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Schnirkelschnecken I: Ariantinae

  Schnirkelschnecken I: Ariantinae     Schnirkelschnecken II: Helicinae     Mediterrane Schnirkelschnecken (Helicidae)
         
   

Systematik

 
Baumschnecke  (Arianta arbustorum).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).

Klasse: Gastropoda
Unterklasse: Pulmonata
Überordnung: Eupulmonata
Ordnung: Stylommatophora
Unterordnung: Sigmurethra
Infraordnung: Arionoinei
Überfamilie: Helicoidea
Familie: Helicidae Rafinesque 1815

Quelle: Mollbase auf http://www.mollbase.de/list/.

Erklärung der Schalenmerkmale zur Bestimmung.

Die Schnirkelschnecken (Helicidae) sind die nächsten Verwandten der Weinbergschnecke (Helix pomatia). Die Vertreter dieser Familie zeichnen sich durch ein meist kugelig geformtes, manchmal auch abgeflachtes, Gehäuse aus, das nur in einigen wenigen Fällen über Zähne im Mündungsbereich verfügt. Schnirkelschnecken besitzen nur einen Liebespfeil, der bei der meist wechselseitigen Paarung zum Einsatz kommt (vgl. Fortpflanzung der
Weinbergschnecke
).

Während das natürliche Verbreitungsgebiet der Familie heute die gesamte westliche Paläarktis (vgl. Faunenprovinzen) umfasst, geht man davon aus, dass das ursprüngliche Verbreitungszentrum der Schnirkelschnecken in Südeuropa und den Ländern rings um das Mittelmeer zu suchen ist. Die Familie der Schnirkelschnecken wird in mehrere Unterfamilien eingeteilt, so die Unterfamilie Ariantinae mit der Baumschnecke (Arianta arbustorum) und ihren nächsten Verwandten, sowie die eigentlichen Schnirkelschnecken (Helicinae), zu denen unter anderem Weinbergschnecken, Bänderschnecken und ihre nächsten Verwandten gehören. Zu den eigentlichen Schnirkelschnecken gehören neben Helix pomatia auch noch eine größere Anzahl essbarer Schnecken, die zum Teil auch wirtschaftliche Bedeutung haben (vgl. Schneckenzucht).

Weinbergschnecke (Helix pomatia)
Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum)

In Amerika gibt es ursprünglich keine heimischen Schnirkelschnecken. Diejenigen Schnirkelschnecken, die in Amerika zu finden sind, unter anderem Helix pomatia, Cornu aspersum, Theba pisana und Cepaea nemoralis, sind sämtlich vom Menschen eingeschleppt worden.

Es gibt andererseits mehrere Familien aus der Überfamilie Helicoidea, zu der auch die Schnirkelschnecken gehören, die in Amerika heimisch sind, darunter Helminthoglyptidae, Monadeniidae, Pleurodontidae und Polygyridae.

Hartmut Nordsieck: "Higher classification of Helicoidea (Gastropoda: Stylommatophora) and the molecular analyses of their phylogeny", Part 1: Classification. (Abgerufen 03.12.2010).

Schnirkelschnecken (Helicidae) - Systematische Übersicht.

Unterfamilie Ariantinae

Im Gegensatz zu den übrigen Schnirkelschnecken sind die Jungtiere der Unterfamilie Ariantinae manchmal behaart. Der Liebespfeil weist keine Krone auf und besitzt eine zweischneidige, lanzettförmige Klinge (siehe auch: Koene, J.M. 2005).

Koene, J.M. 2005. Love darts of land snails. Invertebrate Biology 124: 1 (PDF, 1537Kb).

Baumschnecke - Arianta arbustorum (Linnaeus 1758).


Baumschneckenpaarung (Arianta arbustorum).
Bild: Robert Nordsieck.
 
   
Bild: Helmut Nisters.

Beschreibung: Die Baumschnecke hat ein kugeliges Gehäuse mit einem kegelförmig erhobenen Gewinde, das meist kastanienbraun gefärbt ist, strohgelbe Flecken und ein dunkles Band aufweist. Der Nabel ist meist vollständig vom Spindelumschlag der deutlichen weißen Mündungslippe verdeckt.

Arianta arbustorum ist eine der variabelsten Schneckenarten: Es gibt zahlreiche unterschiedliche geographische Rassen, Tal- und Bergformen. Ähnlich, wie bei den Bänderschnecken führte auch bei der Baumschnecke die Auslese durch Drosseln zu einer Verteilung unterschiedlich aussehender Gehäuse abhängig von Untergrund und Vegetation.

Bei der Kopulation wird aus dem Geschlechtsvorhof ein besonderes Reizorgan ausgestülpt.

Maße: B: 14 - 28 mm; H: 10 - 22 mm; U: 5 - 6. Information: Abkürzungen

 
Alpen-Baumschnecke  (Arianta arbustorum alpicola).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).

Lebensraum und Verbreitung: Trotz ihres Namens kommt die Baumschnecke in Wäldern, wie in offenen Biotopen vor. Im Gebirge steigt sie bis auf 2700 m NN auf, sie bevorzugt feuchte Habitate. Die Art ist in Nordwest- und Mitteleuropa, einschließlich der Alpen und den Karpaten verbreitet. Von den spanischen Ostpyrenäen kommt sie bis nach Norwegen und Island vor. In Irland nur im Norden der Insel, im nördlichen Ostseegebiet kommt sie nur in Küstennähe vor. In zerstreuten Vorkommen ist die Baumschnecke im Osten bis in die Westukraine zu finden.

Riesenformen der Baumschnecke sind unter anderem in der Oberrheinischen Tiefebene im Löss zu finden. Diese wachsen bis fast 30 mm Schalenhöhe heran.

Variationen der Baumschnecke (Arianta arbustorum).

Alpen-Baumschnecke - Arianta arbustorum alpicola (A. FÉRUSSAC 1821)

In den Alpen ist eine Rasse der Baumschnecke zu finden, die sich von der Grundform durch eine deutlicher gerippte Gehäuseoberfläche und eine meist hellere Farbe unterscheidet, so dass der dunkle Streifen deutlich kräftiger sichtbar wird.

Maße: B: 16 - 18 mm; H: 12 - 13 mm. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Die Alpen-Baumschnecke bewohnt naheliegenderweise hohe Lagen, ist aber auch in tiefen Tälern zu finden, auf Wiesen und an Wegrändern. Sofern dort Gletschermoränen vorhanden sind, tritt Arianta arbustorum alpicola auch am Fuß der Alpen auf. Dies spricht für eine Entstehung der Rasse im Verlauf der Eiszeiten. Die Rasse ist im ganzen Alpenraum verbreitet. Die Alpen-Baumschnecke ist aber nicht ausschließlich eine Hochgebirgsform, sondern vielmehr eine Wiesen- und Grasform, die auch im Löss zu finden ist. Strohgelbe und festschalige Formen treten auf Kalkboden (z. B auch in den Tälern der Schwäbischen Alb) auf, auf Moorböden des Alpenvorlandes treten braune und dünnschalige Formen auf. Auf Alpenweiden sind die kleinsten Formen von Arianta arbustorum alpicola, bis 10 mm Gehäusehöhe, zu finden, so z.B. im Sertigtal in Graubünden (Schweiz).

Arianta stenzii (Rossmässler 1835)


Arianta stenzii. Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.
 

Im südlichen Österreich kommt eine weitere Verwandte der Baumschnecke vor, bei der sich die Wissenschaft noch nicht ganz klar ist, ob es sich um eine eigene Art oder eine Unterart von Arianta arbustorum handelt. Das Gehäuse von Arianta stenzii ähnelt dem von Arianta arbustorum, ist allerdings dünnwandiger, etwas flacher gedrückt. Die Gehäuse-Oberfläche weist deutliche Querstreifen auf. Gelbe Flecken auf der Gehäuse-Oberfläche verschmelzen zwar oft zu bänderähnlichen Mustern, aber ein deutliches Längsband fehlt bei Arianta stenzii. Der Nabel ist offen. Der Weichkörper der Schnecke ist gelblich oder rötlich braun.

Maße: H: 13 - 18 mm; B: 21 - 29 mm. Information: Abkürzungen

Francisco Welter-Schultes: Arianta stenzii species homepage.

Steinpicker - Helicigona lapicida (Linnaeus 1758)

 
Steinpicker (Helicigona lapicida) auf der Schwäbischen Alb.
Bild: Robert Nordsieck.
 
Steinpicker in Graubünden, Schweiz. Beachte die unterschied-
liche Färbung! Bild: © Roland Bodenmann.

Beschreibung: Steinpicker besitzen ein charakteristisches linsenförmiges Gehäuse mit einem deutlich erkennbaren Kiel. Das Gehäuse hat eine graubraune Farbe mit verschwommenen rotbraunen Flecken. Die Mündung ist aufgrund der Gehäuseform sehr schief, mit flacher, weißer Mündungslippe. Der Mundsaum ist abgelöst und stark erweitert. Der Nabel ist weit und offen.

Die charakteristische Gehäuseform ermöglicht es der Schnecke, sich bei Trockenheit in Risse und Spalten in den Felsen und Baumstämmen, an denen sie lebt, zurück ziehen zu können.

Maße: B: 12 - 20 mm; H: 7 - 9mm; U: 5 ½. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Beschattete Felsen und Mauern (vor allem mit Efeu bewachsene), auch an Baumstämmen, besonders an Buche, Hainbuche und Bergahorn. Der Steinpicker ist vor allem im Hügelland und in Bergwäldern West- und Mitteleuropas verbreitet.

Er kommt von Mittelportugal bis Mittelskandinavien vor, ist in Großbritannien bis nach Südschottland verbreitet. In Südirland kommt die Schnecke als Relikt der nacheiszeitlichen Wärmezeit vor, in den Alpen nur nördlich des Hauptkamms, im Osten bis in den polnischen Jura und die Westkarpaten.

Zylinder-Felsenschnecke - Cylindrus obtusus (Draparnaud 1805)


Zylinder-Felsenschnecke (Cylindrus obtusus).
 
Bilder: Martina Eleveld.
 

Beschreibung: Die Zylinder-Felsenschnecke hat für eine Schnirkelschnecke eine ungewöhnliche Gehäuseform: Während Jungtiere zunächst kegelig sind, ist das Gehäuse bei der ausgewachsenen Schnecke zylindrisch - tonnenförmig. Vom kugelig gerundeten Apex aus sind die ersten Windungen hornbraun und durchscheinend, die späteren Windungen hingegen sind hell blaugrau und undurchsichtig. Die Naht zwischen den Windungen ist deutlich sichtbar. Die Gehäuseoberfläche ist schwach gestreift. Die Gehäusemündung ist nahezu elliptisch, der Spindelrand ist gerade, der Außenrand gerundet. Der dunkelgraue Weichkörper der Schnecke ist schlank und relativ klein.

Maße: H: 11 - 14 mm (max. 17 mm); B: 4 - 6 mm (max. 7 mm); U: 7 - 8. Information: Abkürzungen

 
Zylinder-Felsenschnecke (Cylindrus obtusus).
Bild: Martina Eleveld.

Lebensraum und Verbreitung: Cylindrus obtusus ist eine feuchtigkeitsliebende Schnecke, die die Sonne meidet. Sie lebt auf Kalkböden in der Krummholz- und Alpenrosenzone. Während die Art zwar örtlich in großer Zahl vorkommt, ist sie sehr ortstreu (geringe Vagilität), die Tiere legen bei feuchtem Wetter nur einige Zentimeter am Tag zurück.

Wie die Ostalpen-Haarschnecke (Trochulus oreinos) ist auch die Zylinder-Felsenschnecke ein österreichischer Endemit der Ostalpen, der auf den Kalkgipfeln zwischen Schneeberg und Hohen Tauern vorkommt. Bisher sind fast 250 Standorte in Salzburg, Osttirol und Kärnten gemeldet worden. Cylindrus obtusus ist ein Eiszeit-Relikt, das in unvergletscherten Inseln die Eiszeit überlebt hat. Auf nordexponierten Hängen kommt die Zylinder-Felsenschnecke oberhalb von 1500 m NN. vor, auf südexponierten Hängen bis in einer Höhe von 2650 m NN.

Bemerkung: Eine Gefährdung der Zylinder-Felsenschnecke besteht wahrscheinlich in der globalen Erwärmung, da die Art keine Möglichkeit hat, in höhere Lagen auszuweichen. Auch würde die geringe Vagilität der Tiere verhindern, dass diese günstigere Lebensräume aufsuchen.

Systematik: Äußerlich ähnelt die Zylinder-Felsenschnecke einer Fässchenschnecke (Orculidae) oder Vielfraßschnecke (Enidae). Draparnaud beschrieb die Art 1805 als Pupa obtusata und nahm aufgrund des ähnlichen Gehäuses eine Verwandtschaft zu den Puppenschnecken (Pupillidae) an. Wie Martens erst 1895 veröffentlicht hat, gehört die Art tatsächlich aber, trotz der ungewöhnlichen Schalenform, zu den Schnirkelschnecken (Helicidae) und dort zur Unterfamilie Ariantinae, am nächsten ist sie also verwandt mit Baumschnecken (Arianta arbustorum) und Steinpickern (Helicigona lapicida).

Über den Gattungsnamen Cylindrus gibt es in letzter Zeit Diskussion: Dieser Gattungsname durch Cylindrus Batsch 1789 - eine Gattung der Kegelschnecken (Conidae), bereits vorbelegt (präokkupiert). Somit fordern manche Autoren, die Gattung Cochlopupa Jan 1830 zu nennen.

Links und Literatur:

Felsenschnecken - Chilostoma Fitzinger 1833

Felsenschnecken sind mittelgroße Schnecken mit einem mehr oder weniger flachen runden Gehäuse, dessen Umgänge mehr oder weniger gerundet sind. Ihr Verbreitungsgebiet der Felsenschnecken erstreckt sich von den Pyrenäen bis in die Alpen. Die Gattung Chilostoma wird in mehrere Untergattungen unterteilt, einige Arten zudem in mehrere Unterarten, die für Nicht-Fachleute nur schwer zu unterscheiden sind.

Mehr über Felsenschnecken.

Maskenschnecke - Isognomostoma isognomostomos (Schröter 1784)

Hinter der Schneckenart mit dem wahrscheinlich längsten Namen der einheimischen Schneckenfauna verbirgt sich eine erstaunlich aussehende Schnecke, der man ihre Verwandtschaft mit Baumschnecken und Steinpickern nicht auf den ersten Blick ansieht.

Mehr über die Maskenschnecke.

Fortsetzung

Teil 2: Unterfamilie Helicinae.
Teil 3: Mediterrane Schnirkelschnecken (Helicidae).