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Taxon und Art in der Systematik

Einem jeden biologischen System liegt die Art als wichtigster systematischer Begriff zugrunde. Eine Art ist dabei zunächst eine Gruppe von Individuen, die sich von anderen verwandten Gruppen in grundlegenden Merkmalen unterscheidet. Im Gegensatz dazu haben Angehörige einer Art ebenso grundlegende Merkmale gemeinsam, wie sie von anderen Gruppen unterscheiden.

Systematische Gruppen bezeichnet man in der modernen Biologie auch als Taxon, in der Mehrzahl als Taxa. Die moderne Systematik wird daher auch als Taxonomie bezeichnet.

Als der Begriff der Art in die Biologie eingeführt wurde, waren die Merkmale, durch die Arten von verwandten Gruppen unterschieden wurden, rein morphologischer Natur. Der wissenschaftliche Begriff Spezies für eine Art rührt von dem lateinischen Wort "specio" = "ich betrachte" her.

Nun gibt es aber mehrere Beispiele für sehr unterschiedlich aussehende Organismen, die dennoch zur selben Art gehören:

Eine biologische Art ist daher nicht nur eine morphologische Einheit ähnlich aussehender Lebewesen, sondern auch eine potentielle Fortpflanzungsgemeinschaft und damit nicht zuletzt eine genetische Einheit. Eine biologische Art nach heutigem Verständnis umfasst alle Organismen, die potentiell über mehrere Generationen Nachkommen erzeugen könnten. Potentiell deshalb, weil eine Fortpflanzung wohl möglich ist, aber dennoch nicht stattfindet. Über mehrere Generationen deshalb, weil es wohl möglich ist, dass verwandte Arten lebensfähige Bastarde erzeugen, die jedoch meist steril sind (Ein Beispiel ist das Maultier aus Pferd und Esel).

Laut Mayr (1967) sind Arten also "Gruppen von sich wirklich oder potentiell fortpflanzenden natürlichen Populationen, die reproduktiv von anderen solchen Gruppen isoliert sind".

Geht die Isolation von Teilgruppen einer Art so weit, dass es neben der geographischen Isolation auch zur reproduktiven Isolation kommt (z.B. durch die notwendige Anpassung an unterschiedliche Lebensräume), so kommt es zur Aufspaltung einer Art und zur Artbildung (Speziation). Die reproduktive Isolation muss aber nicht nur durch die anatomische Unmöglichkeit einer Kopulation stattfinden, sie kann entweder präzygotisch (vor der Befruchtung) oder auch postzygotisch (nach der Befruchtung) stattfinden.

Durch die reproduktive Isolation von anderen Gruppen sind Arten genetische Einheiten. Man spricht von der kollektiven genetischen Information einer Art als dem Genpool. Die isolierte Vererbung artspezifischer Eigenschaften führt auch zur Konservierung dieser Eigenschaften (im Falle ihrer positiven Vererbung) und dadurch zur Art als Informationsspeicher. In Zusammenhang mit der genetischen Einheit der Art findet meist auch eine optimale Anpassung der Art an eine bestimmte ökologische Nische statt. Außer einer genetischen ist eine Art also auch eine evolutive und eine ökologische Einheit.

Der reproduktionsbezogene Artbegriff kann aber nicht die gesamte Vielgestaltigkeit biologischer Arten erklären. Außer den bisher geschilderten Verhältnissen bilden sich zwischen Gruppen, die ansonsten alle notwendigen Eigenschaften einer Art erfüllen, Bastarde (Artbastardierung). Dies geschieht zum Beispiel im Pflanzenreich (Allopolyploidie), aber auch im Tierreich, beispielsweise bei manchen Landschneckengruppen. Artbastardierung verlangt in gewissem Ausmaß eine Rückkehr zum morphologischen Artbegriff.

Ähnlich sind die Verhältnisse bei vorwiegend parthenogenetisch (durch Jungfernzeugung) oder asexuell fortpflanzenden Lebewesen (sogenannte Agamospezies). Hier ist die reproduktive Isolierung nicht eindeutig anwendbar. Ebenso kann manchmal die reproduktive Isolierung fossiler Arten nicht nachvollzogen werden. In jenem Fall wird mittels morphologischer Eigenschaften rückgeschlossen, ob eine reproduktive Isolierung möglicherweise bestanden hat.