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Schnecken (Gastropoda) - Eine Zusammenfassung

 
Bezeichnung Artenzahl Prozent
Gastropoda ca. 65.000 - 80.000 ~ 76%
Bivalvia ca. 20.000 ~ 21%
Cephalopoda ca. 900 ~ 1%
Scaphopoda ca. 900 ~ 1%
Monoplacophora ca. 25 < 1%
Polyplacophora ca. 1.000 ~ 1%
Solenogastres ca. 300 < 1%
Caudofoveata ca. 150 < 1%
Mollusca ca. 85.000 - 100.000  
 


Diagramm: Vergrößerte Darstellung!
  Artenzahlen der Mollusca, verteilt auf Untergruppen, prozentual. Quellen: WoRMS: MolluscaBase eds. (2025): Mollusca LINNAEUS, 1758.
Inhalt

Faszinierende Vielfalt

Schnecken kennt jeder: Langsam kriechend, mit gewundenem Häuschen auf dem Rücken – oder auch ohne, als Nacktschnecke – begegnen sie uns in Gärten, Wäldern, an Mauern, Felsen und manchmal auch in der Küche. Aber Schnecken sind weit mehr als langsame Gartenbesucher: Sie gehören zu den erfolgreichsten Tiergruppen überhaupt: Es gibt nach unterschiedlichen Quellen etwa 65.000 - 80.000 Schneckenarten - das sind ca. 76% aller Weichtiere (vgl. Tabelle oben)!


Weinbergschnecken (Helix pomatia) sind Landschnecken.
Bild: Robert Nordsieck.
 
Schlammschnecke (Lymnea stagnalis) und Blasenschnecke
(Physella acuta) sind Süßwasserschnecken. Bild: Lars Peters.
  Wellhornschnecke (Buccinum undatum)
Wellhornschnecken (Buccinum undatum), sind Meeresschne-
cken. Bild: Guido Schmitz (iNaturalist). Bild vergrößern!

Naturkundemuseum Leipzig (School's Out Podcast auf YouTube):

Lebensräume: Vom Gartenteich bis zur Tiefsee

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Hätten Sie gewusst?


Wellhornschnecke (Buccinum undatum). Bild: M.-N. De Casamajor.

Die Wellhornschnecke ist eines der wenigen Weichtiere der Nordsee, das als aktiver Räuber Muscheln jagt. Dabei nutzt sie ihre Raspelzunge (Radula) wie einen Bohrer – ein Prozess, der Stunden dauern kann, aber meist tödlich endet…

zumindest für die Muschel.
Wie kommt es, dass über 75% aller bekannten Weichtierarten Schnecken sind? Die Erklärung liegt darin, dass neben den Muscheln (Bivalvia) nur die Schnecken als Weichtiere nicht auf das Meer beschränkt sind. Im Gegensatz zu den Muscheln sind sie außerdem die einzige Weichtierklasse, die auch an Land vorkommt – und das in erstaunlicher Artenvielfalt.

Allein im Meer sind Schnecken weit verbreitet: von Küstenfelsen über Korallenriffe bis zu den geheimnisvollen heißen Tiefseequellen (Hot Vents). Manche Meeresschnecken sind farbenprächtig wie exotische Vögel, andere so bizarr, dass man kaum glaubt, es mit Schnecken zu tun zu haben. Ihre Buntheit liegt oft daran, dass im Meer Tarnung nicht immer eine zentrale Rolle spielt – doch auch hier gibt es Ausnahmen: Napfschnecken (Patellidae) etwa tarnen sich hervorragend durch Algenbewuchs und sind kaum als Schnecken zu erkennen.

Wellhornschnecken (Buccinidae) hingegen sind räuberische Meeresschnecken, die auf  dem Ozeanboden Jagd auf Austern und andere Muscheln machen, die sie mit der Radula anbohren und anschließend fressen. Wellhornschnecken verwenden auch ihren Fuß, um die Muschel daran zu hindern, ihre Schalenklappen zu schließen.

Meeresschnecken.

Auch im Süßwasser sind zahlreiche Schneckenarten zu finden. So kennt man die Große Schlammschnecke (Lymnaea stagnalis) etwa aus vielen Gartenteichen. Im Gegensatz zu ihren hungrigen Verwandten im Gemüsebeet ist sie ein ruhiger Wasserbewohner, der nur selten schädlich wird. Andere Süßwasserschnecken, wie die Neuseeländische Zwergdeckelschnecke (Potamopyrgus antipodarum), sind wichtige Bioindikatoren: Wenn nur noch sie in einem Gewässer vorkommt, ist dies oft ein Hinweis auf Überdüngung und eine stark eingeschränkte Lebensgemeinschaft.

Süßwasserschnecken.

An Land haben es besonders die Landlungenschnecken (Stylommatophora) zu großer Formenvielfalt gebracht. Schnecken leben in fast allen terrestrischen Lebensräumen, solange diese nicht zu trocken sind. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Bodenbeschaffenheit: Viele Arten bevorzugen kalkreiche Böden, die ihnen sowohl Baumaterial für das Gehäuse als auch nährstoffreiche Vegetation und gute Deckung bieten.

Wer mit offenen Augen durch die Natur geht, findet Schnecken fast überall – an Baumrinden, unter Holz, in Gebüschen, an Mauern und natürlich in Gärten.


Glatte Schließmundschnecke (Cochlodina laminata) aus dem
Wienerwald. Bild: Martina Eleveld.
  Mündung von Cochlodina laminata
Mündung von Cochlodina laminata.
Bild: Martina Eleveld.
 
Die Familie der Schließmundschnecken (Clausiliidae) ist auf dem Balkan und in Griechenland besonders artenreich vertreten. Dort fördern kalkreiches Gestein und die kleinteilige Landschaft mit isolierten Trockenstandorten die Entstehung neuer Arten – ein klassisches Beispiel für allopatrische Artbildung.

Schließmundschnecken findet man aber auch hierzulande an Mauern, Felsen und an Baumstämmen, wo sie Algen abweiden. Da die meisten Schließmundschnecken nur wenige Zentimeter groß werden, braucht man allerdings ein gutes Auge, um sie zu erkennen.

Schließmundschnecken (Clausiliidae).
Hartmut Nordsieck auf hnords.de: "The Science of Door Snails".

  Weinbergschnecke (Helix pomatia)
Weinbergschnecke (Helix pomatia). Bild: Iris Eleveld.
Vergrößerte Ansicht.
   
  Die "Spanische" Wegschnecke?

Die Spanische Wegschnecke war früher bekannt
als Arion lusitanicus, nachdem man annahm, sie
sei durch den Menschen von der Iberischen Halb-
insel und Südfrankreich nach Mitteleuropa einge-
schleppt worden.

Mittlerweile hat man jedoch herausgefunden, dass
Arion lusitanicus in seinem "ursprünglichen" Ver-
breitungsgebiet immer noch vorkommt, und vor
allem, dass er genetisch nicht identisch mit der
großen braunen Wegschnecke übereinstimmt, wie
sie in Mitteleuropa und an anderen Orten auf der
Welt anzutreffen ist. Daher wird diese Art heute
passenderweise Arion vulgaris, die Gemeine Weg-
schnecke, genannt. Woher sie ursprünglich gekom-
men ist, ist noch immer nicht ganz klar.

Das Arion lusitanicus Problem.
Die wohl bekannteste heimische Land-Gehäuseschnecke ist die Weinbergschnecke (Helix pomatia). Mit bis zu 10cm Körperlänge und 4cm Schalendurchmesser ist sie kaum zu übersehen – besonders in der Dämmerung an Waldrändern und Gebüschen auf kalkreichen Böden.

Sie zählt zu den wenigen Schneckenarten, die auch heute noch wirtschaftlich genutzt und gezüchtet werden.

Landschnecken.
Wirtschaftliche Schneckenzucht.

Freund oder Feind?

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Schnecken im Garten


Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) aus Wien.
Bild: Robert Nordsieck.
 
Paarung der Spanischen Wegschnecke (Arion vulgaris).
Bild: Martina Eleveld.
 
Im Garten genießen Schnecken keinen besonders guten Ruf. Vor allem die große Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) macht sich als Plagegeist unbeliebt, nicht nur, weil sie sich deutlich schneller vermehren als die einheimischen großen Wegschneckenarten, sondern diese auch durch Bastardierung, Bejagung und Nahrungskonkurrenz verdrängen. Auch zahlreiche kleinere Wegschneckenarten, wie z.B. die Gartenwegschnecke (Arion hortensis) ebenso wie Ackerschnecken (z.B. Deroceras agreste, Agriolimacidae) müssen als Schädlinge betrachtet werden, besonders wenn sie in großer Zahl auftreten. Oftmals entsteht hier auch ein höherer Schädlingsdruck dadurch, dass die Schnecken nicht, wie im Normalfall, mit Eintreten des Winters absterben und daher im Folgejahr doppelt so viele Exemplare vorhanden sind.

Die Invasion der spanischen Wegschnecken.

Weltweit sind auch andere Schnecken zu Agrarschädlingen geworden, besonders wenn sie vom Menschen an Orten ausgesetzt wurden, an denen ihnen die natürlichen Feinde fehlen. Dazu zählt z.B. die Ostafrikanische Achatschnecke (Lissachatina fulica), die zum Teil als Speiseschnecke gezüchtet wurde und dann aus den Gehegen entkommen konnte. Auf der anderen Seite wurde die Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea) vom Menschen auf verschiedenen polynesischen Inseln ausgesetzt, um den ebenfalls eingeschleppten Achatschnecken Herr zu werden, jedoch verfolgten die Wolfsschnecken eher die endemischen kleinen Partula-Schnecken (Partulidae), die aus diesem Grund in der Freiheit nahezu ausgestorben sind und teilweise nur noch in Zoologischen Gärten und ähnlichen Institutionen überleben.

Dabei ist keineswegs jede Schneckenart ein Schädling – im Gegenteil: Viele Arten sind wichtige Glieder im Ökosystem und dienen unter anderem Igeln, Erdkröten und Vögeln als Nahrung. Wer Schneckenkorn einsetzt, schadet oft unbeabsichtigt auch diesen Nützlingen.

Eine weitere wichtige Aufgabe von Schnecken in der Natur ist, dass sie bei der Bodenbildung und der Anreicherung des Bodens mit organischer Materie helfen, indem sie beispielsweise zerfallende organische Materie (sogenannter Detritus) fressen. Daher gibt es auch im Garten durchaus nützliche Nacktschnecken: So helfen Schnegel (Limacidae) zum Beispiel bei der Kompostierung: Neben verwelkender Nahrung, Pilzen und Flechten frisst etwa der Tigerschnegel (Limax maximus) außerdem manchmal auch andere Schnecken und deren Gelege. Nachdem er meistens im Garten in nicht so großer Zahl vorkommt, hilft sein Beitrag jedoch nur wenig gegen die Ausbreitung schädlicher Nacktschnecken, wie der Spanischen Wegschnecke. Aber dennoch fällt auch er oftmals der allgemeinen Verfolgung von Nacktschnecken zum Opfer. Aber dennoch kommen Schnecken oft auch in Komposthaufen vor, wo sie einen wertvollen Beitrag zur Kompostierung leisten.

Schnecken im Garten.
Schnegel (Limacidae).

Schnecken als Zwischenwirt

 
Eine von Leucochloridium spec. befallene Bernsteinschnecke
(Succinea putris). Bild: Christian Fuchs. 

Die Kleine Sumpfschnecke oder Leberegelschnecke (Galba
truncatula
) gehört zu den Zwischenwirten des Leberegels.
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.
 
So faszinierend Schnecken auch sind – manche Arten spielen, zumindest für den Menschen, eine weniger erfreuliche Rolle im Kreislauf der Natur: Sie dienen als Zwischenwirte für parasitische Saugwürmer (Trematoda), die teils schwere Krankheiten bei Menschen und Tieren verursachen können.

Ein besonders auffälliger Fall ist Leucochloridium paradoxum, ein parasitischer Saugwurm, dessen Larven in die Fühler bestimmter Bernsteinschnecken (Succinea putris) einwandern. Dort bilden sie pulsierende, grünlich gestreifte "Sporozysten", die wie Raupen aussehen. Die befallene Schnecke verhält sich untypisch, verlässt schattige Verstecke und klettert an exponierte Stellen – ein gefundenes Fressen für Vögel, den Hauptwirt des Parasiten. So wird der komplexe Lebenszyklus des Parasiten vollendet.

Doch nicht nur Vögel sind betroffen. In tropischen Regionen übertragen Süßwasserschnecken die Larven des Pärchenegels (Schistososoma mansoni), des Erregers der Bilharziose (Schistosomiasis) – einer schweren Wurmerkrankung, an der jährlich Millionen Menschen erkranken.

Verbreitung der Bilharziose (Schistosomiasis) weltweit (Neues Fenster). Quelle: WHO (Wikipedia).

In Europa treten hingegen andere parasitische Infektionen auf, wie zum Beispiel der große Leberegel (Fasciola hepatica), der Weidetiere befällt, oder Lungenwürmer, die Hunde oder Katzen befallen können. Zu dessen Zwischenwirten gehören unter anderem Schlammschnecken, wie die Kleine Sumpfschnecke oder Leberegelschnecke (Galba truncatula).

Großer Leberegel (Fasciola hepatica).

Im Gegensatz dazu sind Zwischenwirte des Kleinen Leberegels (Dicrocoelium lanceolatum) viele Wärme oder Trockenheit liebende Schneckenarten, wie Heideschnecken (Helicella u.a.), Zebraschnecken (Zebrina detrita) u.a.

Kleiner Leberegel (Dicrocoelium lanceolatum).

Für Menschen besteht in Mitteleuropa heute meist nur ein sehr geringes Risiko – dennoch zeigt sich: Schnecken sind auch aus medizinischer Sicht eine interessante und nicht zu unterschätzende Tiergruppe.

Parasitismus: Schnecken als Zwischenwirte.

Vom römischen Proviant zur Delikatesse

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Auf einer Schneckenfarm in Elgg (Schweiz).
Bild: Robert Nordsieck.
 
Schon in der Steinzeit wurden Schnecken vom Menschen als Nahrung genutzt – proteinreich, leicht zu sammeln und gut lagerbar. Die Römer führten sie als Proviant durchs halbe Imperium, und so verbreitete sich z. B. die heute einheimische Weinbergschnecke (Helix pomatia) weit über ihr ursprüngliches Areal hinaus. Man geht außerdem davon aus, dass sich diese Art in Mitteleuropa erst wirklich ausbreiten konnte, als durch die Rodungstätigkeit von Kelten und Germanen, z.B. während der Landnahmezeit, der herzynische Urwald, der weite Teile Mitteleuropas bedeckte, zurückgedrängt wurde. An seine Stelle traten Waldsaum- und Gebüschbiotope – genau die Lebensräume, in denen wir die Weinbergschnecke heute besonders häufig antreffen.

  Ulmer Schachtel bei Kelheim (Donau)
Ulmer Schachtel bei Kellheim (Donau). Kupferstich (1839),
Vergrößerte Darstellung. Quelle: Wikipedia.
Die meisten Speiseschnecken stammen heute allerdings aus kontrollierter Zucht. Die Zucht der in Frankreich als Escargots bekannten Schnecken hat sich mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum etabliert. Zum Verzehr gezüchtet wird vor allem die Weinbergschnecke Helix pomatia (Escargot de Bourgogne), aber auch ihre nahen Verwandten, vor allem die Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum, Escargot Petit Gris) sowie in Italien auch die Grunzschnecke (Cantareus apertus).

Vor allem in Ost- und Südosteuropa, sowie in der Türkei, werden Speiseschnecken auch weiterhin in der Natur gesammelt – in der Türkei etwa handelt es sich dabei häufig um die Gestreifte Weinbergschnecke (Helix lucorum).

In Mitteleuropa ist Helix pomatia, nicht zuletzt infolge der intensiven Sammeltätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg, stellenweise selten geworden und steht daher unter Schutz.

Historisch wurden Schnecken auch in sogenannten Schneckengärten gehalten, etwa in Klöstern – denn: Schnecken wurden nicht als Fleisch betrachtet und durften nach damaligem Verständnis auch während der Fastenzeit gegessen werden.

Ein Zentrum der deutschen Schneckenzucht war damals das württembergische Lautertal in der Schwäbischen Alb, aufgrund des kalkreichen Bodens eine sehr schneckenfreundliche Gegend. Von hier wurden die Schnecken nach Ulm gebracht und von dort mit besonderen Schiffen, den sogenannten Ulmer Schachteln, donauabwärts verschifft, um die an der Donau liegenden Klöster zu besiedeln. Jedoch fuhren die Ulmer Schachteln noch viel weiter: Bis nach Wien, wo die Schwaben die Märkte und den Hof der Habsburger belieferten.

Wirtschaftliche Schneckenzucht.
Albschneckler: Schneckenzucht im Lautertal.
Gugumuck.com: Wiener Schneckenmanufaktur: Schneckenfarm in Rothneusiedl bei Wien.

Morphologie: Was macht eine Schnecke zur Schnecke?

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Schale einer Riemenschnecke (Helicodonta obvoluta). Bild: Helmut Nisters.
Es ist deutlich zu erkennen, dass die Schale eine Ober- (links) und eine
Unterseite (Mitte) hat, sie ist also asymmetrisch rechts gewunden.
 
  Morphologie - Was ist das?

In der Biologie bezeichnet man das Fachgebiet, das sich mit dem Bau und der Funktion der Körperteile und Organe eines Lebewesens beschäftigt, als
Morphologie.



Im Allgemeinen kann man, wie auch auf dieser Seite, die innere und die äußere Morphologie der Weinbergschnecke unterscheiden. Während man die äußere Morphologie des Tieres durch reine Betrachtung des lebenden Organismus erkennen kann, muss man die Schnecke für die Untersuchung der inneren Morphologie abtöten und sezieren. Dadurch lassen sich die Organe nur schwer in ihrer Funktion im lebenden Tier beobachten.
Schnecken sind Weichtiere (Mollusca), ebenso wie Muscheln (Bivalvia) und Kopffüßer (Cephalopoda). Das erkennt man am charakteristischen Aufbau ihres Körpers (Morphologie, vgl. Kasten rechts): Der unsegmentierte Weichkörper, im Gegensatz zur harten, vorwiegend aus Kalk bestehenden, Schale (Gehäuse).

Dennoch kann man Schnecken auch deutlich von anderen Weichtieren unterscheiden: Schnecken besitzen einen Kopf mit Fühlern, wodurch sie sich deutlich von den Muscheln unterscheiden, die keinen Kopf besitzen. Außerdem, und das ist das wichtigste Merkmal, an dem man Schnecken erkennen kann: Ihre Schale ist einteilig und (im Gegensatz zu der zweiklappigen Schale der Muscheln) spiralig gewunden. Im Gegensatz zur Schale der Kopffüßer (z.B. des rezenten Nautilus oder der fossilen Ammoniten) ist die Schale der Schnecken aber durch den Vorgang der Torsion asymmetrisch auf eine Seite gewunden.

Bei vielen Schneckenarten, etwa der einheimischen Riemenschnecke (Helicodonta obvoluta), oder den wasserlebenden Posthornschnecken (Planorbidae), erkennt man das auf den ersten Blick nicht so gut: Jedoch kann man bei jeder Schneckenschale immer eine Ober- und eine Unterseite unterscheiden (vgl. Bild links).

Da auf Englisch alle schalentragenden Weichtiere als "shells" bezeichnet werden, neigt man dazu, vor allem Meeresschnecken auch als Muscheln zu bezeichnen. Dies entspricht aber durchaus nicht den Tatsachen, wie auch Hofrat Dr. Oliver Paget, der frühere Leiter der Molluskensammlung im Naturhistorischen Museum in Wien, in einem Gedicht in humorvoller Weise klargelegt hat:

Inhalt

Fuß und Fortbewegung

Beginn des Kapitels.

Schlammschnecke (Lymnaea stagnalis)
Eine Schlammschnecke (Lymnaea stagnalis) kriecht an der
Wasseroberfläche. Bild: Robert Nordsieck.
 
   
Unterseite einer kriechenden Weinbergschnecke
Unterseite einer kriechenden Weinbergschnecke. Die dunklen
Querstreifen stellen Wellenbewegungen der Fußsohle dar, mit
denen sich die Schnecke fortbewegt. Am linken Bildrand hinter-
lässt die Schnecke ihre charakteristische Schleimspur.
Bild: Robert Nordsieck.
 
Ein muskulöser Kriechfuß mit flacher Sohle ermöglicht den meisten Schnecken eine langsame, aber effiziente Fortbewegung. Der Fuß arbeitet wellenartig – Muskelkontraktionen verlaufen von hinten nach vorn und transportieren die Schnecke über einen Schleimfilm vorwärts. Ein spezialisierter Sohlenschleim reduziert dabei die Reibung zwischen Fuß und Untergrund und bleibt dabei als charakteristische Schleimspur hinter der Schnecke zurück.

Der Schleim.
Die Fortbewegung.

Doch nicht alle Schneckenfüße sind gleich: Je nach Lebensweise haben sich Form und Funktion des Fußes stark spezialisiert:

Grabender Fuß: Rückzug ins Erdreich

Viele Nacktschnecken, etwa aus den Gattungen Arion und Deroceras, ziehen sich bei Trockenheit in den Boden zurück, um nicht zu vertrocknen. Ohne die Schutzfunktion eines Gehäuses ist dies für die Nacktschnecken überlebenswichtig. Einige räuberische Schnecken wie die Rucksackschnecken (Daudebardiidae oder Testacellidae) nutzen ihren spitz zulaufenden Körper und den kräftigen Fuß gezielt, um im Boden nach Regenwürmern zu jagen – ein Leben fast vollständig im Untergrund. Eine andere Nacktschnecke, die walisische Geisterschnecke (Selenochlamys ysbryda) verbringt sogar fast ihr gesamtes Leben unterirdisch und wurde daher erst sehr spät nachgewiesen.

Haftfuß: Bewegung an glatten Flächen und sogar auf dem Wasser

 
Gestreifte Weinbergschnecke (Helix lucorum) kriecht auf einer
Messerklinge. Bild: Robert Nordsieck.  Bilderserie.
Wasserlebende Schnecken wie die Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis) oder die Posthornschnecke (Planorbarius corneus) haften mithilfe des speziellen Sohlenschleims an festen Oberflächen – selbst kopfüber an der Unterseite der Wasseroberfläche. Dort kriechen sie getragen von der Oberflächenspannung wie auf einer unsichtbaren Oberfläche. Doch auch Landschnecken können ihren muskulösen Fuß zusammen mit dem viskosen Sohlenschleim einsetzen, um spitze Dornen zu überwinden oder von einer Pflanze zur anderen zu gelangen.

Bilderserie: Gestreifte Weinbergschnecke (Helix lucorum) kriecht über einer Messerklinge.

Sprungfuß: Die Flucht mit und ohne Operculum

Einige Meeresschnecken, wie die Große Flügelschnecke (Aliger gigas), nutzen ihren sichelförmigen Schalendeckel (Operculum, s.u.) wie einen Katapultarm, mit dem sie sich ruckartig vom Meeresboden abstoßen können. Diese eigenwillige "Sprungtechnik" dient zur Flucht vor Fressfeinden – und hat der Art, die den sichelförmigen Schalendeckel auch zur Verteidigung nutzt, den Beinamen Fechterschnecke eingebracht (s.u.). Die kanadischen "Jumping Slugs" (Hemphillia dromedarius) wiederum setzen ebenfalls ruckartige Fußbewegungen ein, um sich bei Gefahr blitzartig vom Fleck zu bewegen.

Kletterfuß: Sicher auf Blättern und Rinde

Baumbewohnende Schnecken wie Amphidromus inversus oder manche tropischen Bernsteinschnecken besitzen besonders haftstarke Füße, mit denen sie auf glatten Oberflächen kriechen können – oft sogar kopfüber an Blattunterseiten. Auch viele heimische Gehäuseschnecken, etwa Bänderschnecken (Cepaea) oder Schließmundschnecken (Clausiliidae), sind hervorragende Kletterer.

Schwimmfuß: Fliegende Schnecken des Meeres

 
Clione limacina, Clionidae. Nordmeer.
Bild: Kevin Raskoff (Quelle).

Bei frei im offenen Meer lebenden Meeresnacktschnecken wie dem See-Engel (Clione limacina) ist der Fuß vollständig zu zwei seitlich sitzenden "Schwimmflügeln" umgebildet. Diese Flügelschnecken (Pteropoda) leben pelagisch, schweben durch das Wasser und schlagen rhythmisch mit ihren Flügeln, um sich fortzubewegen – eine sehr spezialisierte Lebensweise.

Fuß und Schleim: Ein Drahtseilakt

Landnacktschnecken wie der Tigerschnegel (Limax maximus) besitzen oft einen relativ breiten Fuß, dessen Form die Haftfläche vergrößert – wichtig beim Kriechen an senkrechten Flächen oder beim Abseilen an Schleimfäden, wie es bei der Paarung des Tigerschnegels zu beobachten ist. Doch auch andere Nacktschnecken, wie z.B. Wegschnecken (Arionidae) und Ackerschnecken (Agriolimacidae) nutzen den Fuß zusammen mit einem Schleimfaden, um sich von höher gelegenen Positionen "abzuseilen".

Die Paarung des Tigerschnegels (Limax maximus). Playlist auf YouTube von Martina Eleveld.

Farbmerkmale – manchmal ein Bestimmungsmerkmal


Gartenwegschnecke (Arion hortensis) aus England.
Bild: Brian Eversham, (Quelle).
  Fußsohle von Limax cinereoniger
Fußsohle des Schwarzen Schnegels (Limax cinereoniger).
Bild: Robert Nordsieck.
 
Bei einigen Arten ist die Färbung des Fußes oder der Fußsohle ein wichtiges Hilfsmerkmal für die Bestimmung. So unterscheiden sich kleine Wegschnecken wie Arion hortensis und Arion distinctus unter anderem durch die Färbung ihrer Sohle: grau-blau bei der einen, gelblich bei der anderen. Die Musterung der Fußsohle ist ein hilfreiches Unterscheidungsmerkmal bei den zum Teil farblich sehr variablen großen Schnegelarten (Limax maximus und Limax cinereoniger). Der Schwarze Schnegel (Limax cinereoniger) hat dabei eine charakteristisch längs gestreifte Fußsohle, ganz gleich, welche Farbe und Musterung der übrige Körper hat.

Kopf, Fühler und Orientierung

Bei den Weichtieren sind die einzelnen Körperteile weniger deutlich voneinander getrennt als etwa bei den Gliedertieren. Bei Schnecken spricht man daher von Kopf und Fuß zusammen auch vom Kopffuß (Cephalopodium). Der Kopf der Schnecke ist ihr Sinnes- und Orientierungszentrum – was sie deutlich von den Muscheln unterscheidet, die keinen Kopf besitzen.

An der Unterseite des Kopfes beginnt mit der Mundöffnung der Verdauungstrakt, gefolgt vom Schlundbereich, in dem sich die Raspelzunge (Radula) befindet. An der Oberseite des Kopfes befinden sich mehrere Fühler oder andere Sinnesorgane.

 
Kopf einer Weinbergschnecke mit den charakteristischen vier
Fühlern. Bild: Robert Nordsieck.

Die Fühler: Tasten, Riechen, Sehen

Schnecken besitzen mindestens ein Fühlerpaar. Die größte und artenreichste Gruppe der Schnecken, die Landlungenschnecken (wie z. B. die Weinbergschnecke Helix pomatia), besitzen sogar zwei Fühlerpaare übereinander, die sich getrennt voneinander durch eigene Rückziehmuskeln (Retraktoren) einziehen lassen. An der Spitze des oberen, größeren Fühlerpaars tragen sie jeweils ein Auge in einem Augenknopf. Dies hat den Landlungenschnecken ihren wissenschaftlichen Namen eingebracht: Stylommatophora, die "Stielaugenträger". Im Gegensatz dazu besitzen die wasserlebenden Wasserlungenschnecken (Hygrophila) nur ein Fühlerpaar, das sich nicht einziehen lässt und an dessen Basis sich die Augen befinden.

Helix pomatia: Ausstülpen eines Fühlers
Weinbergschnecke (Helix pomatia) stülpt einen ihrer Fühler aus.
Film: Martina Eleveld.

Film 1: Filmwiedergabe in neuem Fenster öffnen!
 
Wie der Name schon sagt, dienen die Fühler vor allem als Tastorgane. Außerdem tragen sie Riechsinneszellen, mit deren Hilfe die Schnecke auf einige Entfernung Nahrung oder Artgenossen finden kann. Einziehbare Fühler sind ein wichtiger Schutzmechanismus – wie man leicht beobachten kann, wenn die Schnecke auf ein Hindernis stößt: Die verletzlichen Fühler werden sofort mit erstaunlicher Geschwindigkeit eingezogen.

Die Fühler der Schnecken.

Über der Mundöffnung befinden sich die Mundlappen, die ebenfalls Geruchs- oder Geschmacksrezeptoren tragen und der Nahorientierung dienen. So können Schnecken z. B. die Schleimspur anderer Schnecken vermeiden oder verfolgen. Bei manchen landlebenden Raubschnecken, wie etwa der tropischen Rosigen Wolfsschnecke (Euglandina rosea), sind die Mundlappen fühlerartig verlängert. Diese Schneckenart nutzt sie, um Beuteschnecken gezielt entlang ihrer Schleimspur zu verfolgen.

Der Schleim der Schnecken.

Manche Meeresschnecken, wie z. B. die Seehasen (Aplysiomorpha), besitzen neben ihrem einzelnen Fühlerpaar zusätzlich ein Paar spezialisierter, fühlerartig verlängerter Riechorgane: die sogenannten Rhinophoren.

Augen: Von einfach bis erstaunlich

 
Augenfühler einer Weinbergschnecke. Bild: Martina Eleveld.

Die Augen der Schnecken sind unterschiedlich weit entwickelt, aber nach dem gleichen Grundbauplan aufgebaut. Es gibt einfache Becheraugen bei Napfschnecken (Patellidae), Lochkamera-Augen z. B. bei Meerohren (Haliotidae) und Kreiselschnecken (Trochidae), Blasenaugen z. B. bei Sumpfdeckelschnecken (Viviparidae) und einfache Linsenaugen bei der Weinbergschnecke (Helix pomatia).

Gemeinsam ist allen Schneckenaugen, dass – anders als bei Wirbeltieren – die Sinneszellen ins Augeninnere gerichtet sind. Die Augen haben sich also evolutionär anders entwickelt. Selbst die relativ hoch entwickelten Linsenaugen der Weinbergschnecke ermöglichen nur die Wahrnehmung von Licht, Schatten und groben Bewegungen – Farbsehen oder scharfes Sehen ist ihnen nicht möglich.

Die Augen der Schnecken.

Weitere Sinne: Fühlen, Schmecken, Wahrnehmen

Nicht alle Sinnesfähigkeiten der Schnecken sind auf den Kopf beschränkt. Auch am übrigen Körper, insbesondere am Fuß, befinden sich Sinneszellen, die z. B. eine Unterscheidung von Licht und Schatten ermöglichen. So besitzen viele Schnecken einen Schattenreflex: Fällt ein plötzlicher Schatten auf sie, ziehen sie sich ins Gehäuse zurück – ein einfacher, aber wirksamer Schutz vor Fressfeinden.

Sipho einer Wellhornschnecke (Buccinum undatum)
Ene Wellhornschnecke (Buccinum undatum) sucht mit dem Osphradium
nach Beute. Den langen Sipho nutzt sie dabei, um sich besser zu orien-
tieren. Bild: Peter Jonas, Unterwasser-Welt Ostsee.
 
Weitere Sinneszellen auf dem Fuß ermöglichen Schnecken einen Feuchtigkeits- und Temperatursinn, der vor allem für Landschnecken überlebenswichtig ist.

Ein spezialisiertes Gleichgewichtsorgan sind die Statocysten – flüssigkeitsgefüllte Blasen, in denen sich kleine Kalkkörperchen (Statolithen) befinden, die Lageveränderungen registrieren. Meeresschnecken, wie die Wellhornschnecke (Buccinum undatum) und einige Süßwasserschnecken (z.B. Sumpfdeckelschnecken, Viviparidae) besitzen zusätzlich Osphradien – Sinnesorgane in der Mantelhöhle, mit denen sie die Wasserqualität "prüfen" und in manchen Fällen auch nach Artgenossen oder Beutetieren suchen können.

Die Sinnesorgane der Schnecken.

Das Nervensystem der Schnecken

 
Eine zentrale Koordination wie bei Wirbeltieren gibt es bei Schnecken nicht. Stattdessen sind mehrere Nervenknoten (Ganglien) zu einem Schlundring angeordnet, der mit dem übrigen Nervensystem des Körpers über Nervenbahnen verbunden ist. Ein echtes Gehirn besitzen Schnecken nicht – dennoch steuern ihre Ganglien eine Vielzahl an Verhaltensweisen und Reaktionen.

Bild rechts: Nervensystem einer Lungenschnecke (Pulmonata). Lage der unterschiedlichen Ganglien im Körper der Schnecke. Gelb: Cerebralganglien. Rot: Pleuralganglien. Grün: Pedalganglien. Blau: Parietalganglien. Violett: Visceralganglion. Diese Situation stellt schon eine hohe Konzentration der Ganglien dar, die bei anderen Schneckengruppen teilweise noch im Körper verteilt sind.
Quelle: KAESTNER, A.: Lehrbuch der Speziellen Zoologie (Gustav Fischer, 1996), verändert.

Das Nervensystem der Schnecken.

Mantel, Eingeweidesack und Schale

Seitenanfang.
Beginn des Kapitels.

Ein Großteil der inneren Organe der Schnecke befindet sich im Eingeweidesack – einer rückenseitigen Erweiterung des Fußes. Dieser wird von einer zähen Hautschicht geschützt, dem sogenannten Mantel (Pallium). Der Mantel hat neben seiner Schutzfunktion noch eine weitere zentrale Aufgabe: Zellen in seiner Oberfläche scheiden Kalkmaterial aus, das zur Bildung und Reparatur der Schale dient – jenes charakteristischen Gehäuses, das die meisten Schnecken tragen.

Bei manchen Schneckengruppen, wie etwa der Spanischen Wegschnecke (Arion vulgaris) – wurde die Schale im Laufe der Evolution zurückgebildet, um die Beweglichkeit zu erhöhen. Bei diesen Nacktschnecken übernehmen der Mantel und der besonders zähe Körperschleim die Schutzfunktion.

Im Inneren des Mantels liegt außerdem die Mantelhöhle, in der sich die Atmungsorgane befinden. Diese sind bei vielen wasserlebenden Schnecken Kiemen. Bei den Lungenschnecken hingegen ist die Mantelhöhle zu einer einfachen Lunge umgebildet, deren gut durchblutete Wand der Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft dient.


Torsion bei unterschiedlichen Schneckengruppen: a) Vorderkiemer; b) Zwischenstadium; c) Hinterkiemer;
d) Lungenschnecke. Quelle: Urania Tierleben, Wirbellose 1 (1996).
 
Eine vorwiegend aus Kalk bestehende Schale – wissenschaftlich auch als Gehäuse bezeichnet – gehört zum Grundbauplan der meisten Weichtiere. Die Besonderheit der Schneckenschale liegt in ihrer Einteiligkeit (im Gegensatz zur zweiteiligen Schale der Muscheln, Bivalvia) und ihrer typischen Spiralform. Diese Spiralform ist ein Resultat der sogenannten Torsion: einer 180°-Drehung des Körpers im Embryonalstadium, durch die sich Eingeweidesack und Mantelhöhle auf eine Körperseite verlagern. Um Platz zu sparen, werden Eingeweidesack, Mantel und Schale spiralig auf eine Seite aufgewunden.

Die Torsion und die gewundene Schneckenschale.

Deshalb sind Schneckenschalen asymmetrisch und entweder rechts- oder linksgewunden – im Gegensatz etwa zur konzentrisch gewundenen Schale des Nautilus, eines der wenigen heute noch lebenden (rezenten) schalentragenden Kopffüßer. Die Drehrichtung der Schale kann bei manchen Schneckenarten systematische Bedeutung haben (siehe unten).

 
Links: Porzellanschnecke (Cypraeidae), Röntgenbild (Bild: Michel Royon). Rechts: Lebende
Tiger-Porzellanschnecke (Cypraea tigris). (Bild: Nick Hobgood). Das Schalengewinde wird nur
sichtbar, wenn man die Schale aufsägt oder im Röntgenbild betrachtet! (Quelle: Wikipedia).
Im Grundaufbau bestehen Schneckenschalen aus einer organischen Außenhaut (Periostracum) und einem darunter liegenden, überwiegend kalkigen Gerüst (Ostracum). Ihre Widerstandsfähigkeit variiert stark: Die massiven Gehäuse der meeresbewohnenden Helmschnecken (Cassidae) etwa sind so stabil, dass sie als Vorbild für neue Werkstoffe dienen. Andere Gruppen wie die landlebenden Glasschnecken (Vitrinidae) haben ihre Schale im Laufe der Evolution zugunsten größerer Beweglichkeit zunehmend reduziert – ein Prozess, der als Vitrinisation bezeichnet wird.

Obwohl die Schale kein eigentlicher Bestandteil des Körpers ist, sondern vom Mantel gebildet wird, besteht über den sogenannten Spindelmuskel (auch Hauptrückziehmuskel oder Hauptretraktor) eine feste Verbindung mit dem Körper der Schnecke. Der Muskel setzt an der inneren Schalenspindel an und ermöglicht es vielen Schnecken, sich vollständig ins Gehäuse zurückzuziehen. Ein Verlust der Schale wäre daher für die Schnecke tödlich. Der Rückzug in das Gehäuse, oft in Verbindung mit einem verschließenden Schalendeckel (Operculum, s. u.), dient dem Schutz vor Fressfeinden – bei landlebenden Arten außerdem dem Schutz vor Trockenheit und Kälte.

Die Schale der Schnecken.

Der Schalendeckel (Operculum)


Schöne Landdeckelschnecke (Pomatias elegans), mit Schalen-
deckel (Operculum). Bild: Michael Stemmer.
 
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Viele Schnecken – neben den meisten Wasserschnecken auch einige landlebende Arten wie die Landdeckelschnecken – besitzen einen hornigen oder kalkigen Deckel (Operculum), mit dem sie ihre Schalenöffnung verschließen.

 
Donau-Sumpfdeckelschnecke (Viviparus acero-
sus
). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.
Die Lungenschnecken (Pulmonata) besitzen grundsätzlich keinen Schalendeckel: Das haben Landlungenschnecken (Stylommatophora), wie zum Beispiel die Schnirkelschnecken (Helicidae) und die Wasserlungenschnecken (Hygrophila), wie zum Beispiel die Schlammschnecken (Lymnaeidae) gemeinsam. Grundsätzlich unterscheiden sie sich darin von landlebenden Deckelschnecken, wie den Landdeckelschnecken (Pomatiidae) und süßwasserlebenden Deckelschnecken, wie den Sumpfdeckelschnecken (Viviparidae).

Bei manchen Arten erfüllt dieser Deckel sogar zusätzliche Funktionen, etwa zur Fortbewegung oder zur Abwehr von Feinden: So wird die Große Flügelschnecke (Aliger gigas, s. o.) auch als "Fechterschnecke" bezeichnet, da sie ihren sichelförmigen Schalendeckel nicht nur zum Springen über den Meeresboden nutzt, sondern auch, um sich mit kräftigen Hieben gegen Angreifer zu verteidigen.

Bei anderen Schneckenarten, etwa den meereslebenden Turbanschnecken (Turbinidae), werden die porzellanähnlich glänzenden Schalendeckel (auch Shiva-Augen genannt) als Schmuckstein oder Glücksbringer, größere Exemplare auch als Briefbeschwerer, verwendet. In manchen Kulturen des Nahen Ostens und Ostasiens werden die Schalendeckel unterschiedlicher Meeresschnecken auch als Zutat für Räucherwerk verwendet.

Im Gegensatz zu diesem fest mit dem Fuß verwachsenen Operculum steht der Kalkdeckel, mit dem etwa die Weinbergschnecke (Helix pomatia) zur Überwinterung ihre Schalenmündung verschließt: Dieser wird als temporärer Verschluss gebildet, sitzt nicht fest am Körper und wird am Ende der Winterruhe von der Schnecke abgestoßen.

Der Schalendeckel (Operculum).
Die Überwinterung der Weinbergschnecke (Helix pomatia).

Schleim – die Superkraft der Schnecken

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  Cornu aspersum
"Hüpfende" Cornu aspersum (vgl. Text).
Bild: Robert Nordsieck.
   
  Kopf von Euglandina rosea
Kopf der rosigen Wolfsschnecke (Euglandina rosea).
Quelle: CABI Digital Library.
Was für viele Menschen ein Grund zum Schauder ist, ist für Schnecken überlebenswichtig: der Schleim. Dieses vielseitige Sekret besteht größtenteils aus Wasser, wird aber durch bestimmte Eiweißstoffe (Mucine und Mucopolysaccharide) und andere Moleküle in seiner Konsistenz und Funktion angepasst – je nach Einsatzort oder Aufgabe.

1. Körperschleim – Schutz und Verteidigung

Der Schleim, der den gesamten Schneckenkörper bedeckt, schützt Landschnecken vor Austrocknung und wirkt zugleich als Gleitmittel. Bei Arten wie der Weinbergschnecke (Helix pomatia) kann in Gefahrensituationen sogar Blasenschleim abgesondert werden – ein besonders zäher, schaumiger Schleim, der Angreifer, wie zum Beispiel Ameisen, abschrecken kann.

2. Sohlenschleim – Fortbewegung mit Raffinesse

 
Nacktschnecke (Arionidae) seilt sich an einem eigenen Schleimfaden ab.
Rechts: Detailbild. Bild: Andreas Heidl.
 
Auf der Fußsohle erzeugen Schnecken einen Schleimfilm mit genau der richtigen Viskosität: elastisch genug, um auf ihm zu "wellenkriechen", aber haftend genug, um auf Glas oder sogar schrägen Flächen zu haften. Bei einigen Arten lässt sich die Viskosität aktiv verändern – eine echte technische Meisterleistung der Natur.

Damit Schnecken wie die Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum) durch den Kriechschleim nicht zu viel Wasser verlieren, bewegen sie sich oft "hüpfend" fort, in dem nur Teile der Sohle den Untergrund berühren. Die wasserlebenden Schlammschnecken (Lymnaeidae) hingegen nutzen ihren Kriechschleim, um sich an der Wasseroberfläche hängend fortzubewegen (siehe Bild oben).

Doch nicht nur zur Unterstützung der Kriechbewegung nutzen Schnecken den Schleim: Manche Landnacktschnecken, wie etwa der Tigerschnegel (Limax maximus), können einen selbst produzierten Schleimfaden nutzen, um sich von einer höher gelegenen Position "abzuseilen". Der Tigerschnegel nutzt dies für seine spektakuläre Paarungsmethode.

Bilderserie: Die Paarung des Tigerschnegels ( Playlist auf unserem YouTube-Kanal).

3. Chemisch aktiv – Schleim als Werkzeug

Weinbergschnecken können ihren Sohlenschleim mit Kohlendioxid anreichern. Das macht ihn leicht sauer und ermöglicht es, Kalk aus dem Untergrund zu lösen – eine Fähigkeit, die manche Arten, etwa die Sizilianische Weinbergschnecke (Cornu mazzullii), zusammen mit Bewegungen ihrer Schale, sogar nutzen, um sich kleine Höhlungen in Kalkstein zu graben. Bei anderen, räuberischen Schnecken wie der Dalmatinischen Raubschnecke (Poiretia cornea) enthält der Schleim zusätzlich litholytische Substanzen, mit denen sie die Schalen ihrer Beutetiere auflösen oder aufweichen können. So wird die Schale nicht mit Kraft, sondern mit Chemie bezwungen – bevor die Radula zum Einsatz kommt.

Dies sind jedoch nicht die einzigen wichtigen chemischen Eigenschaften des Schneckenschleims. Schnecken können auch andere Schnecken anhand ihrer Schleimspur einordnen. So vermeiden es Weinbergschnecken zum Beispiel, über die Schleimspuren anderer Weinbergschnecken zu kriechen - ein wirksames Mittel gegen Überbevölkerung in einem Biotop. Andererseits verfolgen Raubschnecken, wie die Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea) ihre Beute - meist andere Schnecken - entlang deren Schleimspur. Zu diesem Zweck sind die Mundlappen der Wolfsschnecke, die Geruchsrezeptoren tragen, stark verlängert und ähneln einem dritten Fühlerpaar.

Nicht nur Schnecken nutzen die chemischen Eigenschaften des Schneckenschleims. Auch in der Kosmetikindustrie werden die nützlichen Inhaltsstoffe aus dem Schleim der Schnecken genutzt (vgl. wirtschaftliche Schneckenzucht).

4. Das Schleimfloß der Veilchenschnecke

Eine besondere Fortbewegungsmethode hat die meereslebende Veilchenschnecke (Janthina janthina) entwickelt: Sie bildet aus mit Schleim umhüllten Luftblasen ein Schleimfloß, an dem hängend sie von Meeresströmungen transportiert wird, bis sie zufällig auf ihre Beute, ebenfalls an der Meeresoberfläche schwimmende Quallen, trifft.

Die Raspelzunge (Radula)

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Weinbergschnecke (Helix pomatia) a Weinbergschnecke (Helix pomatia) b Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) c
Elektronenmikroskopische Aufnahmen der Radula verschiedener Landschnecken.
Von links nach rechts: a, b: Weinbergschnecke (Helix pomatia); c: Spanische Weg-
schnecke (Arion vulgaris). Bild:Josef Ramsauer, Universität Salzburg).
 

 
YouTube-Video: Schwarzer Schnegel (Limax cinereoniger) frisst einen Pilz.
Video von Martina Eleveld.
Schnecken fressen mit Hilfe ihrer Raspelzunge – der sogenannten Radula. Diese hat sich im Laufe der Evolution zu einer Art biologischem "Schweizer Taschenmesser" entwickelt: Vom Grundaufbau her ist sie eine mit winzigen Chitinzähnchen besetzte Zunge, mit der geraspelt, geschabt oder sogar gejagt werden kann. Je nach Lebensweise hat sich die Radula bei den verschiedenen Schneckengruppen zu unterschiedlichsten Spezialformen ausgebildet:

Räuberische Kegelschnecken (Conidae, auch Toxoglossa oder "Giftzüngler") besitzen eine Radula mit nur einem einzigen, harpunenartigen Zahn, der wie eine Injektionsnadel Gift in die Beute schießt.

Felsenbewohnende Napfschnecken (Patellidae), die Algen vom felsigen Untergrund abweiden, verfügen über eine starre, balkenförmige Radula mit zahlreichen breiten Zähnchen – die perfekte biologische Raspel. Die Napfschnecken-Verwandten (Patellogastropoda) wurden daher früher auch als Docoglossa oder "Balkenzüngler" bezeichnet.

Auch bei landlebenden Schnecken lässt sich die Ernährung anhand der Form der Radulazähne ablesen: Die Pflanzen fressende Weinbergschnecke (Helix pomatia) besitzt viele gleichförmige, breite Zähnchen. Die allesfressende Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) hat dagegen spitzere, längere Zähne. Und bei der räuberischen Rucksackschnecke (Daudebardia rufa) sind die Zähnchen lang, spitz und dolchartig – perfekt zum Ergreifen tierischer Beute, etwa von Regenwürmern, die zur Hauptnahrung dieser Schneckenart gehören.

Die Ernährung der Schnecken (3 Teile).
Wikipedia: Radula (Englisch).

Die Fortpflanzung der Schnecken

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Die Fortpflanzung der Schnecken ist nahezu so vielfältig wie die Gruppe selbst. Während viele Meeresschnecken einen komplizierten Entwicklungszyklus mit frei schwimmenden Trochophora- oder Veliger-Larven durchlaufen, legen Landschnecken ihre Eier an geschützten Orten ab – und aus ihnen schlüpfen fertig entwickelte Jungtiere, deren Gehäuse allerdings erst wenige Windungen trägt und später zusammen mit der Schnecke bis zum Erreichen der Geschechtsreife weiter wächst.


Weinbergschnecken bei der Paarung. Bild: Robert Nordsieck.
 
Ein Großteil der Schneckenarten sind Zwitter (Hermaphroditen), das heißt: Jedes Tier besitzt sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane, sowie zwittrige Organe. Das trifft besonders auf die Lungenschnecken (z. B. Helix pomatia) und viele Hinterkiemerschnecken zu. Dennoch braucht es in der Regel zwei Partner – der genetische Austausch ist essenziell für die Vielfalt. Manche Arten, etwa bestimmte Schlammschnecken (Lymnaeidae), können sich aber auch selbst befruchten – eine sinnvolle Strategie zur Erstbesiedlung neuer Lebensräume, aber langfristig genetisch problematisch. Dass viele Landschnecken die Schleimspur von Artgenossen bis zum gewissen Grade vermeiden, dürfte unter anderem dazu dienen, dass Paarungen mit den selben Partnern vermieden werden sollen.

 
Hinter dem linken Fühler dieser Flussdeckelschnecke befindet
sich der Einströmsipho. Der rechte Fühler im Hintergrund ist zu
einem Begattungsorgan umgebildet - es handelt sich also um
ein Männchen. Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.
Die Fortpflanzung der Weinbergschnecke.

Im Gegensatz dazu gibt es unter den wasserlebenden "Vorderkiemer"-Schnecken (der Ausdruck ist systematisch veraltet) vor allem getrennt geschlechtliche Arten. So kann man bei der Flussdeckelschnecke (Viviparus contectus) männliche und weibliche Tiere an der Form der Schale unterscheiden. Außerdem bilden männliche Tiere einen Fühler zu einem Begattungsorgan um, das ebenfalls äußerlich erkennbar ist.

Zur Fortpflanzung besitzen Schnecken einen hochspezialisierten Genitalapparat, der oft zur Artbestimmung herangezogen wird - insbesondere bei äußerlich ähnlichen Arten. Der komplizierte Aufbau des Genitalapparats der Weinbergschnecke wird auf einer eigenen Seite beschrieben.

Anatomie des Genitalapparats bei der Weinbergschnecke (Helix pomatia).
Fachbegriffe des Genitalapparats bei Clausiliidae (hnords.de).

Besonders spektakulär ist das "Liebesspiel" mancher Schneckenarten: Bei der Weinbergschnecke und anderen Schnirkelschnecken (Helicidae) etwa wird ein kalkhaltiger Liebespfeil in den Körper des Partners gestoßen – dabei handelt es sich um einen kalkigen Sporn, der von hormonell angereichertem Schleim umhüllt ist. Diese hormonelle "Unterstützung" der Paarung verbessert die Chancen der einsetzenden Schnecke, ihre Gene weiterzugeben. Auch die Paarung des Tigerschnegels (Limax maximus) im akrobatischen Stil an einem Schleimseil von einer erhöhten Position herabhängend ist sehenswert und wurde sogar von David Attenborough in der BBC-Serie "Das Leben im Verborgenen" beschrieben.

Der Liebespfeil.
Die Paarung des Tigerschnegels ( Playlist auf unserem YouTube-Kanal).

 
Pantoffelschnecken (Crepidula fornicata) bei der Paarung.
Bild: Keith Hiscock, Marine Life Network.

Gemeine Schließmundschnecke (Alinda biplica-
ta
) bei der Paarung. Bild: Robert Nordsieck.
 
Einige Meeresschnecken, wie die Amerikanische Pantoffelschnecke (Crepidula fornicata, Familie Calyptraeidae), bilden sogenannte "Paarungsstapel" – eine Art temporäres Schnecken-Hochhaus, in dem mehrere Individuen übereinander leben. Die unteren Tiere fungieren als Weibchen, die oberen als Männchen – und das nicht dauerhaft: Im Laufe ihres Lebens können die Tiere ihr Geschlecht wechseln (Protandrie), je nach sozialer Umgebung und Alter.

Neben der Eiablage gibt es auch Ausnahmen: Manche Schnecken, z. B. in der Sumpfdeckelschnecken (Viviparidae) oder bei manchen Schließmundschnecken (Clausiliidae), bringen ihre Jungen bereits geschlüpft zur Welt – ein Phänomen, das man Ovoviviparie nennt.

Unter nahe verwandten Arten kann es außerdem zur Bastardbildung kommen: Bei einigen Gruppen wie den Schließmundschnecken (Clausiliidae) oder den Wegschnecken (Arionidae) kommt es zur Kreuzung verwandter Arten – etwa zwischen der eingeschleppten Spanischen Wegschnecke (Arion vulgaris) und der heimischen Roten Wegschnecke (Arion rufus). Diese Bastardierung wird bei Arion vulgaris mit der Verdrängung der einheimischen Arten in Verbindung gebracht.

Literatur: Hybridisierung bei Schließmundschnecken (Clausiliidae), nach NORDSIECK, H. (2022): "European Door Snails (Clausiliidae) I", Kap. 8, S. 156 ff.

Artübergreifende Paarungen konnten aber auch zwischen unterschiedlichen Schnirkelschnecken-Arten (Helix und Cepaea oder Cornu und Cepaea) beobachtet werden, führen hier aber zu keinem Ergebnis. Hier liegt der Grund wohl eher darin, dass die Schnecken einen nur bedingt artspezifischen Lockstoff aussenden, um Paarungspartner anzulocken, worauf es auch zu Paarungen zwischen Angehörigen unterschiedlicher Arten kommen kann, ohne dass dies zur Hybridisierung führen würde.

Speziesübergreifende Paarung zwischen Helix und Cepaea.
Die Fortpflanzung der Schnecken: Weiterführende Informationen.

Systematik: Ordnung im Schneckenreich

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  Carl v. Linné 1775  Systema naturae, Titelblatt
Carl v. Linné und das Titelblatt seines bekanntesten Werkes, des
Systems der Natur (Systema Naturae, 10. Ed, 1758).
Quelle: Wikipedia.
Die wissenschaftliche Disziplin der Zoologie, die sich mit Schnecken und anderen Weichtieren befasst, nennt man Malakologie. Zu ihren Hauptaufgaben gehört nicht nur die Erforschung der unglaublichen Vielfalt und Anpassungsfähigkeit der Schnecken, sondern auch die Entwicklung eines logischen Ordnungssystems, das alle bekannten Arten nach ihrer Abstammung und evolutionären Verwandtschaft gruppiert. Kurz: Systematik ist der Versuch, im Gewimmel der Formen den roten Faden der Entwicklung zu finden.

Dieses Ordnungssystem hat sich im Laufe der Jahrhunderte stark verändert – angefangen beim Systema Naturae des schwedischen Naturforschers Carl von Linné (1707–1778), dessen binäre Nomenklatur viele bis heute gültige Artbezeichnungen prägte. Doch mit jeder neuen Erkenntnis, vor allem durch moderne genetische Methoden, musste auch manches umbenannt oder neu eingeordnet werden. So wurde etwa die früher als Helix aspersa bezeichnete Gefleckte Weinbergschnecke in Cornu aspersum umbenannt – ein Beispiel für die Dynamik dieser Wissenschaft.

Das Cornu-Problem.

Die wissenschaftliche Bezeichnung einer Schneckenart besteht dabei stets aus einem großgeschriebenen, latinisierten Gattungsnamen, einem kleingeschriebenen Artnamen und dem Namen des Erstbeschreibers, sowie dem Jahr der Erstbeschreibung. Im Fall der bekannten Weinbergschnecke etwa: Helix pomatia Linnaeus 1758 – Helix als Gattung, pomatia als Art, Linnaeus als der Erstbeschreiber und 1758 als Erscheinungsdatum von Linnés berühmtem Systema Naturae. Eine nahe verwandte Art ist die Gestreifte Weinbergschnecke Helix lucorum, ebenfalls aus der Gattung Helix. Ein weiteres Beispiel ist die fossile Schließmundschnecke Macrogastra (Macrogastra) reischuetzi H. Nordsieck, 2014 aus dem Miozän Niederösterreichs – hier ist zusätzlich in Klammern die Untergattung angegeben sowie das Jahr der Erstbeschreibung.

"Lateinische" Namen in der Systematik: Warum sind systematische Namen so kompliziert?

Lange Zeit wurden die Schnecken grob in drei Gruppen unterteilt: Vorderkiemer ("Prosobranchia"), Hinterkiemer (Opisthobranchia) und Lungenschnecken (Pulmonata). Doch moderne genetische Analysen zeigen: Die evolutionären Verhältnisse sind weitaus komplexer. Heute gelten Gruppen wie die Euthyneura ("Geradnervige"), zu denen sowohl Hinterkiemer als auch Lungenschnecken zählen, als natürlichere (monophyletische) Verwandtschaftskreise.

Systematik der Schnecken.
Systematik der Meeresschnecken: Einleitung.


Bericht über das Museum "Haus der Natur" in Cismar, Ostholstein. Der Leiter, Dr. Vollrath Wiese, führt durch die
Sammlung seines Museums und berichtet von seinen Erfahrungen. Quelle: OstholsteinTV auf Youtube.
 
Sammeln und Staunen: Die Conchologie

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Seit der Renaissance werden Schneckenschalen gesammelt und bewundert. Früher schmückten sie Naturalienkabinette an Fürstenhöfen, heute sind sie Teil naturhistorischer Sammlungen – etwa im Naturhistorischen Museum Wien – oder begehrte Objekte der Conchologie, der naturkundlichen Schalenkunde.

Neben großen staatlichen Naturhistorischen Museen, von denen im deutschen Sprachraum das Senckenberg-Museum in Frankfurt und das Naturhistorische Museum in Wien mit ihren Molluskensammlungen wohl am bekanntesten sind, gibt es auch private Museen.

Die größte private Schneckensammlung in Deutschland befindet sich hingegen im Haus der Natur, einem privat geführten Naturkundemuseum in Cismar in Ostholstein.

Senckenberg-Museum Frankfurt: Sektion Malakologie.
Naturhistorisches Museum Wien: 3. Abt. Zoologie: Sammlung Mollusca.
Museum Haus der Natur, Cismar, Ostholstein.

Auch viele Laien sammeln Schneckenschalen oder handeln mit ihnen. Manche Exemplare können – je nach Seltenheit – hohe Preise erzielen, etwa die Kegelschnecke Conus gloriamaris, die zeitweise für mehrere Tausend Dollar gehandelt wurde. Seit ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1969 ist ihr Preis allerdings auf etwa 100 Dollar gefallen. Viele Meeresschneckenarten sind jedoch nicht nur durch Umweltveränderungen, sondern vor allem auch durch das übermäßige Absammeln für den Handel bedroht.

 Mehr zur Conchologie (Coming soon!).
 Club Conchylia e.V.: German Shell Collectors.
 Conchology.be: Schalenhandel mit wissenschaftlicher Expertise.
 Marcus Coltro: Paris Shell Show 2022.

Weitere Informationen

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Lust auf mehr?
Diese Einleitung ist nur der Anfang. Erfahren Sie mehr über die erstaunliche Vielfalt der Schnecken – von ihrer Rolle in der Forschung bis zu ihrem Platz in Kunst, Küche und Kultur:

Schnecken als Forschungsobjekte (in Vorbereitung).

Schnecken in der Kultur (in Vorbereitung).

Letzte Änderung: 13.09.2025 (Robert Nordsieck).