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Meeresschnecken

Überblick über die geschilderten Meeresschnecken.

In Hinblick auf ihre Artenzahl werden die Meeresschnecken von ihren land- und süßwasserlebenden Verwandten zwar deutlich übertroffen (allein etwa 25.000 von 45.000 bekannten Schneckenarten sind Landschnecken), aber dennoch findet man im Meer zahlreiche verschiedene Formen von Schnecken, deren Verwandtschaft zu den Landschnecken man oft erst auf den zweiten Blick erkennen kann.

 
Genabelte Buckelschnecke (Gibbula umbilicalis), eine Kreiselschnecke. Gut sichtbar: Der
Schalendeckel (Operculum). Bild: Florence Gully, Nature 22: Gastéropodes 2.

Systematisch werden Meeresschnecken, vor allem in älterer Literatur, meist entweder den Vorderkiemern (Prosobranchia) und den Hinterkiemern (Opisthobranchia) zugeordnet, je nachdem, wie weit die Torsion fortgeschritten ist, und wo sich die Atemorgane befinden. Die systematische Bezeichnung Prosobranchia hat sich aber inzwischen als veraltet heraus gestellt, vielmehr werden heute den Hinterkiemern mehrere unabhängige Gruppen von Vorderkiemern gegenüber gestellt.

Systematik der Schnecken (Gastropoda).

Gemeinsam ist den zahlreichen unterschiedlichen Gruppen von Vorderkiemerschnecken aber, dass sie, im Gegensatz zu den meisten Landschnecken, nur selten Zwitter sind, sondern getrennt geschlechtlich, und dass sie am Fußende einen Deckel, das Operculum, tragen, der beim Zurückziehen der Schnecke die Schalenmündung verschließt. Das haben sie gemeinsam mit einigen landlebenden Schneckengruppen (zum Beispiel den Landdeckelschnecken, Pomatiasidae), die sich darin wiederum von den Landlungenschnecken (Stylommatophora) unterscheiden, die niemals einen Deckel besitzen.

Meeresschnecken kann man gut anhand der unterschiedlichen Lebensräume betrachten, die sie bewohnen. Diese sind zwar im Meer nicht so vielfältig und kleinräumlich unterschiedlich, wie an Land (was der Grund für die große Artenzahl der Landschnecken ist), aber dennoch unterscheiden sich Meeresschnecken der Küstenregion meist stark von solchen, die am Ozeanboden leben und den Arten, die das freie Wasser bewohnen.

Die Nordsee ist ein Schelfmeer, sie wird nur bis zu 92 m tief. Dafür verfügt sie über ausgedehnte Wattenmeer-Gebiete mit einer reichhaltigen Schneckenfauna, die sich deutlich von den vom Atlantik beeinflussten Küsten Nordwestfrankreichs unterscheidet. Betrachtet man Nord- und Ostsee, so sind hingegen mehrere Unterschiede erkennbar. Zum einen sind die Gezeiten in der Ostsee kaum präsent, da diese die Ostsee nur durch die Meerengen des Kleinen und des Großen Belts aus der Nordsee erreichen. Ebenso ist der Salzgehalt in der Ostsee viel geringer, weil auch das Salzwasser nur aus der Nordsee stammt, der Süßwassereintrag aus den mündenden Flüssen aber sehr hoch ist. Aufgrund des Bodenprofils der Ostsee unterliegt der Salzgehalt aber regional starken Schwankungen, so dass sich die dort lebenden Schnecken aufgrund ihrer Anpassung teilweise stark von denen der Nordsee unterscheiden, bzw. nur sehr anpassungsfähige Nordsee-Schnecken, wie die Netzreusenschnecke (Hinia reticulata), auch in der Ostsee überleben können.

Wikipedia: Die Ostsee.

Das Mittelmeer andererseits verfügt aufgrund seiner geologischen Entstehungsgeschichte über einen ganz anderen Grundriss als Nord- und Ostsee - hier kollidieren die eurasische und die afrikanische Kontinentalplatte, was zu einer Subduktionszone im Bereich des Mittelmeers und zur Entstehung des geologisch recht jungen Gebirgszug der Alpen geführt hat: Das Mittelmeer wird im Bereich des Calypso-Tiefs südwestlich des Peloponnes über 5000 Meter tief.

Sehr wichtig für die Entwicklung der meereslebenden Schneckenfauna ist auch die Art der marinen Vegetation: Kelpwälder und Seegraswiesen haben für das globale Klima eine Bedeutung, die sich mit den Wäldern an Land vergleichen lässt; aufgrund des reichen Nährstoffangebots ist auch hier die Fauna besonders reichhaltig.


Räuberische nordische Purpurschnecken (Nucella lapillus) inmitten ihrer abgelegten Eier. Dazwischen einige Kreiselschne-
cken
(Gibbula spec.). Bild: Florence Gully, Nature 22: Gastéropodes 2.
 

Die Lebensweise der Meeresschnecken ist ebenfalls sehr unterschiedlich: Es gibt Algengraser ebenso, wie Aas fressende Schnecken und eine große Zahl räuberischer Arten. Unter letzteren sind vor allem die spektakulären  Kegelschnecken (Conidae) bekannt, die ihre Beute mit Hilfe eines Giftpfeils erlegen. Im Mittelmeer ist diese vorwiegend tropische Familie jedoch nur mit wenigen Arten vertreten.

Gemeinsam haben die Meeresschnecken neben allen Unterschieden jedoch, dass sie mit Kiemen atmen. Diese können, wie bei den meisten Schnecken ursprünglich vorhanden sein, oder, wie bei den Nacktkiemern (Nudibranchia) sekundär zum zweiten Mal nach Rückbildung der ursprünglichen Kiemen, entstanden sein.

Morphologie der Schnecken: Atmung und Blutkreislauf.

Zahlreiche Meeresschneckenarten werden durch den Menschen genutzt. Funde aus unterschiedlichen Zeitaltern der Menschheitsgeschichte weisen darauf hin, dass dies auch schon seit Jahrtausenden der Fall ist. Es ist allerdings schwer zu sagen, ob die Nutzung von Weichtieren durch den Menschen in den Küstenregionen ihren Anfang nahm, oder ob ebenso aus Seen und Flüssen Weichtiere gesammelt wurden. Archäologisch nachweisbar ist jedoch, dass der Mensch Weichtiere seit der Altsteinzeit (Paläolithikum) zunächst als Nahrungsmittel und ebenso zur Schmuckherstellung genutzt hat.

Weiter führende Seiten:

Auf den folgenden Seiten sollen jeweils einige Vertreter aus heimischen Meeren, also Nord- und Ostsee, Atlantik und Mittelmeer beschrieben werden.

Ausführlichere Beschreibungen:

Einige Meeresschneckengruppen werden auf gesonderten Seiten ausführlicher behandelt.