This page in English!Walddeckelschnecken (Cochlostomatidae)

Ähnlich, wie die Landdeckelschnecken (Pomatiidae) sind auch die Walddeckelschnecken (Cochlostomatidae) landlebende Schnecken, die aber einen Deckel (Operculum) tragen und näher mit wasserlebenden Gruppen verwandt sind, als mit anderen Landschnecken. Mit den Landdeckelschnecken sind aber auch die Walddeckelschnecken nicht nennenswert näher verwandt. Zu ihren Verwandten gehören aber die Apfelschneckenverwandten (Ampullarioidea), also auch die süßwasserlebenden Fluss- und Sumpfdeckelschnecken (Viviparidae). Hier besteht also die Möglichkeit, dass Schnecken das Land auf dem Umweg über das Süßwasser besiedelt haben, nicht auf direktem Wege, wie etwa sie mit den Strandschnecken (Littorinidae) verwandten Landdeckelschnecken oder die Küstenschnecken (Ellobioidea), zu denen auch die Zwerghornschnecken (Carychiidae) gehören.


Cochlostoma septemspirale aus der Schweiz.
Bild: © Stefan Haller, (schneckenfoto.ch).
 
 
Cochlostoma henricae.
Bild: Helmut Nisters.

Walddeckelschnecken haben ein getürmtes, spitzes Gehäuse mit mehr oder minder gerundeten Umgängen und einer charakteristisch kreisrunden Mündung mit breiter Mündungslippe. Die Schalenoberfläche weist eine Oberflächenstruktur aus Rippen auf, deren Form und Dichte in ähnlicher Weise zur Bestimmung der Art heran gezogen wird, wie bei den Schließmundschnecken (Clausiliidae). Walddeckelschnecken sind getrennt geschlechtlich, ebenso wie die Landdeckelschnecken.

Systematik

Klasse: Gastropoda
Unterklasse: Orthogastropoda
Überordnung: Caenogastropoda
Ordnung: Architaenioglossa
Überfamilie: Cyclophoroidea
Familie: Cochlostomatidae Kobelt 1902

Taxonomie der Gastropoda: Klade Caenogastropoda: Cyclophoridae bzw. Cochlostomatidae.

Der Trivialname der Gruppe ist nicht allgemein einheitlich - anstatt des früher gebräuchlichen Namens "Kleine Turmdeckelschnecken" schlägt Mollbase "Walddeckelschnecken" vor, da auch die bekannteste Art, Cochlostoma septemspirale, als Walddeckelschnecke bezeichnet wird. Ebenfalls gebräuchlich war einmal die Bezeichnung "Kreismundschnecken", was aber auf mehrere Schneckengruppen mit einer kreisrunden Mündung zutrifft, unter diesen auch die Landdeckelschnecken.

 
Cochlostoma septemspirale, aus dem Salzkammergut.
Bild: Martina Eleveld.

Man unterscheidet heute drei Untergattungen, neben Cochlostoma Jan 1830 sind dies Turritus Westerlund 1883 und Obscurella Clessin 1889.

Mollbase: Cochlostomatidae.

Kleine Walddeckelschnecke - Cochlostoma (Cochlostoma) septemspirale (Razoumowsky 1789)


Cochlostoma septemspirale aus der Schweiz.
Bild: © Stefan Haller, (schneckenfoto.ch).
 

Beschreibung: Die Kleine Walddeckelschnecke besitzt ein hell grau-braunes Gehäuse mit drei längs verlaufenden Reihen rotbrauner Flecken. Die Oberfläche des Gehäuses weist 6 Quer-Rippen je Millimeter auf. Die Schalenmündung ist innen weiß. Der Schalendeckel (Operculum) ist hornig und biegsam.

Es gibt keinen nennenswerten Geschlechtsdimorphismus. Der Fuß des Tieres ist ungeteilt.

Bild von Cochlostoma septemspirale von Stefan Haller.

Maße: H: 6,7 - 10,2 mm; B: 3,2 - 4,4 mm; U: 7 - 10. Information: Abkürzungen

Lebensweise und Verbreitung: Die Kleine Walddeckelschnecke lebt auf Kalkboden, an Felsen und Bäumen, bei Trockenheit unter Laub und Geröll. Das Tier kriecht recht langsam, ist sehr scheu und nur bei feuchter Witterung aktiv. Bei Trockenheit verschließt es den Deckel. Bei feuchtem Wetter kann die Kleine Walddeckelschnecke bis zu 2 m an Bäumen empor klettern. Cochlostoma septemspirale lebt von Pflanzenresten und weidet Algen von Steinen und Baumrinde.

Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich von den Pyrenäen über Südeuropa und Süddeutschland bis auf den mittleren Balkan. Im Gebirge tritt die Kleine Walddeckelschnecke bis in einer Höhe von 2100 m NN auf. In Deutschland ist Cochlostoma septemspirale im Oberrheingebiet, in Südostbayern, bei Kelheim an der Donau und an der untersten Altmühl anzutreffen.

In Österreich unterscheidet man zwei Unterarten von Cochlostoma septemspirale, nämlich C. s. septemspirale (Razoumowsky 1789) und C. s. heydenianum (Clessin 1879).

Francisco Welter-Schultes: Cochlostoma septemspirale species homepage.

Die Walddeckelschnecken (Cochlostomatidae) Österreichs

Cochlostoma (Cochlostoma) septemspirale septemspirale (Razoumowsky 1789)
Cochlostoma (Cochlostoma) septemspirale heydenianum (Clessin 1879)
Cochlostoma (Cochlostoma) henricae henricae (Strobel 1851)
Cochlostoma (Cochlostoma) henricae huettneri (A. J. Wagner 1895)
Cochlostoma (Turritus) anomphale Boeckel 1939
Cochlostoma (Turritus) gracile stussineri (A. J. Wagner 1897)
Cochlostoma (Turritus) nanum (Westerlund 1879)
Cochlostoma (Turritus) tergestinum (Westerlund 1878)
Cochlostoma (Turritus) waldemari (A. J. Wagner 1897)

Quelle: Wolfgang Fischer et al.: Checklist of Austrian Mollusca.


Mit Bildern von Stefan Haller:
http://www.schneckenfoto.ch.