Biolumineszenz bei Landschnecken

Quantula striata (Gray 1843), syn. Dyakia striata (Gray 1843)

Unter Biolumineszenz versteht man die Aussendung sichtbaren Lichtes durch lebende Organismen. Obwohl dies ein relativ seltenes Phänomen ist, ist es in der Naturgeschichte mehrfach unabhängig voneinander entstanden. Biolumineszenz entsteht, indem ein Protein, Luciferin, durch ein Enzym, Luciferase, abgebaut wird und dabei Lichtenergie abgestrahlt wird. Obwohl das Protein und das Enzym, wegen ihrer Eigenschaften immer denselben Namen haben, sind sie in unterschiedlichen Tiergruppen chemisch unterschiedlich zusammen gesetzt.

Zwar kommt Biolumineszenz weder in höheren Pflanzen, noch bei Wirbeltieren jenseits der Fische, vor. Bei den Weichtieren kennen wir Biolumineszenz aber gleich mehrfach: Mehrere Kopffüßer (Cephalopoda) setzen Biolumineszenz ein, um sich gegen Feinde zu schützen. Überdies besitzen mehrere von ihren Photophoren (Licht aussendende Zellen). Man geht davon aus, dass sich in der Tiefsee lebende Kopffüßer, wie etwa die Riesenkalmare, auch durch Lichtsignale verständigen.

 
Latia neritoides, aus Neuseeland.
Bild: Andrew Spurgeon (Quelle).

Bei Schnecken ist Biolumineszenz eher untypisch. Man kennt Biolumineszenz von meereslebenden Nacktschnecken aus der Gruppe der Nacktkiemer (Nudibranchia): Plocamopherus imperialis und Phylliroe bucephalum. Letztere ist eine äußerlich stark veränderte Schnecke, die von Quallen lebt.

Bill Rudman: Phylliroe bucephalum auf seaslugforum.net.
Bill Rudman: Plocamopherus imperialis auf seaslugforum.net.

Die süßwasserlebende Schnecken-Art, die ebenfalls Biolumineszenz zeigt, ist Latia neritoides Gray 1850 (Chilinoidea, Latiidae), eine Flussnapfschnecke aus Neuseeland. Latia kann sowohl selbst leuchten, als auch eine leuchtende Schleimwolke abgeben.

Wikipedia, englische Ausgabe: Latia neritoides Gray 1850.

Auch bei den Landschnecken kennt man nur eine Art, die zur Biolumineszenz fähig ist. Das ist Quantula striata, auch bekannt als Dyakia striata.


Quantula striata aus Singapur. Bild: Teo Siyang.
 

Beschreibung: Die kleine Schnecke hat ein rundliches, gedrückt kugeliges Gehäuse von einer rötlich braunen Färbung, die auf der Unterseite in weiß übergeht. Der Nabel ist eng. Die Oberfläche des Gehäuses ist regelmäßig gestreift (daher der Artname). Das Gehäuse ist rechts gewunden. Der Weichkörper der Schnecke ist bräunlich gefärbt, mit etwas dunkleren gräulich gefärbten Fühlern. Die Unterseite des Körpers ist heller bis weißlich gefärbt.

Maße: Breite 16 - 27 mm.

Lebensraum und Verbreitung: Quantula striata ist ein Kulturfolger, der in einer Vielzahl vom Menschen überformter Lebensräume vorkommt, in Gärten, Parks und auf Wiesen ebenso, wie in Abfallhaufen. Die Tiere leben, ähnlich wie eine Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum), vordringlich von pflanzlicher Nahrung wie Obst und Gemüse, aber auch von Aas, Katzenfutter und ähnlicher tierischer Nahrung.

Die Art ist in Singapur, Malaysia, Kambodscha und den Philippinen verbreitet, sowie über die Fiji-Inseln und einige weitere Inselgruppen.

 
Quantula striata, ein Jungtier. Bild: Teo Siyang.

Systematik: Während die Art in älterer Literatur noch als Teil der Ariophantidae (vgl. Grüne KoboldschneckeHemiplecta wichmanni) aufgeführt wird, listen Bouchet et al. (2005) die Familie Dyakiidae in einer eigenen Überfamilie neben den Helicarionoidea, zu denen die Ariophantidae gehören (vgl. Taxonomie der Gastropoda: Überfamilie Dyakioidea).

  Bouchet, P.; Rocroi, J.-P.; Frýda, J.; Hausdorf, B.; Ponder, W.; Valdés, Á.; Warén, A. (2005). "Classification and nomenclator of gastropod families". Malacologia 47 (1 - 2): 1 - 397.

Biolumineszenz: Das Phänomen der Biolumineszenz bei Quantula striata wurde erst 1942 durch Haneda entdeckt. Das Licht, das die Schnecke ausstrahlt, ist allerdings auch recht schwach (gelblich-grün, λ = ~515 nm), kommt außerdem sowohl bei den Eiern, den Jungtieren, als auch bei vielen ausgewachsenen Schnecken vor. Die Schnecken senden Lichtblitze aus, während sie umher kriechen und in geringerer Stärke bei der Nahrungsaufnahme. Das Licht entsteht in einem Organ im Kopfbereich, das als Haneda'sches Organ bezeichnet wird. Entwickelt hat sich das Organ als ein Teil der Fußdrüse im vorderen Kopffuß der Schnecke. Während man anfänglich annahm, dass die Schnecken ihre Fähigkeit zur Biolumineszenz mit der Geschlechtsreife verlieren würden, konnte inzwischen das Gegenteil bewiesen werden.

Zwar ist die Bedeutung der Biolumineszenz bei Quantula striata nicht vollständig bekannt, allerdings findet sie fast ausschließlich statt, wenn sich das Tier bewegt und fast ausschließlich bei Begegnungen mit anderen Schnecken. Eine Bedeutung in der Kommunikation zwischen Schnecken wird daher vermutet, konnte aber bis jetzt nicht schlüssig bewiesen werden.

Weiterführende Literatur