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Das Perlboot (Nautilus)

Systematische Zuordnung

Klasse: Cephalopoda
Unterklasse: Nautiloidea
Ordnung: Nautilida
Familie: Nautilidae
 
Nautilus pompilius (links) und Allonautilus scrobiculatus in Papua Neu-Guinea.
Bild: W. B. Saunders.

Perlboote leben an den Steilhängen der pazifischen Korallenriffe. Das Schiffsboot (Nautilus pompilius) ist der am weitesten verbreitete Vertreter der Gruppe. Er kommt von den Andamanen im Westen bis zu den Fidschi-Inseln im Osten, von Südjapan im Norden bis zum Großen Barriere-Riff im Süden, nordwestlich von Australien, vor. Eine andere Art ist Nautilus belauensis, der an den Inseln des Palau-Archipels, nördlich von Indonesien, im Pazifik anzutreffen ist.

Perlboote gehören zu den Kopffüßern (Cephalopoda). Von ihren übrigen lebenden Verwandten in dieser Klasse unterscheiden sie sich aber in einigen Merkmalen, die sie wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten erscheinen lassen:


Frontansicht eines Nautilus pompilius.
Bild: Hans Hillewaert (Wikipedia).
 

Ganz anders, als etwa ein Krake oder ein Kalmar, besitzen Perlboote eine gewundene Kalkschale, die ihren weichen Körper schützt und in die sich das Tier zurück ziehen kann. Anders aber als die Schale einer Schnecke ist die Schale eines Nautilus aber gekammert; das Tier selbst bewohnt nur die äußerste Kammer. Die übrigen Kammern werden von einem dünnen Gewebestrang, dem Siphunkel, durchzogen, mit dessen Hilfe der Nautilus den Gasgehalt in den Kammern und so den Auftrieb seiner Schale im Wasser verändern kann: Enthalten die Kammern weniger Gas, sinkt der Nautilus, enthalten sie mehr, steigt er, ganz wie ein Unterseeboot, in dem die Ballastzellen angeblasen werden. Das nutzt dem Nautilus sehr in seiner natürlichen Umgebung: Perlboote leben an den Steilhängen tropischer Korallenriffe, wo sie den Tag in 300 - 400 Meter Tiefe ruhen, um dann in den Nacht in geringere Tiefen aufzusteigen und Nahrung zu suchen.

Die Mündung der Schale der Nautilus wird von einer harten und widerstandsfähigen Klappe verschlossen, die den Nautilus schützt, wenn er sich in seine Schale zurück gezogen hat. Hat er sich hingegen ausgestreckt, so kann man erkennen, warum die Perlboote zu den Kopffüßern zählen: Etwa 90 Fangarme kann der Nautilus ausstrecken, um seine Beute, meist kleine Einsiedlerkrebse und andere Krebstiere, zu ergreifen und dem Mund zuzuführen, in dem, wie bei anderen Kopffüßern, ein Schnabel darauf wartet, den Panzer der Beute zerknacken zu können. Anders, als etwa bei einem Kraken oder Kalmar, verfügen die Tentakeln eines Nautilus nicht über Saugnäpfe. Stattdessen ist jeder Fangarm mit Haftpolstern besetzt, die das Ergreifen der Beute erleichtern. Jeder Fangarm des Nautilus besteht übrigens aus einem dünnen Zirrus (dem eigentlichen Arm), der in eine besondere Scheide zurück gezogen werden kann.

An der Unterseite der Schalenmündung kann man im Allgemeinen auch den Trichter (Sipho) des Nautilus erkennen, mit dem er sich, wie andere Kopffüßer, durch den Rückstoß ausgepressten Wassers fortbewegen kann.

 
Nautilus pompilius. Bild: Hans Hillewaert (Wikipedia).

Unter der fleischigen Schalenklappe des Nautilus kann man meist auch die beiden Augen hervorlugen sehen. Im Gegensatz zu den weit entwickelten Linsenaugen anderer Kopffüßer, im Besonderen der Kalmare, handelt es sich bei den Augen eines Nautilus jedoch um Augen vom Lochkamera-Typ. Das ist eine weiter entwickelte Form des Becherauges, bei dem die Pupille zur Verbesserung der Bildschärfe, wie bei einer Camera obscura, stark verkleinert ist. Wie bei diesem Gegenstück aus der Welt der Technik ist auch das Auge des Nautilus recht lichtschwach. Es verfügt nicht über eine Linse.

Männliche Perlboote erkennt man an einem spezialisierten Fortpflanzungsorgan, dem Spadix, der eigentlich aus vier spezialisierten Tentakeln besteht. Damit gibt der männliche Nautilus bei der Paarung ein Spermapaket an das Weibchen weiter.


David Attenborough über den Nautilus.
Quelle: YouTube.
 

Die langsamen Perlboote sind in ihrer natürlichen Umgebung von zahlreichen anderen Meeresbewohnern bedroht. Unter den Fischen gehören die Drückerfische zu den wenigen Fischen, die dazu in der Lage sind, die Schale eines Nautilus zu knacken.

Aber auch andere Kopffüßer greifen Perlboote an und versuchen, wie bei einer Schnecke oder Muschel, die Schale anzubohren, um den Bewohner mit Gift außer Gefecht zu setzen. Man geht davon aus, dass die eingangs beschriebene Höhenwanderung der Perlboote neben der Nahrungssuche auch der Vermeidung nach Sicht jagender Beutegreifer dient.

Literatur

  Norman, M.: "Tintenfisch-Führer", Jahr-Verlag 2000.

Die fossile Vorgeschichte des Nautilus

Die Verwandten des Nautilus bilden innerhalb der Klasse Kopffüßer (Cephalopoda) aufgrund ihrer eigentümlichen Eigenschaften eine eigene Unterklasse Nautiloidea. Innerhalb der Kopffüßer gehören sie nicht nur zu den ältesten rezenten Gruppen (Nautilus stellt ein so genanntes lebendes Fossil dar), sondern auch zu den ältesten fossilen Gruppen, die bereits aus dem Kambrium vor mehr als 500 Millionen Jahren bekannt sind.

 
Die USS Nautilus SSN 571 auf ihrer Jungfernfahrt 1955.
Quelle: Wikipedia.

Mehr über die fossile Geschichte des Nautilus und seiner Verwandten ...

Der Nautilus in der Schifffahrt

Nicht nur auf dem Gebiet der Biologie, auch in der Schifffahrt begegnen wir dem Nautilus (aus dem Griechischen ναυτιλος für Seefahrer) und verwandten Kopffüßern. So stellte ein amerikanischer Erfinder, Robert Fulton, 1800 eines der ersten Unterseeboote namens Nautilus den Franzosen und den Briten vor, leider interessierte sich keine der beiden Parteien für die Bahn brechende Idee, obwohl es Fulton gelang, zwei Schiffe mit der Nautilus zu versenken.

Im zweiten Weltkrieg führten die Unterseeboote USS Nautilus (S168) und USS Argonaut (S166) einen Angriff mit Spezialtruppen auf die Pazifik-Insel Makin aus. Auch das erste amerikanische Unterseeboot mit Nuklearantrieb, SN 571, hieß Nautilus. Im August 1958 verblüfften die Amerikaner (in Zeiten sowjetischer Erfolge im Weltraum, wie des im Oktober 1957 gestarteten Satelliten Sputnik) die Welt, als die Nautilus unter dem Kommando von William T. Anderson als erstes Schiff den Nordpol erreichte (indem sie unter dem Eis hindurch tauchte).

Am berühmtesten (wenn auch keineswegs das erste seines Namens) ist aber zweifellos das Unterseeboot Nautilus des Kapitäns Nemo aus Jules Vernes 1870 erschienenem Roman "20000 Meilen unter den Meeren" (vgl. auch: "Die Legende vom Riesenkalmar").