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Weichtiere mit Migrationshintergrund (Neobiota)

Keineswegs alle Weichtierarten, die wir aus der heimischen Fauna kennen, sind auf natürlichem Weg hier entstanden. Die Rolle so genannter nicht heimischer Arten, die zum Teil durch den Menschen eingeschleppt wurden, ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen in der Wissenschaft. Zum einen sind ihre Auswirkungen auf die heimische Ökologie von Bedeutung - nicht heimische Arten haben oftmals keine natürlichen Feinde und können sich daher ungehindert und oft auf Kosten der einheimischen Fauna ausbreiten, zum anderen können diese Arten, selbst Weichtiere, ernst zu nehmende Auswirkungen auf die Wirtschaft haben.

Gemeinhin bezeichnet man nicht heimische Arten, die in der Zeit vor der Entdeckung Amerikas 1492 eingeführt wurden, als Archäozoen, später eingeführte Arten hingegen als Neozoen. Man unterscheidet grundsätzlich Neozoa, also neu eingeführte Tierarten, und Neophyta, also neu eingeführte Pflanzenarten. Diesen kann man auch noch Neomycota, also neu eingeführte Pilzarten, hinzufügen und spricht dann zusammenfassend von Neobiota, neu eingeführten Lebensformen. Für Deutschland gibt das Bundesamt für Naturschutz 83 Neozoenarten unter den Weichtieren an, von denen 40 etabliert, d.h. ein fester Bestandteil der einheimischen Fauna, sind.

Die Weinbergschnecke - ein Archäozoon


Weinbergschnecke (Helix pomatia). Bild: Robert Nordsieck.
 

Ein klassisches Beispiel für ein Archäozoon ist in weiten Teilen ihres heutigen Verbreitungsgebietes die Weinbergschnecke (Helix pomatia). In Mitteleuropa ist sie wahrscheinlich schon kurz nach der letzten Eiszeit eingewandert oder wurde eingeschleppt, nachdem der Mensch begonnen hatte, die ausgedehnten europäischen Waldgebiete, die große Teile Europas bedeckten, zu roden, um Ackerflächen zu schaffen. Später wurden Weinbergschnecken vor allem durch die Römer auf dem ganzen Gebiet ihres Imperiums verbreitet. Antike Küchenabfälle zeugen von der Vorliebe der Römer für die Schnecken, die sie mitnahmen, wie sich ihr Imperium zunehmend ausbreitete. Auf den Britischen Inseln wurde die Weinbergschnecke nachweislich von den Römern eingeführt und heißt daher auch immer noch "Roman snail", die römische Schnecke.

Die gefleckte Weinbergschnecke auf dem Weg zur weltweiten Verbreitung

 
Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum) aus Katalo-
nien. Bild: Ferrean Turmo Gort (Quelle).

Ein Verwandter der Weinbergschnecke, die gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum) wurde auf den britischen Inseln wahrscheinlich schon früher, zur Keltenzeit, eingeführt.

In vielen anderen Teilen der Welt ist die gefleckte Weinbergschnecke aber ein Neozoon. Die zunehmende Globalisierung des Handels hat dazu geführt, dass diese Schneckenart mit Lebensmitteltransporten aus dem Mittelmeerraum fast auf der ganzen Welt verbreitet wurde. Hinzu kam bei der gefleckten Weinbergschnecke ihre nicht unwesentliche Bedeutung als einzige wirtschaftlich wichtige Schneckenart. In Frankreich wird fast ausschließlich der "Escargot petit gris" gezüchtet und nicht nur Napoleons Truppen auf ihren Märschen trugen zur Verbreitung dieser Schnecken als Nahrungsmittel bei. Die nahezu ubiquitäre gefleckte Weinbergschnecke ist also wirklich eine "common snail", einer der gebräuchlichen englischen Trivialnamen für die Art. Zumindest in Europa kann man aber weder die Weinbergschnecke, noch die gefleckte Weinbergschnecke, als Schädlinge betrachten. Wohl ist dies aber beispielsweise in Nordamerika der Fall, wo Cornu aspersum in den Monokulturen der Plantagen sehr wohl zum Schädling werden kann und daher entsprechend verfolgt wird.

Die spanische Wegschnecke - der "Meister der wirksamen Verbreitung"


Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris).
Bild: Robert Nordsieck.
 

Der wahrscheinlich bekannteste Schädling aus der Gruppe der Neozoen in Europa ist die spanische Wegschnecke, Arion vulgaris, meist bekannter unter seinem veralteten Namen Arion lusitanicus. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts hat sich diese Nacktschneckenart in atemberaubender Geschwindigkeit durch ganz Europa ausgebreitet, dabei die einheimischen Nacktschneckenarten, wie die rote Wegschnecke (Arion rufus) und die schwarze Wegschnecke (Arion ater) verdrängt, da sie sich viel schneller und viel stärker vermehrt (ein Gelege einer spanischen Wegschnecke kann etwa 400 Eier umfassen), aber auch, indem sie andere Schnecken schlicht und ergreifend frisst (eine Erkenntnis, die man erst in jüngerer Zeit gewonnen hat), möglicherweise sogar, indem sie sich mit den einheimischen Arten paart, zu Bastardierung führt und so die einheimischen Wegschneckenarten "wegzüchtet".

An der spanischen Wegschnecke kann man sehr gut sehen, welche Auswirkungen die Ankunft eines Neozoons auf die Landwirtschaft haben kann, die bei aller ökonomischen Stabilität der westlichen Staaten sehr verletzlich gegenüber Veränderungen im ökologischen Gefüge ist. Man nimmt an, dass die spanische Wegschnecke, ebenso, wie viele andere Schneckenarten, ursprünglich mit Lebensmitteltransporten von der Iberischen Halbinsel eingeschleppt wurde. 1972 tauchte sie so zum ersten Mal in Österreich auf.

Im Gegenzug ist ein großer Teil der Nacktschneckenarten im Nordwesten der USA und im nahen Kanada eingeschleppte Arten aus Europa.

 
Tigerschnegel (Limax maximus). Bild: Robert Nordsieck.

Die zunehmende Entfernung von Landwirtschaft und Gartenbau von der Natur in moderner Zeit hat beide auch der meisten ihrer natürlichen Verbündeten beraubt. Kröten, Schlangen, Blindschleichen und Igel, die Schnecken im Zaum halten, sind selten geworden. Das Ausbringen von Schneckengiften als letzte Maßnahme vergiftet wahllos auch nützliche Schneckenarten. Neuere Forschungen haben ergeben, dass gerade einige einheimische Schneckenarten zur Regulierung der spanischen Wegschnecke beitragen könnten. Zu diesen gehören der heimische Tigerschnegel (Limax maximus), der als Kulturfolger ohnehin schon in Gärten und Kellern vorkommt, und die ebenfalls, aus dem Osten, eingewanderte Wurmnacktschnecke, Boettgerilla pallens. Schneckengift kennt jedoch keinen Unterschied zwischen verschiedenen Arten, nützlich oder schädlich.

Die Wandermuschel - Nomen est Omen.


Zebramuschel-Kolonie am Seeboden (Dreissena polymorpha).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).
 

Ein anderer verbreitungsfreudiger Schädling, diesmal aus dem Osten, ist eine Muschelart. Die Wandermuschel (Dreissena polymorpha) bildet, anders als die meisten einheimischen Süßwassermuscheln, Byssusfäden, wie eine Miesmuschel. Als Ende des 18. und während des 19. Jahrhunderts in Europa viele Kanäle gebaut wurden, konnte sie sich aus der Nähe des Schwarzen Meers in ganz Europa verbreiten, wo sie sich an Schiffen hängend über die Flüsse weiter ausgebreitet hat. Besonders das so genannte Bilge-Wasser, das sich im Rumpf der Schiffe ansammelt und regelmäßig abgepumpt wird, erweist sich dabei als ein sehr wirksamer Verbreitungsvektor für eingeschleppte Tierarten, die so in fremde Gewässer entlassen werden. Wandermuscheln siedeln sich überall an, auf Steinen, Flussmauern, selbst auf anderen Muscheln, die sich anschließend bei massivem Befall durch ihre filternde Ernährung mit Sediment bedecken und ersticken können. Für den Menschen am problematischsten sind Wandermuscheln dann, wenn sie Rohrleitungen verstopfen und so zum Ausfall von Anlagen in Flussnähe führen können.

Nur wenige gebietsfremde Arten gefährden allerdings in dieser Form die einheimische biologische Vielfalt und werden daher als invasiv bezeichnet. Meist geschieht dies dann, wenn die einheimische Fauna ohnehin bereits geschwächt ist (heute vor allem durch die Beeinträchtigung der Umwelt und die Zerstörung von Lebensräumen). Besonders extrem gestalten sich die Auswirkungen invasiver Arten auch in ungeschützten Insel-Ökosystemen, wie dies zum Beispiel bei der rosigen Wolfsschnecke (Euglandina rosea) auf den pazifischen Inseln Hawaiis, der Marianen und Polynesiens geschehen ist.

Die neuseeländische Zwergdeckelschnecke - Nutznießer veränderter ökologischer Bedingungen

 
Potamopyrgus antipodarum.
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.

Ein Neozoon, das in besonderer Art und Weise die Schwächung der einheimischen Fauna ausnutzt, ist die neuseeländische Zwergdeckelschnecke (Potamopyrgus antipodarum). Diese kleine Wasserschnecke, die mit den einheimischen Quellschnecken verwandt ist, ist anderes als diese, nicht bedroht, sondern vielerorts in der Ausbreitung begriffen. Potamopyrgus antipodarum wurde gegen Ende des 19. Jahrhundert aus Neuseeland mit Schiffen nach England eingeschleppt und hat sich von dort in viele europäische Gewässer ausgebreitet. Zum einen vermehrt sich die Art zu einem großen Teil parthenogenetisch - man ging sogar eine große Zeit davon aus, dass sie sich ausschließlich durch Selbstbefruchtung vermehrt. Dies ist natürlich biologisch fast unmöglich und wurde auch inzwischen dadurch entkräftet, dass man Männchen der Art gefunden hat. Außerdem vermehrt sich die Neuseeländische Zwergdeckelschnecke auch dort, wo die Nährstoffbelastung durch Überdüngung das Leben für viele empfindlichere Weichtierarten unmöglich macht. Als Schädling kann man Potamopyrgus antipodarum nicht eigentlich bezeichnen, allerdings ist die Art sehr wohl ein Anzeiger für die schwindende Wasserqualität und natürlich verändert sich durch ihre Zunahme das ökologische Gefüge stark.

Die chinesische Körbchenmuscheln


Körbchenmuschel (Corbicula fluminea).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).
 

Körbchenmuscheln (Corbicula fluminalis und Corbicula fluminea) gehören zu den neuesten einheimischen Neobiota. Erst in den 80er Jahren wurden die ersten Exemplare dieser ursprünglich aus Ostasien stammenden Muscheln in Europa nachgewiesen. In Amerika tauchten sie bereits in den 20er Jahren auf, eingeschleppt wahrscheinlich als Nahrungsmittel von ortsansässigen Chinesen. Körbchenmuscheln sind aber auch beliebte Aquarienmuscheln, wurde also wahrscheinlich auch von Aquarienbesitzern ausgesetzt.

Körbchenmuscheln sind auf dem Weg, sich zu einer invasiven Art zu entwickeln, denn wo sie in geringen Zahlen leben, richten sie keinen großen Schaden an, allerdings können sie in großen Zahlen (aus den USA sind z.T. hundertfache Zuwachsraten der Muschel bekannt geworden, die sich selbst befruchten kann) sehr wohl negative Auswirkungen auf ihre Umgebung haben: Körbchenmuscheln verstopfen, wie Wandermuscheln, Wasserrohre, aber bedeutender sind wahrscheinlich ihre ökologischen Auswirkungen: Sie verdrängen die ohnehin schon geschwächten Populationen einheimischer Muscheln, indem sie sie überwachsen und ihre Ausscheidungen haben in amerikanischen Seen bereits zu einer Algenblüte geführt, haben also die gleichen Auswirkungen, wie Überdüngung.

Ähnlich, wie bei der neuseeländischen Zwergdeckelschnecke, ist auch bei den Körbchenmuscheln ihre ökologische Anpassungsfähigkeit ihr größtes Potential. Körbchenmuscheln leben ursprünglich auch an Brackwasserstandorten, infolge dessen ist ihre Toleranz gegenüber dem Salzgehalt des Wassers mit bis zu 0,013%  relativ hoch. Auch der Temperaturbereich, in dem Körbchenmuscheln vorkommen, ist mit 2 bis 30 °C recht weit. Ihr größtes Potential dürfte aber ihre Vermehrungsfähigkeit sein, mit der sie die meisten einheimischen Muschelarten in den Schatten stellen.

Wien - die (neue) Heimatstatt der Neozoen

Neben den bereits genannten, großer Zahl und in einem weiten Gebiet vorkommenden Neozoen gibt es auch eine größere Anzahl erstaunlicher isolierter Vorkommen von Neozoen in Europa. So ist beispielsweise die Gegend um Wien Lebensraum für eine Anzahl von Neozoen, die weder irgendwo sonst in Österreich vorkommen, noch sonst in Mitteleuropa. Die gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum) kommt, wie bereits geschildert, andernorts in Europa sehr wohl in großer Zahl vor. Cornu aspersum ist aber eine ozeanische Weinbergschneckenart, die im Allgemeinen nahe der Küsten vorkommt, wo das Klima gemäßigt und ausgeglichen ist, mit warmen Sommern und milden Wintern. Der Standort bei Wien ist eigentlich für die gefleckte Weinbergschnecke viel zu weit östlich und deutlich zu kontinental. Dennoch gelingt es der Art, den Wiener Winter seit Jahren zu überleben. Eine weiteres um Wien lebendes Neozoon aus der Gruppe der Weinbergschnecken ist die gestreifte Weinbergschnecke (Helix lucorum), die eigentlich aus der Türkei stammt. Das Vorkommen bei Wien stellt ihren einzigen mitteleuropäischen Verbreitungsort dar. Etwas weiter nach Westen, in der Klausen-Schlucht bei Mödling in Niederösterreich, kommt ein weiteres Neozoon vor, diesmal eine Schließmundschneckenart, die bosnische Schließmundschnecke (Herilla bosniensis). Auch diese Schneckenart kommt außerhalb ihres eigentlichen Verbreitungsgebietes im ehemaligen Jugoslawien nirgends vor. In Wien-Simmering kommt auch, als einzigem Platz in Österreich, die kantige Laubschnecke (Hygromia cinctella) vor, ursprünglich aus dem nördlichen Mittelmeerraum stammend, besiedelt sie hier sonnige und trockene Wiesen und Gebüsche, Feldraine und Bahndämme.


Italienische Schließmundschnecke (Papillifera
papillaris
). Bild: Mauro Grano (Quelle).
 

Ebenso kommen am Burgberg von Donaustauf bei Regensburg mehrere österreichische Schneckenarten vor. Bei diesen, darunter die gerippte Bänderschnecke (Caucasotachea vindobonensis), deren Verbreitungsgebiet seine Westgrenze eigentlich westlich von Wien hat, weiß man allerdings, wie sie dorthin gelangt sind - im 19. Jahrhundert hatte ein ortsansässiger Pfarrer die Tiere aus Österreich mitgebracht und dort ausgesetzt. Ein ähnlicher Fall ist die Entdeckung der italienischen Schließmundschneckenart Papillifera papillaris auf dem Land von Cliveden House in Berkshire, England. Diese Schließmundschneckenart wurde tatsächlich aus Italien eingeführt, und zwar Ende des 19. Jahrhunderts mit einer Lieferung italienischer Steinbaukunst, die als Verzierung für das Hauptgebäude gedacht war. In den Ritzen der Steine hatten sich die Schließmundschnecken versteckt.

Gewächshausarten

 
Gewächshaus-Schnegel (Lehmannia valentiana) aus Victoria, Vancouver Island, British
Columbia, Kanada. Bild: Kristiina Ovaska, (Slugs and snails of British Columbia).

Grundsätzlich ist es für Neozoen, gerade aus wärmeren Teilen der Erde, sehr schwer, sich hierzulande dauerhaft in der Natur anzusiedeln. Zum einen ist es sehr unwahrscheinlich, dass die anfängliche Populationsgröße für ein Überleben der Art ausreicht, zum anderen ist der erste Winter meist auch der letzte. Dies erklärt die Anwesenheit einer Anzahl so genannter Gewächshausarten, wie beispielsweise der amerikanischen Art Zonitoides arboreus, die über große Teile Nordamerikas bis nach Mittelamerika verbreitet ist. Auf Deutsch wird diese vorwiegend auf importierten Pflanzen in Gewächshäusern vorkommende Art als Gewächshaus-Dolchschnecke bezeichnet. Mittlerweile sammeln sich allerdings die wissenschaftlichen Hinweise, dass es dieser Art gelingt, sich auch außerhalb von Gewächshäusern anzusiedeln. Aber Zonitoides arboreus ist ja auch keine tropische Schneckenart, die auch in Nordamerika in vielen unterschiedlichen Klimazonen vorkommt.

Dolchschnecken (Gastrodontidae).

Gewächshausarten sind aber auch zahlreiche Nacktschneckenarten, wie z.B. der Gewächshausschnegel (Lehmannia valentiana), ein Verwandter des einheimischen Baumschnegels (Lehmannia marginata), der ursprünglich aus Südosteuropa stammt, aber heute in Wien, Nieder- und Oberösterreich und in Salzburg zu finden ist. Überdies hat sich diese Nacktschneckenart auch nach Nordamerika und Australien ausgebreitet.

Das Überleben der Aquarienschnecken


Nadel-Kronenschnecke (Melanoides tuberculatus).
Bild: Dennis L.
 

Anders ist die Sachlage im Allgemeinen bei den zahlreichen Aquarienschneckenarten, die in heimischen Gewässern ausgesetzt werden. Das könnte erklären, warum die Nadel-Kronenschnecke (Melanoides tuberculatus) sowohl aus Österreich (Schönbrunn, Warmbad bei Villach und Bad Vöslau in Niederösterreich) nachgewiesen werden konnte, als auch aus Deutschland. Auch die amerikanische Posthornschnecke (Planorbella duryi), die äußerlich einer einheimischen Posthornschnecke ähnelt, dürfte vor allem von Aquarienbesitzern, bei denen vor allem die rosafarbenen Exemplare beliebt sind (viele Posthornschnecken besitzen Hämoglobin und haben daher rotes Blut) ausgesetzt worden sein. Heute kommt sie beispielsweise in Baden bei Wien, im Warmbad Villach und in Dornbirn vor. Gleiches gilt für die Apfelschnecke (Pomacea bridgesi).

Sicher keine Aquarienschnecken sind hingegen die besonderen anderen Schneckenarten, die etwa in den warmen Quellen von Bad Vöslau und Bad Fischau in Niederösterreich vorkommen. Schnecken wie die Thermen-Pechschnecke (Esperiana daudebartii acicularis), die Thermen-Kahnschnecke (Theodoxus prevostianus) und die Thermen-Quellschnecke (Bythinella pareyssii) sind wahrscheinlich Relikte aus den warmen Zwischeneiszeiten, die seither in diesen warmen Quellen überleben.

Grundsätzlich sind die Überlebenschancen tropischer Aquarienschneckenarten natürlich deutlich besser, als die von Landschnecken. Die meisten Gewässer sind aus Gründen wirtschaftlicher Nutzung (z.B. Ableitung verbrauchten Kühlwassers) bereits deutlich erwärmt, mit entsprechenden negativen Auswirkungen für die einheimischen Süßwassermollusken. Dies könnte eine zunehmend gute Ansiedlungschance für tropischen Wasserschneckenarten bieten.

Abschließende Überlegungen

Das Naturschutzgesetz untersagt die Auswilderung nicht heimischer Arten. Über die Gesetzeslage hinaus sollte man sich aber auch Gedanken über die Überlebenswahrscheinlichkeit, beispielsweise von Gelegen und Jungtieren der extrem fortpflanzungsfreudigen afrikanischen Riesenschnecken (Achatinidae), machen, die kaum den ersten Winter überleben würden. Wenn sie dies aber tun könnten, kann man sich die Auswirkungen einer ausreichend großen Population 25 cm großer Schnecken auf die heimische Fauna, Gärten und Landwirtschaft machen.

Die eingeschränkte Überlebenswahrscheinlichkeit eingeschleppter Arten aus wärmeren Klimazonen der Erde könnte sich natürlich durch die zunehmende globale Erwärmung ändern. Zunehmend milde Winter haben ja jetzt schon deutliche Auswirkungen auf die Überlebenswahrscheinlichkeit schädlicher Nacktschnecken, wie der spanischen Wegschnecke (Arion vulgaris), die sonst im Herbst absterben würden. Der zunehmende Klimaumschwung könnte es auch exotischeren Schneckenarten ermöglichen, sich in Mitteleuropa anzusiedeln.

Links

Literatur