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Die skalaride Schale

Siehe auch: Die Evolution der Weichtierschale.
Die Schale der Weinbergschnecke.


Normale und skalaride Schale im Vergleich: Cepaea nemoralis.
Bild: Gudrun Ruf.
 
 
Strauchschnecke (Fruticicola fruticum) mit skalarider Schale.
Bild: Silvia und Christian Bauer.
   
 
Weinbergschnecke mit skalarider Schale - eine ungefährliche
Missbildung. Bild: Claudia Horstmann.

Grundsätzlich ist das Verhältnis von Höhe zu Breite einer Schneckenschale weitgehend spezifisch für eine bestimmte Schneckenart. So wird die Schale einer Weinbergschnecke ungefähr ebenso breit, wie hoch, in einer Größenordnung zwischen 30 und 50 mm (vgl. auch "Bestimmung nach Schalenmerkmalen").

Es kommt jedoch bei Schnecken eine Form der Schalenmissbildung vor, bei der die Schale untypischerweise viel höher ist, als im Normalfall. Ihre Windungen sind nicht so eng gewunden, wie bei normaltypischen Schnecken, sondern entlang der Schalenlängsachse gestreckt und gegeneinander treppenartig abgesetzt, so dass sich keine Naht zwischen den Windungen bildet.

Nach dem lateinischen "scala" für Treppe nennt man diese Schalenmissbildung eine skalaride Schale.

Außer bei Weinbergschnecken kommt sie auch bei anderen Schneckenarten vor, selbst bei verschiedenen Meeresschneckenarten. Für die Schnecke stellt ihre fehlgeformte Schale kein gesundheitliches Problem dar, sie ist ebenso lebensfähig, wie eine normaltypische Schnecke.

Es ist bis jetzt nicht bekannt, wie die skalaride Fehlbildung einer Schnecke entsteht. Während Geyer 1927 schrieb "durch eine von außen veranlasste Störung der Naht", so spricht viel dafür, dass es sich um eine genetische Fehlentwicklung handelt, aufgrund derer Mantel und Eingeweidesack nicht eng gewunden wachsen, sondern gestreckt und als Folge dessen auch die Schale turmähnlich treppenartig gewunden wächst.

Clessin führte 1873 die skalaride Fehlbildung einer Schnecke auf Verletzungen im frühesten Jugendalter zurück. Oldham (1931) erforschte parasitische Milben als Ursache für skalaride Fehlbildungen bei der Baumschnecke (Arianta arbustorum). Nach Moor (1983), Zuykov et al. (2011, 2012) und Clewing et al. (2015) können skalaride Fehlbildungen auch auf ungünstige Lebensbedingungen zurückzuführen.

Schließlich besteht auch noch die Möglichkeit einer Mutation. Jedoch fehlen noch Informationen, welcher Art diese Mutation sein müsste. Doležal und Juřičková konnten allerdings in einem Experiment nachweisen, dass die skalaride Fehlbildung der Schale bei der Gefleckten Weinbergschnecke (Cornu aspersum) nicht weitervererbt wird (alle 61 untersuchten Nachkommen skalarider Schnecken hatten normal geformte Gehäuse) und dass außerdem skalaride Landschnecken keine Probleme haben, sich fortzupflanzen.

Siehe auch:

Literatur: