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Achatschnecken (Achatinidae)


Achatschnecke (Achatina achatina). Das dargestellte Tier ist
ein Körperalbino. Bild: Martina Eleveld.
 
 
Schalenspitze (Apex) von Achatina fulica zur Erkennung.
Bild: Ken Walker, Museum Victoria (Australien).

Zur Familie der Achatschnecken (Achatinidae) gehören mit die größten Landschnecken der Welt. Im Vergleich zu einer zwanzig bis dreißig Zentimeter großen Achatschnecke erscheint die Weinbergschnecke (Helix pomatia), unsere größte heimische Landschnecke, mit höchstens zehn Zentimeter Körpergröße eher klein.

Die großen Arten der Achatschnecken sind ursprünglich vorwiegend im tropischen Afrika heimisch. So erstreckt sich das natürliche Verbreitungsgebiet von Achatina achatina und Archachatina marginata in Westafrika (achatina von Liberia bis Nigeria, marginata von Kamerun bis Zaire) und Achatina (Lissachatina) fulica in Ostafrika. Die Schale der großen afrikanischen Achatschnecken sind länger als breit und etwa so geformt, wie das einer heimischen Vielfraßschnecke (Ena), mit einer vergrößerten Endwindung und einer stumpfen Schalenspitze.

Heute findet man die englisch als Giant African Land Snails bezeichneten Schnecken weit über ihren ursprünglichen Verbreitungsraum hinaus überall dort in der Welt vor, wo Witterungsbedingungen und Nahrungsangebot den großen Tieren das Leben ermöglichen.

Eine Verbreitung fand vor allem durch den Menschen statt, der mit Obst- und Gemüsetransporten aus Afrika die Eier der Achatschnecken über die ganze Welt verbreitet hat. Auch als Nutztiere (in Afrika werden sie auch zu Speisezwecken gehalten) und Haustiere wurden Achatschnecken weit verbreitet.

Man stellt sich Schnecken nicht gerade als gewöhnliche Haustiere vor, aber gerade die Achatschnecken sind auf diesem Gebiet eine Ausnahme. Besonders im englischen Raum, jedoch in zunehmendem Maße auch in Kontinentaleuropa, werden Achatschnecken als Haustiere beliebt, die ähnlich wie eine Schildkröte behandelt werden. Achatschneckenforen und Terrarienbörsen sind voller Achatschneckenenthusiasten die selbst einzelne Rassen auseinander halten können.

Auch in der Schule gibt es schon viele Projekte, die mit der Beobachtung der großen Landschnecken zu tun haben. Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Größe sind die Tiere natürlich für Schüler jeden Alters besonders interessant.

Im Gegensatz dazu ist in den Vereinigten Staaten die Haltung von Achatschnecken bei Geld- oder Gefängnisstrafe verboten. Dies liegt daran, dass eingeschleppte Achatschnecken besonders in den subtropischen Staaten der USA, z.B. in Hawaii, eine ernste Bedrohung für die Landwirtschaft bedeuten. Die in großer Zahl auftretenden Landschnecken vernichten in einer Nacht ein ganzes Plantagenfeld und können kleinere Straßen durch Schleim fast unbefahrbar machen.

 
Achatschnecke (Achatina achatina, 17 cm,
380 g). Bild: Martina Eleveld.

Achatschnecken sind Pflanzenfresser, die vor allem Obst und Gemüse, also die nahrhaftesten Pflanzenteile fressen. In Amerika schädigen sie dadurch mehr als 500 Kulturpflanzenarten. In Gefangenschaft gehaltene Achatschnecken erhalten regelmäßig auch faschiertes Fleisch, vor allem, um die Schnecken mit Eiweiß zu versorgen. Wie die meisten Pflanzen fressenden Schnecken lehnen es Achatschnecken auch in der Natur nicht ab, ein totes Tier anzufressen, um sich mit Eiweiß zu versorgen.


Achatschnecke (Achatina varicosa).
Bild: Dr. H. Vannoy Davis © California Academy of Sciences.
 

Systematisch gehören Achatschnecken zu den Landlungenschnecken (Stylommatophora). Das heißt, dass sie Zwitter sind, die gewöhnlich Eier legen. Bei manchen Achatschneckenarten kommt es auch zur Ovoviviparie, d.h. die Jungtiere schlüpfen im Körper des Muttertieres und werden lebendig geboren.

Als Bewohner der tropischen und subtropischen Zonen sind sie es gewohnt, bis zu viermal pro Jahr legen zu können. Das Gelege mancher Achatschnecken kann bis zu 500 Eier umfassen, die so groß sind, wie erwachsene Tiere anderer kleinerer Schneckenarten. Daher vermehren sich Achatschnecken bei günstigen Witterungs- und Nahrungsbedingungen recht schnell.

Eine befruchtete Achatschnecke kann eine neue Population gründen, wenn aus allen ihrer 500 Eier Jungtiere schlüpfen und erwachsen werden. Achatschnecken können sich aber nicht selbst befruchten, da bei ihnen Protrandrie vorliegt:  Zunächst entstehen in der Zwitterdrüse (Gonade) des Genitalapparates Samenzellen, die bei der Begattung einer anderen Schnecke verwendet werden, und von dieser in einer besonderen Samentasche gespeichert werden. Erst später, in Zusammenhang mit der Eiablage, entstehen in der Zwitterdrüse Eizellen, die mit Samenzellen aus dieser Samentasche befruchtet werden und sich dann zu Eiern entwickeln.

Gegen die Achatschnecken ist fast kein Kraut gewachsen. Die tagsüber in der dichten Vegetation geschützten Schnecken, geschweige denn ihre im Erdboden vergrabenen Gelege findet man kaum, so dass ihnen mit ökologisch vertretbaren Maßnahmen wie Absammeln oder Fallenstellen kaum beizukommen ist.

Versuche, Achatschnecken mit importierten Raubschnecken, wie der Wolfsschnecke aus Florida (Euglandina rosea), beizukommen, haben nicht zum erwünschten Ergebnis geführt, da weder diese, noch die aus dem Mittelmeerraum eingeführte Stumpfschnecke (Rumina decollata) die riesigen Schnecken angreifen wollten. Stattdessen jagen solche importierten Raubschnecken bevorzugt die lokalen kleineren Schneckenarten, was besonders in den empfindlichen Ökosystemen von Inselgruppen, wie Hawaii und anderen pazifischen Inselgruppen zur Beeinträchtigung und Vernichtung endemischer Baumschnecken (Partula) geführt hat.

In der Karibik, sowie in ihrem ursprünglichen Verbreitungsraum in Afrika werden Achatschnecken als eiweißreiche Nahrung gesammelt. Achatschnecken, wie vielen anderen Naturprodukten, wird allgemein stärkende Wirkung zugesprochen, so dass die Schnecken auch oft als Aphrodisiakum verkauft werden. Auf der Inselgruppe Sao Tomé und Principe geschah so das genaue Gegenteil, wie auf anderen Inselgruppen - durch die Sammeltätigkeit der Einheimischen wurde die dort heimische Achatschneckenart Archachatina bicarinata fast ausgerottet. Die stattdessen vom Kontinent eingeführte Archachatina marginata zog die bereits geschädigte einheimische Schneckenfauna durch eingeschleppte Parasiten und durch Nahrungskonkurrenz weiter in Mitleidenschaft.

 
Achatschnecken (Achatina fulica).
Bild: David Robinson. APHIS, NAS.

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