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Schildfüßer (Caudofoveata)

Synonym: Chaetodermomorpha.

Klasse Artenzahl
Schnecken (Gastropoda) 43.000
Muscheln (Bivalvia) 10.000
Kopffüßer (Cephalopoda) 650
Kahnfüßer (Scaphopoda) 600
Einschaler (Tryblidia) 20
Käferschnecken (Placophora) 750
Furchenfüßer (Solenogastres) 230
Schildfüßer (Caudofoveata) 120
Weichtiere (Mollusca) 55.400
Artenzahlen der Weichtiere. Diagramm.
 

Die ausschließlich im Meer lebenden Schildfüßer gehören zu den am wenigsten bekannten Weichtieren. Erst seit Ende des 19. Jahrhunderts weiß man überhaupt, dass sie Weichtiere sind, zuvor wurden sie zu den Seegurken oder Holothurien (Echinodermata) gezählt, ebenso wie die Furchenfüßer (Solenogastres).

 
Chaetoderma intermedium, ein Schildfüßer.
Bild: Nina Mikkelsen, Universität Bergen.

Schildfüßer sind meistens sehr klein und werden meist nur bis zu wenige cm groß. Sie leben in einer Tiefe von über 20 m, wo sie in einer Dichte von bis zu 4 - 5 Individuen pro Quadratmeter vorkommen können, bis in die Tiefsee.

Äußerlich erinnern Schildfüßer an wurmartige Lebewesen. Sie besitzen keine erkennbare Schale - sie gehören zu den so genannten schalenlosen Weichtieren ("Aplacophora"). Bei genauerem Hinsehen erkennt man jedoch einige weichtiertypische Merkmale. Obwohl Schildfüßer keine äußerlich erkennbare Schale besitzen, so wird ihr wurmförmiges Äußeres doch von einer harten Außenhaut, der Cuticula, geschützt. Die Cuticula wird von Schuppen aus Kalk verstärkt, in denen man eine Vorstufe der Schale höher entwickelter Weichtiere erkannt hat. Auch bei den Käferschnecken (Polyplacophora) findet man noch Überreste der zurückgebildeten Cuticula - als Gürtel oder Perinotum schützt sie die Seiten des Körpers, die nicht von Schalenplatten geschützt werden, deren Entstehung auf Kalkschuppen ähnlich wie bei den Schildfüßern zurück geführt wird.

Man kann sich gut vorstellen, dass sich die ersten Weichtiere aus wurmförmigen Vorfahren, wie den Schildfüßern entwickelt haben, die auf dem Ozeanboden lebten oder in ihm gruben, deren harte Außenhaut von Kalkschuppen verstärkt wurde, die sich später zur erstaunlichen Schale der meisten Weichtiere entwickeln würde. Die Wurmform der Schildfüßer ist allerdings vor allem eine Folge der Rückbildung des Fußes, die bei dieser Gruppe weiter fortgeschritten ist, als etwa bei den Furchenfüßern (Solenogastres).


Kopfregion von Chaetoderma canadense.
Bild: R. Robertson; Quelle: Woods Hole Oceanographic Institution.
 

Die Evolution der Weichtierschale.

 
Foraminiferen, die Hauptnahrung der
Kahnfüßer und Schildfüßer.

Am Kopfende besitzen die Schildfüßer einen harten Schild, der mit Sinneszellen bestückt ist, die dem Tier die Orientierung erleichtern. Schildfüßer leben am Ozeanboden, wo sie entweder grabend oder kriechend nach Nahrung suchen. Zum einen sind sie Detritusfresser, leben also von zerfallendem organischem Material, zum anderen leben sie von Einzellern, vor allem Foraminiferen und Kieselalgen.

Wie bei allen Weichtieren findet auch bei den Schildfüßern die Ernährung mit Hilfe einer Raspelzunge, der Radula, statt, die bis zu etwa 1000 Zähnchen aufweist. Allerdings besitzen Schildfüßer noch nicht die bandartig aufgebaute Radula höherer Weichtiere, bei ihnen entsteht die Radula aus der Wand der Speiseröhre. Die Radula ist also bei den Weichtieren ein sehr altes Merkmal, das wahrscheinlich bereits mit ihrer Entstehung zusammenhängt. Sie ist innerhalb der Schildfüßer sehr variabel, vergleichbar mit der Radula der Schnecken (Gastropoda). Darin unterscheiden sich die Schildfüßer allerdings von den Kahnfüßern (Scaphopoda), deren grabende Lebensweise ähnlich ist, und den Käferschnecken (Polyplacophora).

Auch die Schildfüßer besitzen eine Mantelhöhle, die jedoch sehr klein und am Körperende gelegen ist. In der Mantelhöhle befinden sich die paarigen Kamm-Kiemen oder Ctenidien. Die Gonade, das Geschlechtsorgan, befindet sich auf der Rückenseite und mündet über einen Ausführgang in den Herzbeutel (Perikard), dessen Ausführgänge wiederum in die Mantelhöhle münden, ebenfalls ein sehr urtümliches Merkmal. Die dorsale Gonade haben die Wurmmollusken mit den Käferschnecken (Polyplacophora) gemeinsam. Schildfüßer sind getrennt geschlechtlich, es gibt also Männchen und Weibchen, die Befruchtung findet äußerlich statt. Die Entwicklung der Schildfüßer findet, ebenso wie die der Furchenfüßer, über ein planktontisches Trochophora-Larvenstadium statt.

Das Nervensystem der Schildfüßer ist einfach und strickleiterähnlich aufgebaut, allerdings existiert ein gut ausgebildetes Cerebralganglion, das den Kopfschild mit Neuronen versorgt.

Weiterführende Informationen:

Literatur: