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Schlammschnecken (Lymnaeidae)

Systematik

  Schlammschnecke (Lymnaea stagnalis)
Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis).
Bild: Robert Nordsieck.

Klasse: Gastropoda
Unterklasse: Pulmonata
Überordnung: Basommatophora
Ordnung: Hygrophila
Unterordnung: Branchiopulmonata
Infraordnung: Lymnaeoinei
Überfamilie: Lymnaeoidea
Familie: Lymnaeidae Rafinesque 1815

Quelle: Mollbase auf http://www.mollbase.de/list/.

Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis)
Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis).
Bild: Robert Nordsieck.
 

Systematische Einordnung der Schlammschnecken (Lymnaeidae) auf Mollbase.

Taxonomie der Gastropoda: Informelle Gruppe Pulmonata: Lymnaeidae.

Die Schlammschnecken (Lymnaeidae) sind eine in heimischen Gewässern sehr häufige Schneckenfamilie. Auch in zahlreichen Gartenteichen und Aquarien kommen die großen Wasserschnecken vor, wo sie vor allem mit Wasserpflanzen eingeschleppt, in zunehmendem Maße jedoch auch absichtlich, eingesetzt werden.

Schlammschnecken können eine Gehäusegröße von bis zu 7 cm erreichen. Damit sind sie deutlich größer als die Weinbergschnecke (Helix pomatia), unsere größte einheimische landlebende Gehäuseschnecke.

Ähnlich, wie Frösche können auch die Schlammschnecken einen gewissen Teil ihres Sauerstoffbedarfs über Hautatmung stillen. Obwohl sie im Wasser leben, atmen Schlammschnecken jedoch ebenso wie die Weinbergschnecke mit Lungen; zum Atmen müssen sie also an die Oberfläche kommen. An einem Schleimband können sie dabei auch rücklings auf der Unterseite der Wasseroberfläche kriechen.

Systematisch gehören Schlammschnecken zu den Wasserlungenschnecken (Basommatophora). Von den Landlungenschnecken (Stylommatophora) sind diese dadurch zu unterscheiden, dass sie nur zwei anstatt vier Fühler besitzen, die bei den Schlammschnecken zudem lappenartig verbreitert sind und fast wie Ohren aussehen. Die Augen befinden sich an der Basis dieser beiden Fühler, daher auch der systematische Name Basommatophora (Grundäugler).

Eipaket einer Schlammschnecke  

Wie die Weinbergschnecke sind auch die Schlammschnecken Zwitter. Im Gegensatz zu dieser haben sie jedoch getrennte weibliche und männliche Geschlechtsöffnungen, so dass die Begattung nur jeweils in einer Richtung stattfinden kann. Die charakteristischen Eipakete der Schlammschnecken (Bild links) werden an Wasserpflanzen und Steinen angeheftet.

In Populationen mit geringer Kopfzahl, z.B. nach der Neubesiedlung eines Gewässers, können Schlammschnecken auch Selbstbefruchtung betreiben. Diese dient nur der reinen Vermehrung. Zur Vermischung der Gene ist jedoch eine herkömmliche geschlechtliche Fortpflanzung unter den Schnecken notwendig.

Schlammschnecken sind auch für Forschungen im Bereich der Genetik verwendet worden. Am Beispiel der Gemeinen Schlammschnecke (Radix labiata, damals Lymnaea peregra) hat der amerikanische Genetiker Alfred Henry Sturtevant (1891-1970) bewiesen, wie die Windungsrichtung der Schneckenschale vererbt wird.

Wie bereits erwähnt, können Schlammschnecken auf einem Schleimband auch an der Unterseite der Wasseroberfläche kriechen, um dort nach Nahrung zu suchen oder sich einfach von einem Ort zum nächsten zu bewegen.

Schlammschnecke (Lymnaea stagnalis)   Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis)   Schlammschnecke (Lymnaea stagnalis)
Eine Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis) kriecht auf der Unterseite der Wasseroberfläche an einem Schleimband. Bild: Robert Nordsieck.
     

Heimische Schlammschnecken:

  Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis)
Eine mit Wasserpflanzen getarnte eiförmige Schlammschnecke
(Radix balthica). Bild: Robert Nordsieck.

Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis)

Riesenformen dieser Art können bis zu 7 cm groß werden, in Abhängigkeit von der Umwelt in Uferzonen aber auch erheblich kleinere Formen. Das Gewinde ist verlängert und spitz, wächst anfangs sehr langsam an, bläht sich aber dann zum letzten Umgang stark auf. Das Gehäuse hat eine hell hornfarbene bis weiße Farbe, ist glänzend und fein und unregelmäßig gestreift. Die Mündung ist eiförmig, wenig höher als das Gewinde.

Maße: H: 50 - 60 mm; B: 25 - 30; U: 6 - 8. Information: Abkürzungen

Die Spitzschlammschnecke lebt in pflanzenreichen stehenden Gewässern und Flußauen, aber auch in zahlreichen künstlichen Gewässern. Das Verbreitungsgebiet der Art ist holarktisch (vgl. Faunenprovinzen der Erde), von Nordspanien kommt sie über ganz Europa, ausgenommen des Südens der Mittelmeerinseln vor. In Asien ist die Art bis nach Kaschmir, Sibirien, Kamtschatka, und außerdem in Nordamerika, anzutreffen. In Skandinavien kommt die Spitzschlammschnecke bis zum 69. Breitengrad noch häufig vor. In Tasmanien und Neuseeland wurde Lymnaea stagnalis eingeschleppt.

Gemeine Schlammschnecke (Radix labiata)

Länglich eiförmig mit geraden Seitenlinien. Gewinde kegelförmig erhoben. Ziemlich festschalig, dunkel hornfarben bis braun, meist mit braunschwarzem Belag. Stehende oder langsam fließende Gewässer, oft kalkarme Kleingewässer. Die Gemeine Schlammschnecke übersteht Austrocknung ihres Gewässers wesentlich besser, als andere Radix-Arten.

Radix labiata kommt in ganz Europa einschließlich des hohen Nordens und Westasiens vor. In der Schweiz (Rhätikon) kommt sie bis auf einer Höhe von 2000, in den Pyrenäen bis auf 2238 m NN vor. Im Genfer See kommen Gemeine Schlammschnecken bis in einer Tiefe von 30 m vor.

Bezüglich der systematischen Bezeichnung vgl.: Species: Radix labiata auf Mollbase.


Ohrschlammschnecke (Radix auricularia).
 
Ohrschlammschnecke (Radix auricularia) mit Nematoden-Infek-
tion. Bilder: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).
 

Ohrschlammschnecke (Radix auricularia)

Letzter Umgang aufgeblasen und ohrförmig erweitert. Gehäusehöhe bis zu 35 mm. Das Gewinde ist klein und spitz mit abgeflachten Umgängen. Die Höhe des Gewindes und die Erweiterung der Endwindung sind bei der Ohrschlammschnecke sehr variabel, allerdings überragt auch bei verkürztem Gewinde die Schalenspitze (Apex) den Mündungsrand (charakteristischer Unterschied zu Radix ampla). Der Mantel der Ohrschlammschnecke ist kennzeichnend mit hellen Flecken pigmentiert, die durch die Schalenwand sichtbar sind.

Vorkommen in pflanzenreichen Seen, Altwässern und ruhigen Strombuchten, bis in einer Höhe von 1900 m NN. Radix auricularia toleriert einen Salzgehalt von 0,6%.

Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich über Europa einschließlich der Mittelmeerländer (außer Sizilien und Peloponnes), sowie Vorder- und Nordasien.

Die Ohrschlammschnecke kann mit Fadenwürmern (Nematoda) infiziert werden, gilt aber nicht als Zwischenwirt für dem Menschen gefährliche Parasiten, wie z.B. Galba truncatula.

Eiförmige Schlammschnecke (Radix balthica)

Viel kleiner als die ohrförmige Schlammschnecke, Windungen bauchiger, weniger aufgeblähte Endwindung. Vorkommen in kalkreichen Gewässern (Bäche, Flüsse und Seen) in ganz Europa, außer Südspanien und dem Peloponnes.

Bezüglich der systematischen Bezeichnung vgl.: Species: Radix balthica auf Mollbase.


Kleine Sumpfschnecke oder Leberegelschnecke (Galba trunca-
tula
). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).
 

Kleine Sumpfschnecke (Galba truncatula)

 
Kleine Sumpfschnecke (Galba truncatula) an Land.
Bild: © Stefan Haller, (schneckenfoto.ch).

Sehr kleine Schnecke, deren Umgänge stufenförmig gegeneinander abgesetzt sind. Üblicherweise etwa 6 - 8 mm groß, allerdings existieren Zwerg- und Riesenformen zwischen 3 und 15 mm.

Die kleine Sumpfschnecke kommt in kleinen und kleinsten Wasseransammlungen, wie Wiesengräben und Lachen, vor. Oft hält sie sich auch außerhalb des Wassers auf und versteckt sich dann unter Buchenlaub. Das Verbreitungsgebiet der kleinen Sumpfschnecke erstreckt sich über ganz Europa, Nordafrika, West- und Nordasien und Alaska.

Die kleine Sumpfschnecke ist der Zwischenwirt des großen Leberegels (Fasciola hepatica) und wird daher auch als Leberegelschnecke bezeichnet. Überdies ist sie auch Zwischenwirt für andere Säugetier-Parasiten, wie Fascioloides magna, Haplometra cylindracea und Muellerius capillaris.

Francisco Welter-Schultes: Galba truncatula species homepage.

Raben-Sumpfschnecke (Stagnicola corvus)

Groß und massig. Die Umgänge des Gehäuses sind schwach gewölbt und der letzte Umgang überwiegt stark. Das Gehäuse hat zwar ursprünglich eine hornbraune Farbe, ist aber oft von einem schwarzen Überzug bedeckt, was zum Namen der Art geführt hat. Besonders kleinere Formen können nur schwer von anderen Arten von Stagnicola unterschieden werden.

 
Raben-Sumpfschnecke (Stagnicola corvus).
Bild: © Angie Opitz, Pillerseetal, Tirol.

Die Raben-Sumpfschnecke lebt in pflanzenreichen Stillgewässern aller Art, von großen Seen bis hin zu verlandenden Sumpfgewässern. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Südskandinavien über Mittel- bis nach Südosteuropa.

Vollständige Artenliste für Österreich
Quelle: CLECOM, Stand Jänner 2008)

Lymnaeidae Rafinesque 1815

Lymnaeinae Rafinesque 1815

Galba Schrank 1803

Galba truncatula (O.F. Müller 1774)

Stagnicola Jeffreys 1830

Stagnicola turricula (Held 1836)
Stagnicola fuscus (C. Pfeiffer 1821)
Stagnicola corvus (Gmelin 1791)

Radix Montfort 1810

Radix auricularia (Linnaeus 1758)
Radix labiata (Rossmässler 1835)
Radix balthica (Linnaeus 1758)
Radix lagotis (Schrank 1803)
Radix ampla (W. Hartmann 1821)

Lymnaea Lamarck 1799

Lymnaea stagnalis (Linnaeus 1758)

Pseudosuccinea F.C. Baker 1908

Pseudosuccinea columella (Say 1817)

Weiterführende Informationen