Kornschnecken (Chondrinidae)

Chondrinidae Steenberg 1925

Granaria variabilis
Granaria variabilis. Bild: Olivier Gargominy (Quelle, CC 4.0).
    Abida secale - Mündung
Abida secale: Mündung, vergrößert.
Bild Olivier Gargominy (Quelle), bearbeitet.
 

Die Kornschnecken haben ihren Namen von der Form ihres Gehäuses, das mit seiner hoch aufgewundenen, aber bauchigen, leicht spindelartigen Form an ein Getreidekorn erinnert. Zu den Kornschnecken gehören etwa 60 Arten in Europe, von denen ein Teil bodenlebend ist (die Gattungen Abida, Granaria und Granopupa), während andere (Chondrina, Rupestrella und Solatopupa) an steilen Felsen und im Geröll leben.

Von den Puppenschnecken i.w.S. (Pupilloidea) unterscheiden sich die Kornschnecken vor allem durch die Form ihres Gehäuses, die keine stumpfe Schalenspitze (Apex) aufweist, wie etwa bei den Fässchenschnecken oder Windelschnecken, aufweist, so dass Kornschnecken an etwas korpulente Vielfraßschnecken (Enidae) erinnern, von denen sie sich durch ihr enger gewundenes Gehäuse und die stärkere Mündungsarmatur (siehe Bild links) unterscheiden.

Die felsenlebenden Kornschnecken, wie die Haferkornschnecke (Chondrina avenacea), ernähren sich vorwiegend von Flechten, die am Felsen wachsen. Um an die im Felsen sitzenden Teile der Flechten zu gelangen, raspeln die Kornschnecken auch die oberste Gesteinsschicht ab. Dazu ist ihre Raspelzunge, die Radula, besonders angepasst.

Zusätzlich tarnen sich vor allem junge Haferkornschnecken, indem sie ihre Schale mit Gesteinskrümeln verkleiden.

Viele Kornschneckenarten sind gut an das Leben in trockenen Gebieten angepasst und können im Trockenschlaf bis zu einem Jahr ohne Nahrung und Wasser überleben.

Als Anpassung an die Trockenheit in einem Großteil ihres Verbreitungsgebietes, aber wohl auch zum Schutz gegen Feinde besitzen Kornschnecken eine hoch entwickelte Mündungsarmatur aus mehreren Falten und Zähnen, ähnlich, wie bei den Schließmundschnecken (Clausiliidae), aber natürlich ohne deren Schließapparat (Clausiliar).

  Kornschnecken (Chondrinidae)
Kornschnecken (Chondrinidae) im Vergleich. Angezeigt sind 5 mm..
Von links nach rechts: Granaria frumentum, Abida secale, Chondrina avenacea.
Bilder: Olivier Gargominy (Quelle, CC 4.0), bearbeitet. 

Die Kornschnecken (Chondrinidae) Österreichs:

Chondrinidae Steenberg 1925
Granaria frumentum (Draparnaud 1801)
Granaria frumentum illyrica (Rossmässler 1835)

Abida secale secale (Draparnaud 1801)

Chondrina avenacea avenacea (Bruguière 1792)
Chondrina avenacea lepta (Westerlund 1887)
Chondrina arcadica clienta (Westerlund 1883)
Chondrina megacheilos burtscheri Falkner & Stummer 1996

Quelle: Wolfgang Fischer: Checklist of Austrian Mollusca.

Laut neueren molekulargenetischen Erkenntnissen wird die Familie Chondrinidae, zusammen mit den Truncatellinidae in einer eigenen Überfamilie, den Chondrinoidea, außerhalb der Pupilloidea, platziert.

  MolluscaBase: Chondrinoidea. (Abgerufen 26.09.2022).
  Saadi, A. J., Mordan, P. B., Wade, C. M. (2021). Molecular phylogeny of the Orthurethra (Panpulmonata: Stylommatophora). Zoological Journal of the Linnean Society. (Abstract, abgerufen 26.09.2022).
  Falkner, G., Fechter, R.: Weichtiere, pp. 144 ff. Mosaik-Verlag München, 1990.
  Turner, H., Kuiper, J.G.J., Thew, N., Bernasconi, R., Rüetschi, J., Wüthrich, M., Gosteli, M.: Fauna Helvetica 2. Atlas der Mollusken der Schweiz und Liechtensteins. - pp. 150 ff.. Neuchâtel 1998.
  Wiese, V.: Die Landschnecken Deutschlands, pp. 85 ff. Wiebelshem 2016.

Roggenkornschnecke - Abida secale (Draparnaud 1801)

Roggenkornschnecke (Abida secale)
Roggenkornschnecke (Abida secale).
Bild: Olivier Gargominy (Quelle, CC 4.0).
 
Roggenkornschnecke (Abida secale) aus dem Kanton Solo-
thurn (Schweiz). Bild: © Stefan Haller, (schneckenfoto.ch).

Beschreibung: Die Roggenkornschnecke hat ein bräunliches Gehäuse mit einer fein gerippten Oberfläche. Die Mündung weist eine leichte parietale Schwiele (Kallus) auf und ist durch etwa neun Zähne armiert. Die Angularis ist stärker ausgeprägt als die Parietalis, die Haupt-Palatalfalten sind lang, braun und von außen zu sehen  (Erklärung: Mündungsarmatur). Das Gehäuse ist schlanker, als das der Wulstigen Kornschnecke (Granaria frumentum, s. o.) und weist keine Nackenschwiele auf. Die Gehäuse der Roggenkornschnecke sind jedoch örtlich sehr variabel bezüglich der Ausprägung der Oberflächenrippen, der Gehäusegröße und der Mündungsarmatur.

Mollbase teilt Abida secale in neunzehn Unterarten ein: Unterarten von Abida secale (neues Fenster).

Maße: B: 2,3 - 2,8 mm; H: 6 - 11 mm; U: 9 - 9˝. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Roggenkornschnecken leben an Felsen und in Felsschutt in mäßig lichten Wäldern auf kalkreichem Boden, aber auch auf Wiesen mit dünnem Bodengrund bis oberhalb der Baumgrenze. Die Höhengrenze der Verbreitung der Roggenkornschnecke liegt bei 2700 m NN. Roggenkornschnecken leben auch an Bäumen, in Frankreich sind sie auch auf sonnigen Trockenwiesen ohne Felsen zu finden. Auch in England leben Roggenkornschnecken oft an unbeschatteten Standorten.

Das Verbreitungsgebiet von Abida secale umfasst Westeuropa einschließlich England, im Westen bis nach Spanien. Im Osten erstreckt es sich bis in die West-Slowakei und die südlichen Karpaten.

Bedrohungssituation: In Mitteleuropa sind die Lebensräume der Roggenkornschnecke durch die Forstwirtschaft bedroht, in Großbritannien durch Veränderungen in der Landnutzung. In Österreich ist Abida secale als möglicherweise bedroht eingestuft (LC), in Bayern außerhalb der Alpen ist die Art im Rückgang begriffen; in Deutschland allgemein ist die Roggenkornschnecke möglicherweise bedroht (LC)  ( Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).

Links und Literatur:

  Francisco Welter-Schultes: Abida secale species homepage.
  MolluscaBase: Abida secale. (Abgerufen 27.09.2022).
  Naturportal Südwest: Abida secale.

Wulstige Kornschnecke - Granaria frumentum (Draparnaud 1801)

Wulstige Kornschnecke (Granaria frumentum)
Wulstige Kornschnecke (Granaria frumentum).
Bild: Olivier Gargominy (Quelle, CC 4.0).
 

MolluscaBase teilt Granaria frumentum in sechs Unterarten ein:

  • Granaria frumentum apennina (Küster, 1847)
  • Granaria frumentum atracta (Pilsbry, 1918)
  • Granaria frumentum frumentum (Draparnaud, 1801)
  • Granaria frumentum hungarica (M. Kimakowicz, 1890)
  • Granaria frumentum illyrica (Rossmässler, 1835)
  • Granaria frumentum subaii Fehér, Deli & Sólymos, 2010 
 

Beschreibung: Das Gehäuse der wulstigen Kornschnecke ist hochkonisch bis zylindrisch und von hellbrauner bis grauer Farbe. Die Gehäuseoberfläche ist fein und regelmäßig gerippt mit flachen Nähten zwischen den Windungen (vgl. auch Bild oben rechts). Der Mundsaum ist schwielenartig verdickt und krempenartig umgebogen. Der Angularzahn in der Schalenmündung ist ebenfalls schwielenartig verdickt. Im letzten Teil der letzten Windung ist ein starker weißer Nackenwulst erkennbar. Meist sind acht Mündunsfalten erkennbar, von denen die vier Palatalfalten weiß durch den Nackenbereich der Mündungswindung zu erkennen sind. Außerdem sind zwei nahe beeinander liegende Columellarfalten und eine kleine Parietalfalte, sowie eine Angularfalte, vorhanden (Erklärung: Mündungsarmatur). Das Verhältnis von Gehäusehöhe und -breite ist variabel, kleinere Gehäuse erscheinen also gedrungener, als größere.

    Radovan Coufal: Bild von Granaria frumentum in: Coufal R. (2020): Plži přírodní rezervace U Výpustku v CHKO Moravský kras [Gastropods of the U Výpustku Nature Reserve in the Moravian Karst PLA]. - Malacologica Bohemoslovaca, 19: 114–123. PDF (Abgerufen 27.09.2022).

Maße: B: 2,7 - 3 mm; H: 6˝ - 8 mm; U: 9 - 10. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Die wulstige Kornschnecke bevorzugt trockene und sonnige (xerotherme) Hänge am Fuß von Felsen, Mauern und Geröllhalden, die Art ist auch auf Wiesen in kalkhaltigen Standorten zu finden. Bei oder nach Regen kriechen die Tiere auf Steinen und Felsen, an Wurzeln, am Fuß von Büschen oder an Grasstängeln herum. Bei Trockenheit verstecken sie sich hingegen unter Steinen, zwischen Geröll oder in Felsspalten. An felsigen Standorten überwintern sie unter abgestorbenen Pflanzenteilen. In grasigen Biotopen kann die wulstige Kornschnecke auch als Zwischenwirt für den kleinen Leberegel (Dicrocoelium lanceolatum) dienen.

In Mitteleuropa ist Granaria frumentum zwar weit verbreitet, kommt aber sehr zerstreut vor, da sie nur in Gebieten mit kalk- bzw. dolomithaltigem Untergrund zu finden ist. In Österreich und Deutschland kommt sie auch auf Lössgebieten vor. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Ost- und Südostfrankreich über die Schweiz, Süd- und Mitteldeutschland bis ins südliche Niedersachsen (Harz). Über Österreich, Tschechien und die Slowakei, Ungarn und die Balkanhalbinsel setzt sich das Verbreitungsgebiet bis nach Bulgarien fort. Isoliert kommt Granaria frumentum auch in Nordfrankreich, Belgien, Norddeutschland und Südostpolen vor  ( Verbreitungskarte).

Bedrohungssituation: Granaria frumentum ist in Deutschland als stark gefährdet (EN) eingestuft, in der Schweiz als gefährdet (VU), in Vorarlberg als vom Aussterben bedroht (CR) und im übrigen Österreich als möglicherweise gefährdet (LC) ( Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).

Links und Literatur:

  Francisco Welter-Schultes: Granaria frumentum species homepage.
  MolluscaBase: Granaria frumentum. (Abgerufen 27.09.2022).
  Naturportal Südwest: Granaria frumentum.
  Klemm W. (1974): Die Verbreitung der rezenten Land-Gehäuse-Schnecken in Österreich.- Denkschr. österr. Akad. Wiss. (math.-naturw. Kl.) 117: p. 148 ff., Wien (PDF).
  Fehér, Z., Deli, T., Sólymos, P. (2010): Revision of Granaria frumentum (Draparnaud 1801) (Mollusca, Gastropoda, Chondrinidae) subspecies occurring in the eastern part of the species' range. Journal of Conchology, 40(2): 201–217. (Link, abgerufen 27.09.2022).

Illyrische Kornschnecke - Granaria frumentum illyrica (Rossmässler 1835)

 
Illyrische Kornschnecke (Granaria illyrica) aus dem Süd-Tessin
(Schweiz). Bild: © Stefan Haller, (schneckenfoto.ch).

Beschreibung: Die 'Illyrische Kornschnecke' (inoffizieller Trivialname) ist größer als die Hauptart, die wulstige Kornschnecke (Granaria frumentum, s.o.), vom Gehäuse her dieser aber sehr ähnlich. Die weißliche Schwiele (Kallus) im Nacken des Mündungsumgangs fehlt oder ist nur schwach ausgebildet, und auf den letzten 2 bis 3 Umgängen ist die Schalenoberfläche weniger deutlich oder gar nicht gerippt.

Maße: B: 3,2 - 4 mm; H: 9 - 11,5 mm; U: 9 - 10. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Granaria frumentum illyrica lebt an trockenen und offenen Standorten auf Kalksteinboden (z.B. Trockenrasen auf Kalkschutt und Felsensteppen), aber auch in lichten Wäldern und Weingärten. In der Schweiz ist sie bis in einer Höhe von 1300 m NN zu finden.

Das Verbreitungsgebiet der Illyrischen Kornschnecke erstreckt sich von Südosteuropa (zu Illyrien zählten zu Habsburger Zeiten Kroatien, Slawonien und Dalmatien, in Anlehnung an die alte römische Provinz) bis nach Südost-Österreich und Norditalien. Das Südschweizer Vorkommen im Sottoceneri im Tessin schließt sich an das Hauptvorkommen im Westen, Süden und Osten an.

Systematik: Laut MolluscaBase, sowie Fehér et al. (2010) ist Granaria frumentum illyrica als Unterart in Granaria frumentum zu platzieren.

Links und Literatur:

  Francisco Welter-Schultes: Granaria illyrica species homepage.
  MolluscaBase: Granaria frumentum illyrica. (Abgerufen 26.09.2022)
  Fehér, Z., Deli, T., Sólymos, P. (2010). Revision of Granaria frumentum (Draparnaud 1801) (Mollusca, Gastropoda, Chondrinidae) subspecies occurring in the eastern part of the species' range. Journal of Conchology. 40(2): 201-217. (Link, abgerufen 27.09.2022).

Feingerippte Haferkornschnecke - Chondrina arcadica (Reinhardt 1881).

Chondrina arcadica clienta
Chondrina arcadica clienta, Javoříčko, Mähren, Tschechien.
Bild:  © Radovan Koufal (Quelle).
 
 

MolluscaBase teilt Chondrina arcadica in fünf Unterarten ein:

  • Chondrina arcadica abundans (Westerlund, 1894)
  • Chondrina arcadica arcadica (Reinhardt, 1881)
  • Chondrina arcadica bulgarica H. Nordsieck, 1970
  • Chondrina arcadica caucasica Ehrmann, 1931
  • Chondrina arcadica clienta (Westerlund, 1883)
Beschreibung: Das Gehäuse der feingerippten Haferkornschnecke hat eine dunkelgraue bis dunkel rotbraune Farbe und eine lang konische Form mit einer wenig oder nicht glänzenden Oberfläche. Die sieben Gehäusewindungen sind relativ stark und gleichmäßig gewölbt. Für die Art charakterisch ist die namengebende Oberflächenskulptur, die aus mehr oder weniger regelmäßigen Zuwachsstreifen besteht, die gelegentlich fein rippig verstärkt sind. Der Saum der Mündung ist scharf und nur im Columellar- und oberen Palatalbereich leicht umgebogen, im Parietalbereich ist er hingegen unterbrochen.

Die Mündungsarmatur von Chondrina arcadica besteht aus einem sehr starken, sehr weit vorne sitzenden angularen Zahn, einem schwächeren, tiefer in der Mündung sitzenden Parietalzahn, zwei Kolumellarfalten und gewöhnlich drei palatalen Zähnen, von denen meist nur zwei gut entwickelt sind, der dritte entweder schwach ist oder völlig fehlt (Erklärung: Mündungsarmatur).

Die feingerippte Haferkornschnecke ähnelt der westlichen Haferkornschnecke (Chondrina avenacea), ist jedoch etwas kleiner und mehr konisch geformt. Im Gegensatz zu Chondrina avenacea sind bei Chondrina arcadica die Umgänge aber gleichmäßiger gewölbt und regelmäßiger und gröber gerippt (vgl. dazu: Naturportal Südwest: Schlüssel Chondrina). Abida secale hingegen, die Roggenkornschnecke, besitzt eine deutlich größere Endwindung, als Chondrina arcadica.

Maße: H: 5˝ - 7˝ mm; B: 2˝ mm; U: 7. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Die feingerippte Haferkornschnecke lebt vor allem in trockenen und offenen Habitaten auf meist nach Süden exponierten Felsflächen und Felsschutt in Gebirgsregionen. Dort ernähren die Schnecken sich von Flechten, die sie vom Felsen abweiden.  Zum Teil kommt Chondrina arcadica auch zusammen mit Chondrina avenacea (s.u.) sympatrisch vor (Klemm 1974, p. 155). Die Art ist sehr ortstreu und die Tiere bewegen sich im Allgemeinen nur wenige Zentimeter am Tag. Wie Klemm (1951, 1974 p. 156) beschrieben hat, wanderte eine Gruppe Chondrina arcadica clienta bei Regen wenige Meter zu nahen Bäumen, um an der Rinde empor zu kriechen und nach dem Regen wieder an ihren ursprünglichen Felsen zurück zu kehren.

Der größte Teil des Verbreitungsgebiets der feingerippten Haferkornschnecke ist ein geschlossenes Gebiet, das sich von Tschechien und der Slowakei über Österreich, die Schweiz und Nordost-Italien, Slowenien, Ungarn Rumänien und den übrigen Balkan bis nach Griechenland und Kleinasien erstreckt. Im Norden reicht es von der Halbinsel Krim bis in den Kaukasus. Isolierte Vorkommen gibt es nördlich von diesem Gebiet: Südostdeutschland, Südpolen, Öland, Gotland und Vänersee in Südschweden ( Verbreitungskarte).

In Deutschland ist die feingerippte Haferkornschnecke sehr selten und kommt nur an einigen Orten im Allgäu, in Franken und auf der östlichen Schwäbischen Alb (vgl. auch Naturportal Südwest: Chondrina arcadica clienta, s.u.) vor. In Österreich ist Chondrina arcadica clienta bis in einer Höhe von 2400 m zu finden, in Bulgarien bis in einer Höhe von 1900 m.

Links und Literatur:

  MolluscaBase: Chondrina arcadica. (Abgerufen 26.09.2022).
  Naturportal Südwest: Chondrina arcadica clienta: Vorkommen in Baden-Württemberg (Verbreitungskarte).
  Horsák, M., Čejka, T., Juřičková, L., Beran, L., Horáčková, J., Hlaváč, J. Č., Dvořák, L., Hájek, O., Divíšek, J., Maňas, M., Ložek, V.: Check-list and distribution maps of the molluscs of the Czech and Slovak Republics. (Abgerufen 26.09.2022): Dort auch: Verbreitungskarte für Tschechien und die Slowakei.
  Klemm, W. (1951): Ökologische und biologische Beobachtungen an Schnecken, besonders an Felsenschnecken. Archiv für Molluskenkunde, 80 (1/3): pp. 49-56.
  Klemm W. (1974): Die Verbreitung der rezenten Land-Gehäuse-Schnecken in Österreich.- Denkschr. österr. Akad. Wiss. (math.-naturw. Kl.) 117: p. 156 ff., Wien (PDF).

Westliche Haferkornschnecke - Chondrina avenacea (Bruguière 1792).

Westliche Haferkornschnecke (Chondrina avenacea)
Westliche Haferkornschnecke (Chondrina avenacea).
Bild: Olivier Gargominy (Quelle, CC 4.0).
 
  Westliche Haferkornschnecke
Chondrina avenacea.
Bilder: Olivier Gargominy (Quelle, CC 4.0).
  Chondrina avenacea - Schalenansicht
Chondrina avenacea - Schalenansicht.

Beschreibung: Die westliche Haferkornschnecke hat ein relativ kleines, zylindrisch-konisches Gehäuse von dunkelbrauner bis rotbrauner Farbe. Dessen Oberfläche ist weitgehend glatt, nicht glänzend und weist eine variable Streifung auf. Das Gehäuse ist oft von Gesteinsstaub oder Flechtenresten bedeckt (siehe Bild rechts). Die Endwindung des Gehäuses nimmt etwa ein Drittel der Gehäusehöhe ein, zwischen den Windungen ist eine deutlich ausgeprägte Naht zu erkennen.

Das Innere der Mündung ist gelblich bis rotbraun gefärbt. Der Mundsaum ist elliptisch, nur wenig erweitert und kaum zurückgebogen. Auf der parietalen Seite ist er unterbrochen. In der Mündung sind meist acht kräftige Zähne zu erkennen: Davon drei Palatalzähne, deren oberster schwächer ausgebildet sein oder fehlen kann, ein weit vorne sitzender Angularzahn, ein tief in der Mündung sitzender Parietalzahn und zwei Columellarzähne (Erklärung: Mündungsarmatur).

Eine ähnliche Art ist die feingerippte Haferschnecke (Chondrula arcadica), bei der jedoch die letzte Schalenwindung nicht vergrößert ist. Außerdem hat Chondrula arcadica gleichmäßig und stark gewölbte Windungen und etwas tiefere Nähte. Schließlich ist das Gehäuse von Chondrina arcadica etwas kleiner und mehr konisch geformt (vgl. dazu: Naturportal Südwest: Schlüssel Chondrina).

Maße: H: 6 - 8 mm; B: 2,3 - 2,5 mm; U: 7 - 8. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Die westliche Haferkornschnecke ist streng an Kalkstein oder Dolomit gebunden. Dort besiedelt sie die sonnenbeschienenen Seiten von Felsen und Felswänden. Nur bei hoher Luftfeuchte oder auf nassen Oberflächen sind die Tiere aktiv, ansonsten kann man sie oft im Trockenschlaf auf der Felsoberfläche auffinden. Nur extreme Trockenheit verbringen die Schnecken hingegen versteckt unter Gesteinsschutt und in Felsritzen. Deswegen werden die Schnecken auch oft mit Gesteinsbrocken verschleppt. Lt. (Klemm 1974, p. 155, vgl. Chondrina arcadica) kommen beide Arten oft auch sympatrisch vor (Kuiper, 1953, zitiert in Klemm, 1974). Die westliche Haferkornschnecke ernährt sich von endolithischen Flechten, Algen und zerfallendem organischem Material (Detritus). Mit Hilfe ihrer Radula raspeln die Tiere eine dünne Schicht vom Stein und verwerten die darin lebenden Flechten und Algen.

 

MolluscaBase teilt Chondrina avenacea in sechs Unterarten ein:

  • Chondrina avenacea avenacea (Bruguière, 1792)
  • Chondrina avenacea istriana Ehrmann, 1931
  • Chondrina avenacea latilabris (Stossich, 1895)
  • Chondrina avenacea lepta (Westerlund, 1887)
  • Chondrina avenacea lessinica (Adami, 1885)
  • Chondrina avenacea veneta H. Nordsieck, 1962

Chondrina avenacea ist in Mitteleuropa weit verbreitet, allerdings nur verstreut, da sie an Gebiete gebunden sind, in denen Kalk oder Dolomit ansteht. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der spanischen Mittelmeerküste (etwa auf Höhe von Valencia) durch Süd- und Ostfrankreich, die Schweiz, Süddeutschland, Österreich und Norditalien (Appenin, Südtirol) bis nach Tschechien. Kleine Vorkommen gibt es in Südbelgien und isoliert kommt die Art auch in Bulgarien vor. Im Gebirge ist Chondrina avenacea bis in einer Höhe von 1800 m, laut Klemm sogar bis 2900 m,  zu finden.

Das nördlichste Vorkommen von Chondrina avenacea in Deutschland wurde aus Thüringen (Hörselberge bei Eisenach) berichtet.

In Österreich besiedelt Chondrina avenacea alle Kalkgebiete der österreichischen Alpen, auch kleine, eingesprengte Kalkfelsen. Mit Ausnahme zweier Standorte reicht Chondrina avenacea nur wenig ins Alpenvorland hinein. Besonders häufig ist sie in Kärnten und Osttirol (Klemm, 1974).

Links und Literatur:

  Francisco Welter-Schultes: Chondrina avenacea species homepage.
  MolluscaBase: Chondrina avenacea. (Abgerufen 27.09.2022).
  Naturportal Südwest: Chondrina avenacea: Vorkommen in Baden-Württemberg (Verbreitungskarte).
  Olivier Gargominy: Maillot avoine (French) - Chondrina avenacea (Bruguičre, 1792): Verbreitungskarte Frankreich. (Abgerufen 27.09.2022).
  Klemm W. (1974): Die Verbreitung der rezenten Land-Gehäuse-Schnecken in Österreich.- Denkschr. österr. Akad. Wiss. (math.-naturw. Kl.) 117: p. 155 ff., Wien (PDF).

Generoso-Kornschnecke - Chondrina generosensis H. Nordsieck 1963

 
Generoso-Kornschnecke (Chondrina generosensis) aus dem
Süd-Tessin. Bild: © Stefan Haller, (schneckenfoto.ch).

Beschreibung: Die 'Generoso-Kornschnecke' (inoffizieller Trivialname) besitzt ein hell hornfarbenes Gehäuse, dessen Oberfläche unregelmäßig gestreift ist. Der Nacken der Endwindung ist gerundet, die Umgänge sind ebenfalls gewölbt (konvex). Die Mündung ist nur mit schwachen Falten armiert (Spiralis, Suprapalatalis und Suturalis fehlen, Angularis vorhanden - Erklärung: Mündungsarmatur).

Die Mündungslippe ist weit und nur wenig umgefaltet, an der parietalen Seite (oben) stehen die Mündungsränder nicht in Verbindung.

Maße: B: 2,1 - 2,9 mm; H: 4,6 - 7,0 mm; U: 5˝ - 6˝. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Die Generoso-Kornschnecke lebt an Kalkfelsen sowohl an offenen Standorten, als auch in schattigen Wäldern, in der Nähe von Wasserfällen und ebenfalls an Berggipfeln. In niederen Lagen bevorzugt die Generoso-Kornschnecke kühle und nordexponierte Stellen. Chondrina generosensis lebt in Höhen zwischen 700 und 1700 m NN.

Wie der Name schon sagt, kommt die Generoso-Kornschnecke in der Südschweiz im Sottoceneri des Tessin (und dort u. a. am Monte Generoso) vor, sowie in nahe liegenden Gebieten Norditaliens in der Nähe von Como.

Bedrohungssituation: Wegen ihres kleinen Verbreitungsgebietes ist die Art in der Schweiz potentiell gefährdet.

Links und Literatur:

  Francisco Welter-Schultes: Chondrina generosensis species homepage.
  MolluscaBase: Chondrina generosensis. (Abgerufen 27.09.2022).
  Nordsieck, H. (1962). Die Chondrinen der Südalpen. Archiv für Molluskenkunde, 91 (1/2): 1-20.

 


Mit Bildern von Stefan Haller:
http://www.schneckenfoto.ch.