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Heideschnecken (Geomitridae)

Helicellinae Ihering, 1909
 
Laubschnecken (Hygromiidae) I Laubschnecken (Hygromiidae) II Laubschnecken (Hygromiidae) III Heideschnecken (Geomitridae)

Systematik

Wie in der 2015 veröffentlichten Arbeit von Razkin et al. beschrieben, werden die Heideschnecken, darunter die in der Folge aufgeführten mitteleuropäischen Arten (s.u.), heute aufgrund molekular genetischer Erkenntnisse nicht mehr zu den Laubschnecken (Hygromiidae) gezählt, sondern bilden innerhalb der Familie Geomitridae mehrere Unterfamilien und Tribus. Die systematische Einteilung sieht dabei, wie folgt, aus:

Geomitridae C. R. Boettger, 1909

Unterfamilie Helicellinae Ihering, 1909
Tribus Cernuellini Schileyko, 1991
Gattung Cernuella Schlüter, 1838: Cernuella virgata (Da Costa 1778)
Tribus Helicellini Ihering, 1909
Gattung Helicella A. Férussac, 1821: Helicella itala (Linnaeus 1758)
Tribus Helicopsini H. Nordsieck, 1987
Gattung Helicopsis Fitzinger, 1833: Helicopsis striata (O. F. Müller 1774)
Gattung Xerolenta Monterosato, 1892: Xerolenta obvia (Menke 1828)

Quellen

Literatur

Östliche oder Weiße Heideschnecke - Xerolenta obvia (Menke 1828)


Östliche Heideschnecke (Xerolenta obvia).
Bild: Martina Eleveld.
  Östliche Heideschnecke (Xerolenta obvia)
Bild: Robert Nordsieck.
 
 
Verbreitungsgebiete der westlichen (gelb) und östlichen (rot)
Heideschnecke. Orange: Überlappendes Verbreitungsgebiet.
Quelle: Kerney et al. (1983). Bild: Robert Nordsieck.

Beschreibung: Das Gehäuse der östlichen oder weißen Heideschnecke (Xerolenta obvia) ist weiß, mit fein gestreifter bis rippenstreifiger Oberfläche. Die Bänder sind dunkelbraun bis fast schwarz und oft fleckig aufgelöst. Der Mundsaum der wenig schiefen und gerundeten Mündung ist gerade und scharf. Der Nabel nimmt etwa ¼ des gesamten Durchmessers der Schale ein, mit dem letzten Umgang nimmt sein Durchmesser zu.

Maße: B: 14 - 20 mm; H: 7 - 10 mm; U: 5 - 6. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Die östliche Heideschnecke lebt in Steppen und auf trockenen Grashängen, verbringt oft in großer Anzahl den Trockenschlaf in der Vegetation. Die Verbreitung von Xerolenta obvia erstreckt sich von Kleinasien über die östliche und mittlere Balkanhalbinsel und die Karpatenländer bis zu Südküste der Ostsee und nach Südostfrankreich. Die Westgrenze der Verbreitung verläuft in Deutschland auf einer Linie zwischen Heidelberg und Lübeck.

Wie auch andere Landschneckenarten ist auch die Weiße Heideschnecke ein wichtiger Zeigerorganismus für die Qualität ihres Lebensraums. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, dass Schnecken immer viel Feuchtigkeit brauchen, legen gerade die Heideschnecken Wert auf Trockenheit und Sonnenschein. Die Heideschnecken leiden daher unter der Zunahme von Busch- und Baumgesellschaften in ihren herkömmlichen Trockenlebensräumen. Im entstehenden kühleren Mikroklima können die Schnecken nicht überleben und sterben aus.

Unterscheidung: Von der folgenden Art unterscheidet sich Xerolenta obvia durch ihren engeren Nabel und die breitere Endwindung, die nicht deutlich zur Mündung hin absinkt.

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Westliche Heideschnecke - Helicella itala (Linnaeus 1758)


Westliche Heideschnecke (Helicella itala): Asturias, Spanien.
Bild: Miguel A. Casado (iNaturalist).
 
 
Westliche Heideschnecke (Helicella itala). Bild: Robert Nordsieck.

Beschreibung: Das Gehäuse der westlichen Heideschnecke (Helicella itala) gelblich gefärbt, mit blass braunen Bändern, die sich nicht so deutlich abzeichnen, wie bei der vorigen Art. Das Gewinde ist flach kegelförmig, die Mündung schief und quer oval. Seitlich und unten ist der Mundsaum erweitert. Der Nabel der Schale ist perspektivisch und nimmt etwa ein Drittel des Schalendurchmessers ein, er ist weiter als bei der vorigen Art.

Maße: B: 9 - 25 mm; H: 5 - 12 mm; U: 5½ - 6½. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Im Gegensatz zur östlichen Heideschnecke ist die westliche Heideschnecke feuchtigkeitsbedürftiger. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über ganz Westeuropa, im Norden bis nach Südskandinavien, im Osten bis Mitteldeutschland und das westliche Niederösterreich.

Unterscheidung: Die Sandheideschnecke ist deutlich kugeliger geformt, als die heimischen Heideschneckenarten. Helicella itala kann aber mit Cernuella neglecta verwechselt werden, die teilweise in den selben Lebensräumen in Deutschland vorkommt. Allerdings hat Helicella itala einen weiteren Nabel, eine flachere Oberseite und eine weniger runde Mündung.

Neben anderen Schneckenarten können Heideschneckenarten, wie Helicella itala als Zwischenwirt für den Kleinen Leberegel, Dicrocoelium lanceolatum, dienen.

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Sandheideschnecke - Cernuella virgata (Da Costa 1778)

  Sandheideschnecke (Cernuella virgata)
Sandheideschnecke (Cernuella virgata)
  Sandheideschnecke (Cernuella virgata)
Bilder: Robert Nordsieck.

Mittelmeer-Heideschnecke (Cernuella virgata): Balliang, Victo-
ria, Australien. Bild: Cathy Powers (iNaturalist).
 

Beschreibung: Die Sandheideschnecke oder Mittelmeer-Heideschnecke ist kugeliger als die zuvor beschriebene Art. Das Gewinde ist hoch und etwas gewölbt, die Oberfläche unregelmäßig rippenstreifig. Die Mündung ist kreisrund, der Nabel eng, oft von der im Spindelbereich umgeschlagenen Mündungslippe halb verdeckt. Farbe und Form der Schnecke sind sehr variabel: Das Gehäuse kann weißlich oder rötlich-gelb gefärbt sein, gewöhnlich mit dunkelbraunen Bändern, die unterbrochen oder in Flecken aufgelöst sein können.

Maße: B: 8 - 25 mm; H: 6 - 19 mm; U: 5 - 7. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Der Lebensraum der Sandheideschnecke sind Trockenbiotope, zum Beispiel in Küstennähe Dünenlandschaften. Das Verbreitungsgebiet der Art umfasst das Mittelmeergebiet ohne die levantinischen Küsten, sowie die atlantischen Küsten bis zu den Niederlanden, einschließlich der Britischen Inseln.

Im größten Teil ihres Verbreitungsgebietes ist die Sandheideschnecke sehr häufig. Möglichweise wurde sie zur Römerzeit in Britannien eingeschleppt, wo sie auf gut entwässerten Kalkböden lebt. Während sie im Süden und Osten Englands weit verbreitet und häufig ist, ist sie erst in jüngerer Zeit in Nordbritannien und in Irland (außer in der Gegend um Dublin) eingewandert, wo sie sich laufend weiter ausbreitet.

Die dargestellten Exemplare stammen allerdings von einem Standort bei Breitenlee bei Wien, wo sie in einem aufgelassenen Bahngelände (Ruderalfläche) eingeschleppt wurden. Auch in Deutschland ist die Sandheideschnecke, etwa im Ruhrgebiet und in Schleswig-Holstein, auf Industriebrachen eingeschleppt worden.

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Literatur

Gestreifte Heideschnecke - Helicopsis striata (O. F. Müller 1774)


Gestreifte Heideschnecke (Helicopsis striata): Burgenland,
Österreich. Bild: Alexander Mrkvicka (iNaturalist).
 

Beschreibung: Die Gestreifte Heideschnecke hat ein weißliches Gehäuse, das oft dunkle und unterbrochene Bänder aufweist. Die Oberfläche des Gehäuses ist kennzeichnend grob und unregelmäßig gerippt. Die einzelnen Umgänge des Gehäuses sind auf der Oberseite abgeflacht, aber seitlich gut gerundet. Die Naht zwischen den Umgängen ist mäßig tief und der Mündungsumgang senkt sich vor der Mündung leicht ab. Die Mündung ist gerundet und kann eine schwache Mündungslippe auf der Innenseite aufweisen. Der Nabel (Umbilicus) ist mäßig weit (ca. 1,5 mm) und kann bis zu einem Sechstel des Gesamtumfangs des Gehäuses einnehmen.

 
Gestreifte Heideschnecke (Helicopsis striata austriaca).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.
   
 
Lebensraum von Helicopsis striata austriaca.
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.

Von ähnlichen Arten unterscheidet sich die Gerippte Heideschnecke durch den Nabel, der kleiner ist als bei Trochoidea geyeri, und durch die Oberflächenstruktur, die bei Candidula intersecta weniger stark gerippt ist. Auch ist bei dieser Art die Mündungslippe stärker ausgebildet.

Mehr Bilder: Gestreifte Heideschnecke (Helicopsis striata austriaca).

Maße: B: 6-9 mm; H: 4.5 - 6.5 mm; U: 4 - 4½. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Die Gestreifte Heideschnecke ist eine Steppen-Art und lebt in trockenen und offenen Lebensräumen und ist oft auf kalkreichem Boden zu finden. Normalerweise kommt Helicopsis striata in naturbelassenen Lebensräumen, wie z.B. auf Grasland, vor, aber auch am Feldrand.

Die Gestreifte Heideschnecke kommt in ganz Europa zwischen dem Elsass und dem Saarland im Westen und Moldawien im Osten, sowie in der Ukraine und in der Türkei vor. In einem isolierten Gebiet kommt die Art auch in Schweden vor, ihr nördlichster Fundort.

Bemerkung: Man unterscheidet mehrere Unterarten dieser Art. Neben Helicopsis striata striata sind dies Helicopis striata austriaca in Österreich und Helicopsis striata hungarica in Ungarn. Dort sind diese Unterarten endemisch und entsprechend empfindlich gegen Umweltveränderungen, besonders durch die Zerstörung des Lebensraumes, als auch durch Chemikalieneinsatz durch die Landwirtschaft. Da die Art an den österreichischen und ungarischen Standorten teilweise dramatisch zurück gegangen ist (in Österreich war zeitweise nurmehr ein Standort mit lebenden Tieren bekannt), wird sie in Österreich als vom Aussterben bedroht (Critically Endangered CR) betrachtet ( vgl. Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).

Die Unterart Helicopsis striata austriaca wird von MolluscaBase i(s.u.) nzwischen als eigene Art geführt; MolluscaBase führt also neben der Nominat-Unterart Helicopsis striata striata nur noch Helicopsis striata hungarica als Unterart auf.

Links

Literatur

Letzte Änderung: 28.09.2025 (Robert Nordsieck).