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Was ist Arion lusitanicus?

 


Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris).
Bild: Robert Nordsieck.
 
An der spanischen Wegschnecke kann man gut erkennen, wie schwierig es manchmal ist, Schnecken den korrekten Namen zu geben und dass es manchmal noch schwieriger ist, Fehler, besonders bei bekannten Schneckenarten, wieder zu korrigieren.

Auf der vorliegenden Homepage wurde bereits vom "Cornu-Problem" berichtet: Die Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum), ein kleinerer Verwandter der einheimischen Weinbergschnecke, war allgemein unter dem Namen Helix aspersa bekannt. Tatsächlich ist der Name Helix aspersa aber falsch, weil man am Bau des Genitalapparats erkennen kann, dass es sich nicht um eine Helix handelt. Aus diesem Grund musste die Art einen anderen Namen bekommen und tatsächlich war schon 1774 die Gattumg Cornu von Ignaz von Born in seiner Beschreibung der Naturaliensammlung des Wiener Naturhistorischen Museums (Index rerum naturalium Musei Caesarei Vindobonensis) beschrieben worden. Von Born hatte aber für seine Beschreibung ein fehlgebildetes (teratologisches) Exemplar verwendet, daher auch der Gattungsname Cornu (Horn) - das Gehäuse der Schnecke erinnerte v. Born an ein Füllhorn (cornu copiae). Ebenso, wie im populär wissenschaftlichen Sprachgebrauch der Name Helix aspersa nicht verschwindet, wird die wissenschaftliche Bezeichnung Cornu aspersum beibehalten, obwohl es zwischenzeitlich eine vermeintlich korrektere Bezeichnung, Cantareus aspersus (Charpentier, 1837) gab.

 
Schwarzer Schnegel (Limax cinereoniger, im Vordergrund) und
Wegschnecke (Arion vulgaris). Bild: Robert Nordsieck.
Etwas anders ist die Sachlage bei der spanischen Wegschnecke, einem der berüchtigtsten Schädlinge und daher auch eine der bekanntesten Schneckenarten der einheimischen Fauna: 1956 wurde eingeschleppte Art als Arion lusitanicus bestimmt (van Regteren Altena, 1956). Dabei handelte es sich aber um eine Fehlbestimmung, so dass die Art, die man in ganz Europa als Spanische Wegschnecke kennt und fürchtet, gar nicht Arion lusitanicus ist. Arion lusitanicus ist nämlich tatsächlich von der Iberischen Halbinsel bekannt als eine in der Serra d'Arribada (in der Nähe von Lissabon in Portugal) endemische Art, die nur dort vorkommt. Die sich ausbreitende Spanische Wegschnecke hat inzwischen einen bereits existierenden, aber unbenutzten Namen erhalten: Arion vulgaris Mabille, 1855, zu Deutsch die Gemeine Wegschnecke.

Der echte Arion lusitanicus unterscheidet sich von Arion vulgaris, also der bekannten "Spanischen Wegschnecke", vor allem durch seine Chromosomenzahl: Arion vulgaris besitzt nämlich 26 Chromosomen - eine Chromosomenanzahl, die er mit den einheimischen Wegschneckenarten, als der Schwarzen Wegschnecke (Arion ater ater) und der Roten Wegschnecke (Arion ater rufus) gemeinsam hat. Arion lusitanicus aus Portugal hingegen besitzt nur 24 Chromosomen.

Beide Arten haben gemeinsam, dass sie sehr viele Eier legen (ein Teil des Erfolgsrezeptes der Spanischen Wegschnecke ist ja, dass sie bis zu 400 Eier legen kann und darin die einheimischen Wegschneckenarten bei weitem übertrifft) und dass sie eine besondere Art von Schleim bilden. Dies dürfte nach Ørmen, T.; Winter, B.; Bøckman, P. (2009) eine Anpassung an das trockene Klima im ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Schnecke sein - Arion vulgaris kommt ursprünglich auf der Iberischen Halbinsel und in Westfrankreich vor, von wo er sich spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts ausgebreitet hat.

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Literatur