Pagodenschnecken (Pagodulinidae)

Pagodulinidae Pilsbry 1924

Ebenso, wie die Kornschnecken (Chondrinidae), die Windelschnecken (Vertiginidae), die eigentlichen Puppenschnecken (Pupillidae) und die Fässchenschnecken (Orculidae) gehören auch die Pagodenschnecken (Pagodulinidae) zur großen Überfamilie der Puppenschnecken (Pupilloidea). Allerdings haben die Orculidae in jüngerer Zeit eine grundlegende Revision erfahren. Dabei kam die im folgenden genannte Arbeit von Harl et al. (2017) auf der Grundlage der Untersuchung dreier mitochondrialer und zweier nukleärer Gene zum Schluss dass mehrere Gattungen, die zuvor zu den Orculidae gezählt worden waren, tatsächlich eigene Gruppen darstellten. Daher werden zu den Orculidae nur mehr die Gattungen Alvariella, Orcula, Orculella, Pilorcula, Schileykula und Sphyradium gezählt. Zwei neue Familien, Odontocycladidae und Pagodulidae werden außerhalb der Orculidae neu formiert.

  MolluscaBase: Pupilloidea. (Abgerufen 22.09.2022).
MolluscaBase: Pagodulinidae. (Abgerufen 22.09.2022).
  Harl, J., Haring, E., Asami, T., Sittenthaler, M., Sattmann, H., Páll-Gergely, B. (2017): Molecular systematics of the land snail family Orculidae reveal paraphyly and deep splits within the clade Orthurethra (Gastropoda: Pulmonata). Zoological Journal of the Linnean Society. 181(4): pp. 778-794. (Link).

Südalpen-Pagodenschnecke - Pagodulina austeniana (Nevill, 1880)


Südalpen-Pagodenschnecke (Pagodulina austeniana) aus dem
Süd-Tessin. Bild: © Stefan Haller, (schneckenfoto.ch).
 

Pagodenschnecken gehören zur Familie der Fässchenschnecken (Orculidae). Ihr Name rührt von der äußerlichen Ähnlichkeit ihres zylindrischen Gehäuses mit einer kleinen Pagode her. Im Gegensatz zur Großen Fässchenschnecke treffen bei den Pagodenschnecken die parietalen (oberen) Mündungsränder zusammen. Während sich die Parietalfalte weit ins Innere des Gehäuses zieht, enden die Palatal- oder Gaumenfalten innerhalb der Endwindung. Angularis, Subangularis und Spiralis fehlen (Erklärung: Mündungsarmatur). Weitere Besonderheiten des Genitalapparats sind naturgemäß äußerlich nicht sichtbar: Ein Penisappendix fehlt und der Penisretraktor setzt am Epiphallus an (Erklärung: Genitalapparat).

Beschreibung: Die Südalpen-Pagodenschnecke (Pagodulina austeniana) ähnelt der namengebenden Pagodulina pagodula: Sie hat ein ovales Gehäuse auf dessen feine und scharfe Rippen für einen seidigen Glanz sorgen. Allerdings ist die Gehäuseoberfläche bei der Südalpen-Pagodenschnecke weniger dicht gerippt und ovaler geformt. Während bei pagodula nur eine Palatalfalte tief im letzten Umgang liegt, besitzt Pagodulina austeniana neben einer langen Palatalfalte immer eine zweite kürzere Palatalfalte, manchmal sogar eine dritte. Der Nabel des Gehäuses ist geschlossen.

Maße: B: 2mm; H: 3,2 mm; U: 7½ - 8.

Lebensraum und Verbreitung: Die Südalpen-Pagodenschnecke lebt an mehr oder weniger feuchten und schattigen Standorten im Wald und zwischen Kalkfelsen bis in einer Höhe von 1700 m NN. Die Verbreitung der Art ist auf die Südwestalpen der Schweiz (Südlicher Tessin) und Norditaliens (Alpi Marittime bis hin zum Gardasee) beschränkt.

Bedrohungssituation: Die Südalpen-Pagodenschnecke ist in der Schweiz als potentiell bedroht (lower concern) eingestuft, vor allem wohl wegen ihres kleinen Verbreitungsgebiets.

Francisco Welter-Schultes: Pagodulina austeniana species homepage.
MolluscaBase: Pagodulina austeniana. (Abgerufen 22.09.2022).


Mit Bildern von Stefan Haller:
http://www.schneckenfoto.ch.