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Die Sinnesorgane der Schnecken

Sinnesorgane sind besonderes Organe, die spezifisch Reizinformationen aus der Umwelt aufnehmen und diese in Form von elektrischen Impulsen an das Nervenzentrum weiterleiten. Schnecken besitzen streng genommen kein Gehirn, aber ihre Nervenknoten (Ganglien) sind bei den meisten Arten stark konzentriert - im Schlundring nahe des Kopfes liegen die Ganglien auf engem Raum beieinander.

Das Nervensystem der Schnecken.


Kopf einer Weinbergschnecke mit Fühlern und Lippen.
Bild: Robert Nordsieck.
 

Die Aufnahme und Verarbeitung von Sinneseindrücken geschieht bei den Schnecken nur zum Teil in spezialisierten Sinnesorganen. Besonders Geruch, Geschmack, Feuchtigkeit, Temperatur und Berührung sind Sinnesinformationen, die bei Schnecken von Sinneszellen aufgenommen werden, die auf der Körperoberfläche verteilt sind. Besonders konzentriert sind diese Sinneszellen im Bereich des Kopfes und der Fühler und Lippen. Neben ihrer ursprünglichen Funktion als Tastorgane weisen Fühler und Lippen einer Schnecke vor allem auch Geruchs- und Geschmackssinneszellen auf.

Sinnesorgane nach der eingangs genannten Definition besitzen Schnecken nur drei verschiedene: Augen, Gleichgewichtsorgane und das so genannte Osphradium der Kiemenschnecken.

Augen

 
Seeohrschnecke (Haliotis tuberculata).
Bild: Sylvie Danio, Nature 22: Gastéropodes 1.

In der Klasse der Schnecken (Gastropoda) sind nahezu alle denkbaren Entwicklungsstufen von Augen zu finden. Während bei den bodenlebenden Napfschnecken (Patellidae) einfache Becheraugen ausreichen, haben sich diese bei den pflanzenfressenden Meerohrschnecken (Haliotidae) und Kreiselschnecken (Trochidae) zu Lochkamera-Augen weiter entwickelt. Geschlossene Blasenaugen, in denen eine Blase aus lichtbrechendem Sekret für eine bessere Bildschärfe sorgt, haben sich vor allem bei räuberischen Meeresschnecken, aber auch bei Süßwasserschnecken entwickelt. Eine Verfestigung der Augenblase zu einer Linse hat vor allem bei der Entwicklung der Landschnecken, im besonderem Maße bei den Landlungenschnecken (Stylommatophora) statt gefunden.

Neben den Augen als spezialisierten Sinnesorganen besitzen Schnecken auch Lichtsinneszellen in anderen Teilen des Körpers. Auf der Körperoberfläche verteilt, ermöglichen diese Sinneszellen der Schnecke einen Schattenreflex, eine Schutzreaktion gegen plötzlich einfallende Schatten, die in der Natur meistens einen Beutegreifer bedeuten.

Die Augen der Schnecken.

Statocysten

Die Gleichgewichtsorgane (Statocysten) der Schnecken sind flüssigkeitsgefüllte Blasen, in deren Inneren Kalkkörnchen (Statolithen) schweben. Bei einer Bewegung oder Lageveränderung der Schnecke werden durch ihre Massenträgheit die Statolithen gegen die Wand der Statocyste getrieben, wo Sinneshärchen den Kontakt registrieren. Dadurch erhält die Schnecke eine Information über ihre Lage im Raum.

Die Statocysten der Schnecken liegen den Pedalganglien oder dem Pleuro-Pedalkonnektiv (dem Nerv, der das Pleural- mit dem Pedalganglion verbindet) auf, werden aber vom Cerebralganglion mit Nerven versorgt.

Das Nervensystem der Schnecken.

Sipho einer Wellhornschnecke (Buccinum undatum)
Sipho einer Wellhornschnecke (Buccinum undatum).
Bild: Peter Jonas, Unterwasser-Welt Ostsee.
 

Osphradien

Das Osphradium der Schnecken ist ein spezialisiertes chemisches Sinnesorgan, dass sich ursprünglich paarig in der Mantelhöhle befindet. Während so z.B. Napfschnecken (Patellidae) noch zwei Osphradien besitzen, wurde das linke Osphradium bei höher entwickelten Schneckengruppen nach der Torsion zurück gebildet.

Eine der Aufgaben des Osphradiums ist die Untersuchung der Wasserqualität, so dass die Schnecke unter Umständen rechtzeitig die Mantelhöhle verschließen kann. Bei der Flussdeckelschnecke (Viviparus) wird das Osphradium außerdem zur Partnersuche eingesetzt.

Räuberische Schnecken, wie die Wellhornschnecke (Buccinum undatum) setzen ihr Osphradium außerdem bei der Nahrungssuche ein: Sie führen dabei Suchbewegungen mit dem langen Sipho aus, um Beutetiere zu entdecken. Auf der anderen Seite fliehen selbst die ortstreuen Napfschnecken, wenn sie den Geruch einer Raubschnecke (z.B. die Netzreusenschnecke, Hinia reticulata) in ihrer Nähe feststellen.

Andererseits lösen nur bestimmte Arten von Seesternen Fluchtreaktionen bei der Netzreusenschnecke aus, nämlich nur solche (und das sind nicht alle Seesterne), die sie an ihrem Geruch als gefährlich erkennt.

Möglicherweise zusammen mit der Kieme, zumindest aber ebenso, wie sie, wurde das Osphradium im Verlauf der Evolution der Landschnecken zurückgebildet. Es ist nahe liegend, dass das Osphradium seine ursprüngliche Aufgabe, die Untersuchung des Atemwassers kiemenatmender Schnecken, bei luftatmenden Schnecken nicht erfüllen kann. Bei diesen wiederum erfüllen aber die Fühler, vor allem die kurzen, eine wichtige Aufgabe beim Entdecken von Geruchsstoffen.