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Die Ernährung

Die Nahrungssuche

Weinbergschnecke bei der Nahrungsaufnahme.
Weinbergschnecke bei der Nahrungsaufnahme. Die kleinen
Fühler dienen ihr dazu, die Nahrung zu untersuchen.
Bild: Cornelia Kothmayer.
 

Weinbergschnecken sind ausschließliche Pflanzenfresser, die auf der Suche nach Nahrung teilweise beachtliche Wege zwischen Schlafplätzen und Futterplätzen zurücklegen. Da Weinbergschnecken jedoch selten in solchen Mengen auftreten, wie die gefürchteten Spanischen Wegschnecken, kann man sie kaum als Gartenschädling bezeichnen.

  Weinbergschnecke knabbert an einem Blatt.
Weinbergschnecke frisst an einem Blatt Grünfutter. Sie zieht
den Rand des Blattes dabei mit der Radula in den Mund und
schneidet ein Stück mit dem Kiefer ab.  Bild: Robert Nordsieck.

Bei der Suche nach Nahrung orientiert die Weinbergschnecke sich mittels ihrer Fühler. Mit den großen Fühlern, die sie suchend umher schwenkt, verschafft die Schnecke sich ein möglichst großes Sichtfeld. Sinneszellen, besonders an den beiden kleinen Fühlern, verfolgen, dem Boden zu gerichtet, viel versprechende Geruchsspuren, die auf Nahrung hindeuten. Geschmacksrezeptoren auf den Lippen dienen der Schnecke vor allem zur Untersuchung möglicher Nahrung auf nächste Nähe.

Weinbergschnecken können erwiesenermaßen Nahrung auf einige Entfernung erkennen und kriechen dann gezielt darauf zu. Die Nahrungsvorlieben der Weinbergschnecke sind jedoch schwer zu definieren: Welke Nahrung wird den frischen grünen Pflanzenteilen im Allgemeinen vorgezogen. Auch auf einer Schneckenfarm, auf der Weinbergschnecken mit frischen grünen Pflanzen gefüttert werden, die im Gehege wachsen, muss Welkfutter zugefüttert werden.

Im Gegensatz zu vielen Nacktschneckenarten fressen Weinbergschnecken relativ selten Pilze. Die Annahme, dass Weinbergschnecken die Gelege anderer Schnecken fressen, beruht möglicherweise auf Kannibalismus, der manchmal zwischen den Jungschnecken in der Bruthöhle auftritt, hat sich bei erwachsenen Weinbergschnecken allerdings als völlig haltlos erwiesen.

Die Nahrungsaufnahme

Schematische Ansicht der Radula und beteiligter Organe.
Schematische Ansicht der Radula und der beteiligten Organe.
A: Mundöffnung; B: Kiefer; C: Reibplatte; D: Radulaknorpel.
Quelle: Forcart, L.: "Schnecken und Muscheln" (1947).
 

Wie alle Weichtiere besitzt auch die Weinbergschnecke ein spezialisiertes Organ zur Nahrungsaufnahme und -aufbereitung, das im Tierreich so einzigartig, wie für die Weichtiere typisch ist.

 
Grüne Koboldschnecke (Hemiplecta wichmanni) frisst Algen von
der Terrarienwand: Gut sichtbar: Die Funktion der Radula.
Film: Martina Eleveld (YouTube).

Seine Verwendung kann man bei der Weinbergschnecke am besten erkennen, wenn sie am Rand eines Salatblattes frisst. Dann kann man erkennen, wie die Zunge der Schnecke aus der Mundöffnung hervor gestreckt wird, ein Stück des Blattes ergreift und in die Mundöffnung zieht, wo es vom Oberkiefer abgeschnitten wird. Nimmt man den Vorgang dabei mit einem Mikrofon auf und verstärkt anschließend das Geräusch, so wird ein vernehmliches Raspeln hörbar, das mit bloßem Ohr auch zu vernehmen ist, wenn die Schnecke mit der Zunge die Mündung ihres Gehäuses von Schleimresten befreit.

Erst unter dem Mikroskop ist zu erkennen, dass die Zunge der Schnecke in Wirklichkeit eine Raspelzunge, die Radula, ist, auf der in zahlreichen Querreihen mikroskopisch kleine Zähnchen angeordnet sind. Tatsächlich ist die Radula der Weinbergschnecke wie das Band eines Schaufelradbaggers aufgebaut: Sie bewegt sich über einen Knorpelkern und wird dabei durch die Nahrung gezogen. Die Radulazähnchen lösen dabei kleine Teilchen aus der Nahrung und befördern sie nach hinten in den Schlund. Im hinteren Bereich der Radula entstehen ständig neue Radulazähnchen, so dass die abgenutzten Zähnchen laufend ersetzt werden können.

Ihre Radula ist an die Ernährung einer Schnecke ebenso angepasst, wie die Zähne eines Säugetiers. So erkennt man an den vielen, breiten und gleichmäßigen Radulazähnchen einer Weinbergschnecke deutlich einen Pflanzenfresser.

Dank der Radula gehören die Schnecken zu den wenigen Wirbellosen, die ihre Nahrung vor dem Verschlucken zerkleinern können, im Gegensatz etwa zu einem Flusskrebs, der seine Nahrung zwar mit seinen Mundwerkzeugen zerreißen kann, aber keine Möglichkeit hat, die Nahrung zu kauen.