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Rosige Wolfsschnecke

Euglandina rosea (A. Férussac, 1821)

 

Inhalt

 
Kopf von Euglandina rosea: Seminole County, Florida, USA.
Bild: Jeffrey Gammon (iNaturalist).

Einleitung

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Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea): St. John's County, Florida,
USA. Bild: John Slapcinski (iNaturalist).
 
Die Wolfsschnecken gehören zur überwiegend neotropischen (vgl. Faunenprovinzen der Erde) Familie Oleacinidae (vgl. Systematik unten). Das Verbreitungsgebiet der Familie reicht von Südamerika über Mittelamerika bis in den Südosten der Vereinigten Staaten. Einige wenige Vertreter haben auch das Mittelmeergebiet besiedelt, wie z.B. die Dalmatinische Raubschnecke (Poiretia cornea). In Florida trifft man andererseits die bis zu 10 cm lange Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea) an. Sie ist eine hochspezialisierte Raubschnecke, die im Gegensatz zu den meisten anderen Raubschnecken fast ausschließlich von anderen Schnecken lebt.

Jacksonville Shell Club: Rosy Wolfsnail (Euglandina rosea).

Sinnesorgane und Beutesuche

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Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea). New Hanover County, North
Carolina, USA. Bild: GregNC (iNaturalist).
Betrachtet man den Kopf einer Wolfsschnecke näher, fällt auf, dass sie scheinbar sechs Fühler besitzt: zwei große Augenträger, das kleinere untere Fühlerpaar (wie alle Landlungenschnecken) und darunter ein weiteres, drittes "Fühler"-Paar. Bei diesen handelt es sich jedoch nicht um eigentliche Fühler, sondern vielmehr um die stark verlängerten Lippen. Diese sind mit chemischen Sinneszellen besetzt und dienen zum "Schmecken" des Untergrunds. Mit ihrer Hilfe verfolgt die Wolfsschnecke andere Schnecken entlang deren Schleimspur,ähnlich wie ein Wolf seiner Beute über die Geruchsspur folgt. Dabei kann sie unterscheiden, ob es sich um Artgenossen oder um eine andere Schneckenart (potentielle Beute) handelt.

Jagdweise und Ernährung

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Die Wolfsschnecke bewegt sich mit der zwei- bis dreifachen Geschwindigkeit einer gewöhnlichen Landschnecke - bei der Verfolgung ihrer Beute kann sie laut Gerlach (1994) Geschwindigkeiten von bis zu 80 m/h (8 mm/s) erreichen. Laut R.A.D. Cameron scheint dieser Wert jedoch äußerst hoch gegriffen zu sein - anderen Werten zufolge erreichen Wolfsschnecken maximal 2,2 m/h.

Gerlach, J. (1994). " The Ecology of the carnivorous snail Euglandina rosea.". Diss., Wadham College, Oxford.
Quora: What is the top speed of a snail?

Wolfsschnecken verfolgen ihre Beute nicht nur am Boden, sondern klettert auf Bäume und kann sogar kurze Strecken unter Wasser zurücklegen.

Ihr Nahrungsspektrum umfasst:

Der amerikanische Malakologe Harry G. Lee (Jacksonville Shell Club) berichtete, bei der Präparation eines mittelgroßen Exemplars von Euglandina rosea nicht weniger als 13 Schneckenschalen im Verdauungstrakt gefunden zu haben.

Heimische Nacktschnecken
Nacktschnecken.

Vom Menschen eingeschleppt

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Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea) greift Achatschne-
cke (Lissachatina fulica) an. 
   
 
Die Achatschnecke wird in den Nacken gebissen.
Koolauloa, Hauula, Hawaii, USA.
Bild: Kevin Faccenda (iNaturalist). 
Die Rosige Wolfsschnecke wurde vom Menschen als biologische Waffe eingeführt – vor allem auf Hawaii, den Marianen-Inseln und in Polynesien. Dort sollte sie die ebenfalls eingeschleppte Afrikanische Riesenschnecke (Lissachatina fulica) bekämpfen, die große landwirtschaftliche Schäden anrichtete. Doch anstatt die großen Achatschnecken zu jagen, bevorzugte Euglandina rosea kleinere Beutetiere, insbesondere die endemischen Baumschnecken der Gattungen Partula und Achatinella. Euglandina rosea ist durchaus in der Lage, etwa eine Lissachatina fulica anzugreifen, ebenso wie die weiter unten beschriebenen afrikanischen Raubschneckenarten, jedoch bevorzugen viele von ihnen kleinere Beute, bevor sie sich mit einer Schnecke anlegen, die dreimal so groß ist, wie sie.

Die meist ohnehin kleinen Populationen dieser endemischen Inselarten hatten dem plötzlichen Räuberdruck nichts entgegenzusetzen. Viele Arten verschwanden vollständig; einige sind heute unwiederbringlich ausgestorben.

Pazifische Baumschnecken (Partulidae).
Schulz, H., Nordsieck, R. (2024): "Die Afrikanische Riesenschnecke - Lissachatina fulica". Natur und Tier Verlag Münster.

Folgen und heutige Schutzmaßnahmen

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Die Einführung der Wolfsschnecke gilt heute als klassisches Beispiel für eine fehlgeschlagene biologische Bekämpfung. Malakologen und Ökologen hatten frühzeitig vor den Folgen gewarnt, doch ihre Ratschläge wurden von den Behörden ignoriert. Heute gibt es internationale Programme, die bedrohte Partula-Arten in Zoos züchten und wieder auswildern, etwa auf Tahiti. Ohne diese Maßnahmen wäre ein Großteil der pazifischen Baumschnecken bereits verloren.

Links

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Literatur

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Letzte Änderung: 23.11.2025 (Robert Nordsieck).