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Kleiner Leberegel (Dicrocoelium lanceolatum)

 

Der Kleine Leberegel oder Lanzettegel (Dicrocoelium lanceolatum oder syn. dendriticum) zeigt wie andere Saugwürmer einen Generationswechsel mit mehreren Wirtswechseln. Endwirt sind Schafe oder Ziegen, mit deren Kot die Eier des Leberegels auf Pflanzen verteilt werden, an denen auch Schnecken sitzen.

Generationswechsel des kleinen Leberegels.

 
Östliche oder weiße Heideschnecke (Xerolenta obvia) an einem
Maschendrahtzaun in Wien. Bild: Robert Nordsieck.

Diese Schnecken nehmen beim Fressen an den Pflanzen auch die Eier des Leberegels auf. In der Verdauungsdrüse der Schnecken schlüpft die erste Larvengeneration des Leberegels aus dem Ei. Diese so genannten Miracidien sind sehr einfach gebaut und besitzen einen Wimperkranz, mit dem sie schwimmen können.

In der Schnecke entwickelt sich das nächste Larvenstadium, das bereits dem erwachsenen Leberegel im Körperbau ähnelt und zusätzlich einen Ruderschwanz besitzt. Die Cercarien bilden Überdauerungsstadien (Cysten), die von der Schnecke mit einer Schleimhülle umgeben und ausgeschieden werden.


Rote Waldameise (Formica rufa). Bild: Richard Bartz.

Ameisen fressen die Schleimballen und werden von den Cercarien befallen. Die Cercarien wachsen im Hinterleib der Ameisen heran und wandern in ihren Kopf. Dort befallen sie das Nervensystem und bewirken so bei der Ameise eine Verhaltensänderung: Die Ameise krabbelt nun ganz ameisenuntypisch an einem Grashalm empor und beißt sich dort fest.

Weidende Schafe oder Rinder fressen das Gras mitsamt der Ameise und die Cercarien können sich im Endwirt – Schaf oder Rind – zu fertigen Leberegeln weiter entwickeln. Im Verdauungstrakt des Säugetiers findet eine sexuelle Fortpflanzung der Leberegel und eine anschließende Eiablage statt. Die Eier des Leberegels werden mit dem Kot ausgeschieden und gelangen so wieder auf Pflanzen, von denen sie von Schnecken gefressen werden.

Als Zwischenwirte hat der Leberegel unterschiedliche Arten Wärme liebender und Trockenheit vertragender Schnecken, wie neben Helicella itala und Zebrina detrita auch Merdigera obscura, Candidula sp. (eine andere Heideschnecken-Gattung), Granaria frumentum, Euomphalia strigella und Monacha cartusiana (vgl.: Jaeckel, S.H.: "Praktikum der Weichtierkunde", Berlin 1953, S. 74).

Dicrocoeliose (Wikipedia). Als Dicrocoeliose wird die parasitäre Erkrankung bezeichnet, die durch den Kleinen Leberegel verursacht wird. Sie gehört zu den Wurmerkrankungen (Helminthosen) und tritt vorwiegend bei Wiederkäuern auf, bisweilen aber auch bei anderen (Wild-)Tieren sowie Menschen.
Leberegel.de: Homepage von Dr. med. vet. Manfred Stein mit Informationen über Entwicklungszyklus, Diagnose und Behandlung der verschiedenen Erkrankungen, die durch Leberegel verursacht werden. Der Animal Health-Online Survey sammelt außerdem Informationen zu aktuellen Tiergesundheits-Themen in Zusammenarbeit mit Tierbesitzern, Landwirten und Tierärzten. Die Ergebnisse werden der Allgemeinheit online zur Verfügung gestellt.

Literatur: