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Küstenschnecken (Ellobioidea) |
![]() Midas-Ohr (Ellobium aurismidae): Shenzhen, Guangdong, China. Bild: Christian Chua (iNaturalist). |
Küstenschnecken mit ihrem kurz kegelförmigen Gehäuse sind meist noch Strandbewohner der Meeresküsten, wie beispielsweise das Mäuseöhrchen (Myosotella myosotis, s.u.). Obwohl bei ihnen die Augen an der Basis der Fühler sitzen, sind Küstenschnecken dennoch keine Wasserlungenschnecken (Hygrophila, früher Basommatophora), sondern näher mit den Landlungenschnecken (Stylommatophora) verwandt. Daher werden sie in einer eigenen Ordnung (Ellobiida) beiden gegenüber gestellt.
Das Midas-Ohr (Ellobium aurismidae) zum Beispiel ist ein Bewohner der Mangrovensümpfe Südostasiens. Es vereint urtümliche Merkmale mit fortschrittlichen Eigenschaften, die bereits in Richtung der modernen Landschnecken weisen.
Nordsieck, H. (1993a): Phylogeny and system of the Pulmonata (Gastropoda). - Arch.
Moll. 121 (1/6): 31 - 52.
![]() Schlanke Zwerghornschnecke (Carychium tridentatum) aus dem Kanton St. Gallen. Bild: © Stefan Haller. |
Neben den küstenlebenden Arten aus der Familie der Ellobiidae, wie dem Mäuseöhrchen (Myosotella myosotis) und der Zweizahn-Küstenschnecke (Leucophytia bidentata) enthält die Überfamilie in Europa nur eine Gruppe, die vollständig an Land lebt, die Familie der Zwerghornschnecken (Carychiidae).
Klasse: Gastropoda
Unterklasse:
Heterobranchia
Überordnung: Eupulmonata
Ordnung:
Ellobiida
Überfamilie: Ellobioidea
Familie: Ellobiidae
Familie:
Carychiidae
Quelle: MolluscaBase eds. (2025): Ellobiidae L. Pfeiffer, 1854 (1822).
Mäuseöhrchen - Myosotella myosotis (Draparnaud 1801)
![]() Mäuseöhrchen (Myosotella myosotis): Bouches-du-Rhône, Frankreich. Bild: Daniel Pavon (iNaturalist). |
Beschreibung: Das Mäuseöhrchen besitzt eine bräunlich gelbliche Schale, die glänzend erscheint. Unter großer Vergrößerung erkennt man jedoch, dass die oberen Windungen fein gestreift sind und manchmal leicht behaart. Die Mündung ist zugespitzt eiförmig mit einer weißen Mündungslippe. Auf der oberen (parietalen) Seite weist sie meist eine weiße Schicht auf. Die Ober-(Parietal-)Lamelle (1) ist sehr stark ausgebildet und verläuft horizontal. Oftmals ist auch eine zweite Parietal-Lamelle vorhanden. Die Unter-(Columellar-)Lamelle (2) an der Spindelseite ist ebenfalls stark ausgebildet. Der Nabel (Umbilicus) ist meistens verdeckt.
An salzreichen Küsten, wie an der Nordsee, ist das Gehäuse dickschaliger, größer und länger, als in salzärmerem Regionen, wie an der Ostsee.
Der Tierkörper ist beigefarben bis hellgrau, meist auf der Oberseite des Vorderkörpers und im Bereich der Fühler etwas dunkler. Die kleinen dunklen Augen sitzen an der Fühlerbasis, zur Mitte des Körpers gerichtet.
Maße: H: 5 - 11 mm; B: bis 5 mm; U: 7 - 8.
Lebensraum und Verbreitung: Das Mäuseöhrchen kommt immer an Stränden mit geringer Gezeitenwirkung vor, wo man die kleinen Schnecken im Grasbereich der Salzwiesen, zwischen Tang, unter Steinen oder Treibholz finden kann. Oftmals treten Mäuseöhrchen lokal in großer Zahl auf, vielfach auch zusammen mit Wattschnecken (Peringia ulvae). Mäuseöhrchen kommen in Deutschland nur auf Salzwiesen vor. Dieser weltweit einzigartige Lebensraum ist sowohl in den einzelnen Bundesländern, als auch nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) der EU geschützt.
Der Lebensraum des Mäuseöhrchens liegt meistens im Brackwasserbereich, aber nicht im eigentlichen Seewasser. Die optimale Salzkonzentration für die Schnecke liegt bei 1,8%, die Salinitätstoleranz des Mäuseöhrchen liegt aber zwischen 0,9% und 9,9%. Das Mäuseöhrchen lebt vorwiegend von Braunalgen, zerfallenden Wasserpflanzen und anderem organischem Material.
Mäuseöhrchen sind entlang der Küsten des Mittelmeers (in Spanien, Italien, Istrien, Dalmatien, Albanien, Griechenland, westliche und südliche Türkei) verbreitet, ebenso am Schwarzen Meer. Entlang der westeuropäischen Küsten tritt Myosotella myosotis bis nach Irland und Schottland auf, verstreut in Norddeutschland (auch an der Ostsee). Verschleppt wurde des Mäuseöhrchen von Nova Scotia bis nach Kuba, sowie auf den Bermudas.
Bedrohungsstatus: In Norddeutschland ist Myosotella myosotis vom Aussterben bedroht (critically endangered, vgl. Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste). Grund ist die zunehmende Zerstörung der Salzwiesen, die den ausschließlichen Lebensraum der Schnecke in Norddeutschland darstellen. In Nordwest-Spanien ist die Art nicht häufig.
Mancherorts kommt Myosotella myosotis in
großer Individuenzahl vor, wie hier in der Bretagne. Bild: Florence Gully,
Nature 22: Gastéropodes 2.
Francisco
Welter-Schultes:
Ovatella myosotis species homepage.
Molluscs of Central
Europe:
Mäuseöhrchen (Myosotella myosotis).
Arbeitskreis Mollusken
NRW:
Weichtier des Jahres 2008 Das Mäuseöhrchen Myosotella myosotis (Draparnaud
1801).
NABU Niedersachsen:
Mäuseöhrchen in Ostfriesland.
Zweizahn-Küstenschnecke - Leucophytia bidentata (Montagu 1808)
![]() Zweizahn-Küstenschnecke (Leucophytia bidentata): Finistère, Bretagne, Frankreich. Bild: Nataël Adam (iNaturalist). |
Beschreibung: Das Gehäuse der Zweizahn-Küstenschnecke hat eine hornbraune bis rötlich braune Farbe. Die Umgänge sind nur schwach gerundet, wobei der Mündungsumgang 75% der Gehäusehöhe einnimmt. An der Oberseite (parietal, s.o.) weist die Mündung eine weißliche Schicht auf. Die Ober-(Parietal-)Lamelle ist normalerweise stark ausgebildet, die Unter-(Columellar-)Lamelle hingegen mäßig bis undeutlich zu erkennen. Der Nabel ist nicht sichtbar.
Die Zweizahn-Küstenschnecke hat, im Gegensatz zum Mäuseöhrchen, keine zweite Ober-(Parietal-)Lamelle.
Maße: H: 5 - 7 mm; B: 2 - 4 mm; U: 6 - 7.
Lebensraum und Verbreitung: Leucophytia bidentata ist eine amphibische küstenlebende Schneckenart, die sich allerdings meist außerhalb des Wassers aufhält. Die Schnecken leben meist an der Flutgrenze, an offenen Küsten unter Steinen und in Schwemmablagerungen. Seltener ist die Art in Flussmündungen und in Gezeitentümpeln zu finden. Leucophytia bidentata toleriert höhere Salzkonzentrationen als Myosotella myosotis und lebt von zerfallendem organischem Material (Detritus).
Die Art ist an den Küsten des Ostatlantiks (Niederlande, Frankreich, Britische Inseln), durch das Mittelmeer bis zur westlichen Türkei verbreitet.
Francisco
Welter-Schultes:
Auriculinella bidentata species homepage.
MolluscaBase
eds. (2025):
Leucophytia bidentata (Montagu,
1808).