie als aus einem gemeinsamen Vorfahren entstandene Schwestergruppe der Kopfschildschnecken (Cephalaspidea) betrachtet werden (siehe Schema).

Die sehr weit verbreitete Regenschirmschnecke (Umbraculum umbraculum) ist aus Afrika und dem Mittelmeer, Hawaii und Mexiko, aus Neuseeland und Australien bekannt. Im Gegensatz zu den oben genannten Pleurobranchomorpha besitzen Regenschirmschnecken eine äußere Schale, der sie ihren Namen verdanken.

Film: Seehase und Regenschirmschnecke (Quelle: YouTube).