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Tellerschnecken (Planorbidae)

 
Gekielte Tellerschnecke (Planorbis carinatus).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).

Systematik

Klasse: Gastropoda
Unterklasse: Pulmonata
Überordnung: Basommatophora
Ordnung: Hygrophila
Unterordnung: Branchiopulmonata
Infraordnung: Planorboinei
Überfamilie: Planorboidea
Familie: Planorbidae Gray 1840

Quelle: Mollbase auf http://www.mollbase.de/list/.

Taxonomie der Gastropoda: Informelle Gruppe Pulmonata: Planorbidae.

 
Posthornschnecke (Planorbarius corneus) - rechts gewunden?
Bild: Robert Nordsieck.

Tellerschnecken sind, wie ihr Name bereits sagt, meist scheiben- oder tellerförmig, allerdings gibt es auch kegel- oder mützenförmige Arten, wie zum Beispiel die Süßwasser-Napfschnecke Ancylus fluviatilis. Das scheibenförmige Gehäuse einer Tellerschnecke wird meist nach links gekippt, so dass die Schnecke es tragen kann. Dadurch erscheinen Tellerschnecken rechts gewunden. Tatsächlich zeigt die Tatsache, dass sich Atem- und Geschlechtsöffnung links befinden, dass Planorbiden links gewunden sind. Die Laichballen der Tellerschnecken sind flach und scheibenförmig und werden meist an Wasserpflanzen abgelegt. Es gibt zahlreiche Arten von Tellerschnecken, die weltweit verbreitet sind. Unter den einheimischen Tellerschnecken gibt es auch durch Aquarianer eingeschleppte Arten, wie die Amerikanische Posthornschnecke (Planorbella duryi, s. u.).

Andere amerikanische Arten, wie die gestreifte Posthorn-Deckelschnecke (Marisa cornuarietis) gehören gar nicht zu den Tellerschnecken: Sie haben einen Deckel und sind näher mit Apfelschnecken Ampullariidae) und der Flussdeckelschnecke (Viviparus contectus) verwandt.

Einzelne Arten der Tellerschnecken besitzen den Blutfarbstoff Hämoglobin; einzigartig bei den Weichtieren, bei denen grundsätzlich das kupferhaltige Hämocyanin vorherrscht.

Äußerlich ähneln die Gehäuse vieler Tellerschnecken den fossilen Gehäusen von Ammoniten. Diese sind aber Kopffüßer (Cephalopoda), sind also mit den Posthornschnecken nicht näher verwandt, als dass beide Weichtiere (Mollusca) sind. Überdies kann man, wie bereits erwähnt, eine deutliche seitliche Asymmetrie bei den Tellerschnecken erkennen, wie sie für Schnecken (Gastropoda) charakteristisch ist.

Tellerschnecken und Flussnapfschnecken wurden 1815 gleichzeitig von Rafinesque benannt (Planorbidae, bzw. Ancylidae). Nachdem nun aber in neueren Untersuchungen bewiesen worden ist, dass beide Gruppen zu ein und derselben Familie gehören, wird aus historischen und didaktischen Gründen dafür plädiert, die Bezeichnung Planorbidae für eine gemeinsame Familie im Sinne von Gray (1840) zu übernehmen.

Mollbase: Tellerschnecken (Planorbidae).

Zierliche Tellerschnecke - Anisus vorticulus (Troschel 1834)

 
Zierliche Tellerschnecken (Anisus vorticulus).
Bild: © Ira Richling. Quelle: Weichtier des Jahres.

Zu den Tellerschnecken gehört auch das Weichtier des Jahres 2011, die zierliche Tellerschnecke (Anisus vorticulus).

Maße: B: 4 - 5 mm, seltener 8 mm; H: 0,5 - 0,8 mm; U: 5 - 5½.

Die zierliche Tellerschnecke hat ein hornbraunes Gehäuse mit einer leicht gewölbten Oberseite. Die Umgänge sind durch eine klare Naht getrennt, der letzte Umgang weist eine stumpfe Kante in der Mitte des Umgangs auf. Die Mündung ist elliptisch und meistens schief. Wie einige andere Tellerschneckenarten besitzt auch die zierliche Tellerschnecke Hämoglobin und rotes Blut, das allerdings dank der schwarzgrauen Färbung des Körpers nur wenig durchscheint.


Zierliche Tellerschnecke (Anisus vorticulus).
Bild:  © Ira Richling. Quelle: Natura 2000 RLP.

Der Lebensraum der zierlichen Tellerschnecke sind dauerhaft saubere stehende Gewässer mit einem reichen Sauerstoff- und Kalkgehalt. Anisus vorticulus ist gegen die Auswirkung von Überdüngung (Eutrophie) sehr empfindlich und kommt auch nicht an Stellen mit schneller Wasserströmung vor. Meist sind die Schnecken an Stellen mit reicher Vegetation von Wasserlinsen (Lemna trisulca), Froschbiss (Hydrocharis) und Hornblatt (Ceratophyllum) zu finden. Verglichen mit ihrem Gehäuse haben zierliche Tellerschnecken einen relativ kleinen Fuß, so dass sie, auch dank der sehr flachen Form des Gehäuses, gut auch zwischen dichten Wasserpflanzen kriechen können. Anisus vorticulus lebt von Algen, die er von Wasserpflanzen abweidet. Die Schnecke kann auch an der Unterseite der Wasseroberfläche kriechen ("flottieren"), wo sie ebenfalls nach Nahrung sucht.

Die zierliche Tellerschnecke ist zerstreut und selten zwischen England und Westsibirien verbreitet, wo sie in Gewässern mit geeigneten ökologischen Bedingungen vorkommt. In Deutschland steht sie allerdings als vom Aussterben bedroht auf der Roten Liste, da die Zahl naturbelassener Auengewässer und Altarme zunehmend abnimmt. Vorkommen gibt es allerdings noch aus Auengebieten von Elbe, Donau und Rhein, sowie in einigen Seen und Sumpfgebieten Norddeutschlands.

Neben Nährstoffbelastung und Sauerstoffmangel durch Überdüngung sind die Hauptgefährdungsursachen der zierlichen Tellerschnecke besonders das Trockenlegen der Gewässer im Rahmen flussbaulicher Maßnahmen, aber auch durch Verlandung und Grundwasserabsenkung.

In Österreich konnten Vorkommen in Vorarlberg, Nordtirol, Niederösterreich und das nördliche Burgenland nachgewiesen werden (Klemm, 1960). Während man davon ausgeht, dass die meisten dieser Vorkommen mittlerweile erloschen sind, gibt es neuere Nachweise (von 2005) aus Östkärnten (Turnersee, Kleinsee, Sonnegger See) und Salzburg (2007). Vorkommen im Nationalpark Donauauen sind zwischen 1991 und 2006 leider ausgestorben. Die letzten Populationen in der Nähe von Wien waren bis 2006 aus Bad Deutsch Altenburg in Niederösterreich bekannt. Aufgrund flussbaulicher Maßnahmen wird allerdings auch hier ein Verschwinden der Art befürchtet. Außerdem ist Anisus vorticulus heute noch aus den Marchauen in Niederösterreich und aus Kärnten bekannt.

Schamberger, K.; Kiesenhofer, V.; Patzner, R.A. (2007): Erstfund von Anisus vorticulus (Troschel 1834) im Bundesland Salzburg (Gastropoda, Planorbidae). In: Linzer Biologische Beiträge.
Arbeitskreis Mollusken NRW, Weichtier des Jahres 2011: Zierliche Tellerschnecke Anisus vorticulus (Troschel 1834).
Animalbase: Anisus vorticulus species homepage.
Glöer, P.; Groh, K. (2007): A contribution to the biology and ecology of the threatened species Anisus vorticulus (Troschel, 1834) (Gastropoda: Pulmonata: Planorbidae). Mollusca 25 (1) 2007 (PDF).

Posthornschnecke - Planorbarius corneus (Linnaeus 1758)


Posthornschnecke (Planorbarius corneus).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).
 

Maße: Höhe: 9 - 12 mm; Breite: 20 - 34 mm; Umgänge: 5.

Die Posthornschnecke hat ein sehr großes und festwandiges Gehäuse mit 5 rasch zunehmende Umgängen, die oben wenig und unten tief eingesenkt sind. Die Umgänge sind charakteristisch gerundet und weisen keinen Kiel auf. Das Gehäuse hat eine braune Farbe und besitzt oft eine hammerschlägige Oberfläche.

 
Amerikanische Posthornschnecke (Planorbella duryi).
Bei Aquarianern besonders beliebt sind pigmentarme Varian-
ten, bei denen das rötliche Blut durchscheint.
Bild: Brigitte Nestreba-Stifter, zierfischfarm.at.

Posthornschnecken findet man in pflanzenreichen stehenden und langsam fließenden Gewässern bis in 3 m Wassertiefe, auch in zeitweilig trocken fallenden Gewässern.

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Posthornschnecke erstreckt sich lückenhaft durch ganz Europa und Westasien, die Art wurde vielfach verschleppt und künstlich mit Wasserpflanzen angesiedelt. In der Norddeutschen Tiefebene ist die Art verbreitet, im Mittelgebirge fehlt sie und in Süddeutschland kommt sie nur vereinzelt vor.

Amerikanische Posthornschnecke - Planorbella duryi (Wetherby 1879)

Dieser amerikanische Verwandte der einheimischen Posthornschnecken ist bei Aquarianern besonders durch pigmentarme Varianten bekannt geworden, bei denen das rötliche, hämoglobinhaltige Blut durchscheint. Äußerlich ähnelt die Art Planorbarius corneus, ist aber aber kleiner. Auch bei Planorbella nehmen die Umgänge rasch zunehmend und sind im Gegensatz zu den eher glatten Umgängen von Planorbarius corneus mit wulstigen Wachstumsabsätzen versehen, während die jüngeren Schnecken ein glätteres Gehäuse besitzen. Der Mantel weist außerdem große, durchscheinende Pigmentflecken auf.

Aus ihrer ursprünglichen Heimat in Florida wurde die Amerikanische Posthornschnecke weit verschleppt. Neben Botanischen Gärten und Fachhandlungen für Wasserpflanzen tritt sie aber vor allem dort auf, wo die Wassertemperatur für sie angenehm ist, wie zum Beispiel in den Thermalgewässern Österreichs (Baden bei Wien, Warmbad in Villach) und auf Malta.


Gekielte Tellerschnecke (Planorbis carinatus).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.
 

Eine Verbreitung dürfte hier vor allem durch Aquarianer stattfinden, die Schnecken in der Natur aussetzen, jedoch überleben Planorbella in einheimischen Gewässern aufgrund der Temperaturen nicht immer.

Gekielte Tellerschnecke - Planorbis carinatus (O. F. Müller 1774)

 
Gemeine Tellerschnecke (Planorbis planorbis). Beachte den Kiel
am Rand der Schalenwindung. Bild: Aiwok. Quelle: Wikipedia.

Von den Posthornschnecken unterscheiden sich die Tellerschnecken der Gattung Planorbis durch eine Kiel genannte Kante, die um die Endwindung verläuft und mehr oder weniger deutlich gezeichnet ist. Bei Planorbis carinatus liegt dieser Kiel in der Mitte des Umgangs (im Gegensatz zu Planorbis planorbis, wo er deutlich auf einer Seite liegt, siehe Bild oben). Die Umgänge nehmen, ebenfalls im Unterschied zu Planorbis planorbis, schnell an Durchmesser zu. Die Mündung ist schief, und tritt oben bogenförmig hervor.

Maße: Höhe: 2 - 3 mm; Breite: 14 - 17 mm; Umgänge: 4,5 - 5,25.

Die gekielte Tellerschnecke lebt in stehenden und langsam fließende Gewässer bis in eine Höhe von 1000 m NN, bevorzugt aber sauerstoffreichere und seltener austrocknende Gewässer als die gemeine Tellerschnecke (Planorbis planorbis). Die Art kommt vor allem auch in den Resten der eiszeitlichen Wasserflächen vor. Kümmerformen leben in Tümpeln in der Uferzone der eigentlichen Gewässer.

Planorbis carinatus  kommt in ganz Europa mit Ausnahme des Südens der Mittelmeerhalbinseln vor. Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich von Mittelitalien und dem Peloponnes bis nach Schweden und Finnland bis 63° N.

Süßwasserschnecken Teil 2: Die Posthornschnecke (Planorbarius corneus).